Landrat geht nach einer Amtszeit
Landrat gesucht? CSU bestimmt Löwis-Nachfolge

Jetzt ist es raus. CSU-Kreisverbandschef Alexander Radwan verkündete heute zwei Personalien, die es in sich haben. Landrat Olaf von Löwis hört in 18 Monaten auf. Ein Nachfolger sei schon gefunden. 

Der neue CSU-Kandidat für das Landratsamt? Foto: Redaktion

Konkurrenz belebt das Geschäft, so lautet eine Binse. Das gilt vor allem für die Position des Landrats. Sie gilt als kommunalpolitisches Fürstentum, auf die in früheren Jahren nur verdiente und gut vernetzte Verwaltungsexperten kamen. Bei uns geriet das Machtspiel 2013 kurz außer Kontrolle, als Jakob Kreidl im Zuge der Bromme-Affäre zurücktreten musste, Er macht damit Platz für den ersten Grünen Landrat Wolfgang Rzehak. Der wiederum konnte sich im ‘schwarzen’ Stammland nicht lange im Miesbacher Sattel halten, wurde wiederum vom Holzkirchner Bürgermeister Olaf von Löwis abgelöst. Der hat nun kein Interesse an einer zweiten Amtszeit und schreibt in einer Erklärung an die Parteimitglieder heute: “Ich bin bei meiner damaligen Entscheidung, als Landrat kandidieren zu wollen, in dem Bewusstsein angetreten, nur für eine Legislaturperiode, also für sechs Jahre, zur Verfügung stehen zu können…” und weiter: “Mir ist es sehr wichtig, zu betonen, dass diese Entscheidung nicht damit zusammenhängt, dass die bisherigen Herausforderungen in meiner Amtszeit größer waren als ich selbst es vermutet hätte.”  

CSU-Kreischef Alexander Radwan musste lange nach einem Löwis-Nachfolger suchen. Foto: Büro Radwan MdB

Wer soll es machen – und kann es auch?

2026 endet also die Ära von Löwis. Wer soll dann für die CSU antreten? Wenn es nach dem Kreisverbandschef der Partei, Alexander Radwan geht, soll es Franz Schnitzenbaumer, der Bürgermeister aus Schliersee, werden. Der 62-jährige leitet die Gemeinde seit 18 Jahren, hat eine zweijährige Tochter und war bis zu seiner ersten Wahl 2006 Kriminalpolizist. In einer Stellungnahme an seine Partei schreibt Schnitzenbaumer heute: “Der Ruhestand ist für mich keine Option. Nach allem was ich in meiner Heimatgemeinde geschaffen habe und welches Ansehen ich mittlerweile erreicht habe, war ich mir sicher, dass ich wahrscheinlich ohne Gegenkandidat einer sicheren weiteren Amtszeit entgegen gehen werde….Jetzt habe ich gemeinsam mit meiner Frau eine Entscheidung getroffen. Ich nehme diese Herausforderung an. Ich tausche eine vermutlich relativ sichere Wiederwahl gegen eine spannende Landratskandidatur. Und ich freue mich darauf! Ich freue mich auf einen spannenden Wahlkampf und ich freue mich, so Gott will, auf die Aufgabe, das Landratsamt zu führen.”

Die Wahl zum Landrat fällt im März 2026 mit vielen Bürgermeister-Wahlen im Landkreis zusammen. Schon jetzt spekulieren Beobachter auf eine besondere Personalie. Jens Zangenfeind, Bürgermeister von Hausham und Mitglied der Freien Wähler wird größtes Interesse an der Position des Landrats nachgesagt. Schon jetzt kann er sich als Vize-Landrat bei dem ein oder anderen Termin einbringen. Der 52-jährige Jurist hat in jüngster Zeit für Druck innerhalb der Bürgermeister-Runde gesorgt. Er und sein Gemeinderat sprachen sich gegen die Umwandlung des alten Impfzentrums in eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge aus.

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Obwohl das für die Städte Miesbach und Tegernsee extrem positiv gewesen wäre; die dort belegten Turnhallen wären schneller freigeworden. Einige sahen in Zangenfeinds Blockade ein böses Foul. “Hier profiliert sich ein karriereorientierter Politiker auf Kosten anderer Kommunen”, ärgerten sich Kollegen. Denn dieses Zangenfeind-“Nein” hat weitreichende Konsequenzen. Von Stund’ an durften sich seine Kollegen von ihren Gemeinderäten oftmals die Frage “warum machen wir das nicht auch?” anhören. 

In Hausham ist man karriereorientiert

Ob aber Zangenfeind nach dieser Aktion in seiner oft sehr schwer einschätzbaren Partei damit auch punktete, ist offen. Mit Schnitzenbaumer schickt die CSU einen versierten Kommunalpolitiker ins Rennen, der, so hört man, auch richtig Lust auf das Amt verspürt.

Das ist ungewöhnlich. Denn CSU-Kreis-Chef Radwan soll in den vergangenen Wochen in seiner Partei Schwierigkeiten gehabt haben, die Position an den Mann oder die Frau zu bringen. Die Szenen in Warngau, wo von Löwis schwer von Bürgerinnen und Bürgern angegangen wurde, die Morddrohungen, die Sisyphos-Arbeit mit den zugewiesenen Flüchtlingen – das alles ist weit entfernt vom feinen Bänder-Durchschneiden und Festreden-halten einstiger Zeiten. Vor allem bereits etablierte Bürgermeister winkten schnell ab. Lieber den warmen und überschaubaren Posten eines Gemeindechefs abdecken, als politische Rampensau ins öffentliche Feuer geschickt zu werden, dachten sich einige der üblichen Verdächtigen wohl. Landrat – das war früher die Krönung für Kommunalpolitiker.

Macht das überhaupt noch Spaß?

Aber die neuen Umgangsformen in der Politik, der Druck aus München und die dringend notwendigen Reformen in der Verwaltung – das alles macht nicht jedem Spaß. Hinzu kommen bei der Auswahl eines Kandidaten oder Kandidatin die traditionellen CSU-Proporz- und Kirchturm-Arithmetik: Einer aus dem Tegernseer Tal? Niemals vermittelbar im Nachbar-Tal. Dafür ein Landwirt aus dem Osten des Kreises? Naserümpfen in den Nordkommunen. Aber wieder einer aus Holzkirchen? Bitte nicht zweimal hintereinander. Radwan ist bei der Kandidatensuche zu bedauern. Immerhin sind es noch 18 Monate bis zur Wahl. Vielleicht bricht ja eine Nachwuchskraft aus der zweiten Reihe aus dem Dickicht und stellt sich auf die Lichtung. Es gibt in Bayern Landkreise mit jüngeren Amtsinhabern. 

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