Statiker des THW haben heute, im Auftrag des Katastrophenstabes des Landratsamtes Miesbach, in verschiedenen Ortsteilen der Gemeinde Bad Wiessee die Schneelast auf den Dächern gemessen. “Diese betrug, zum Zeitpunkt der Messung, ca. zwischen 180 und 200 kg pro m²”, das teilt der Geschäftsleiter Hilmar Danzinger mit.
Gemäß Aussage der Statiker handele es sich hierbei um Werte, bei denen grundsätzlich zunächst KEIN Anlass zur Sorge bestehe, dass Satteldächer davon Schaden nehmen könnten. “Die Schneelast auf den Dächern im gesamten Tegernseer Tal (auf gleicher Seehöhe) dürfte sich – zum momentanen Zeitpunkt – von diesen Werten nicht maßgeblich unterscheiden”, betont Danzinger.
Die Statiker des THW weisen, im Auftrag des Katastrophenstabes des LRA MB in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es, bei nicht-öffentlichen Gebäuden, den privaten Hausbesitzern obliege, ihre Häuser in einem bauordentlichen Zustand zu halten.
Ursprünglicher Artikel 11. Januar 2019
In den letzten Tagen ist im Tegernseer Tal einiges an Schnee runtergekommen. Das Fatale: Der Schnee war zu Beginn nass und schwer. Mittlerweile wurden zahlreiche Flachdächer der Gemeinden im Landkreis bereits abgeschaufelt. Darunter auch die Turnhalle des Gymnasiums Tegernsee. Im HEP in Holzkirchen ist gestern ein Stück vom Dach eingebrochen. Das Einkaufszentrum musste evakuiert werden.
Immer mehr Hauseigentümer rund um den Tegernsee machen sich nun Gedanken, ob auch sie ihr Dach vom Schnee befreien müssen. Denn „jeder Bauherr ist zunächst für die Sicherheit seines Daches selbst verantwortlich“, betont Thomas Wagner von Ingenieurbüro Staudacher in Tegernsee. Allgemein sei es schwer zu sagen, welches Dach nun abgeschaufelt werden müsse und welches nicht. Trotzdem sagt er:
Aktuell kann man sich durchaus Gedanken machen. Kritisch wird es aber vor allem dann, wenn es in den Schnee reinregnet.
Das könnte in der Nacht zum Montag der Fall sein. „Es wird schon in der Nacht auf Sonntag erneut schneien, im Laufe des Tages kann die Schneefallgrenze mal bis 1200 m ansteigen. Besonders abends wird es in den Tallagen in die Schneedecke reinregnen, während in den Bergen eine Packung Neuschnee erwartet wird“, so der Schaftlacher Wetterexperte Hans Wildermuth.
Schnee kann richtig schwer werden
Klar ist, vor allem Flachdächer sind gefährdeter. „Aber auch bei unseren Satteldächern kann es bei starker Schneeverwehung und ähnlichem durchaus kritisch werden“, so Wagner. Ob man sein Dach nun abschaufeln muss oder nicht, lässt sich rausfinden. Zunächst einmal kann man die für das eigene Dach zulässige Schneelast im Standsicherheitsnachweis des Gebäudes einsehen. Hilfe können an dieser Stelle auch das Landratsamt oder die Ingenieurbüros geben.
Wichtig ist, dass nicht die Schneehöhe, sondern das Gewicht ausschlaggebend ist. Pulverschnee ist leichter als Nassschnee und Nassschnee wiederum leichter als Eis. Der Grund dafür ist, dass Schnee in seinen verschiedenen Zustandsformen unterschiedlich dicht gelagert und daher verschieden schwer ist. Das Schneegewicht kann also stark variieren und damit Dächer unterschiedlich stark belasten.
Schnee hat eine mittlere Dichte von 100 Kilogram pro Kubikmeter. Damit liefert eine Schneehöhe von 20 cm ein Gewicht von 20 kg pro Quadratmeter. Nasser Schnee hat eine Dichte von bis zu 500 kg pro Kubikmeter, daraus ergibt sich bei 20 cm Schneehöhe ein Gewicht von 100 kg pro Quadratmeter. „Sollte es am Sonntag viel regnen, kann bei einer Schneehöhe von 50 cm auf dem Dach eine Last von 250 kg pro Quadratmeter zusammenkommen, das ist erheblich”, so Wetterfrosch Wildermuth.
Wie das Gewicht berechnet wird
Um nun das genaue Gewicht des Schnees auf dem Dach zu ermitteln, rät das Bayerische Staatsministerium Folgendes: Mit einer Ausstechform (zum Beispiel einem Ofenrohr) soll ein Stück Schnee ausgestochen werden. Im Anschluss wird der Schnee gewogen. Dann teilt man das Gewicht durch die Oberfläche der Ausstechform. Bei Flachdächern kann man diesen Wert nun direkt mit den Angaben im Standsicherheitsnachweis vergleichen. Bei geneigten Dächern muss der Wert erneut umgerechnet werden. Die genaue Art der Berechnung und alle weiteren Informationen zu diesem Thema gibt es hier.
Eine pauschale Berechnung ist aber wegen der sich ständig verändernden Witterung unmöglich. Die Telefone bei den Handwerkern im Tal laufen deshalb heiß, denn jeder will auf Nummer sicher gehen. “Wer ein schlechtes Gefühl hat, sollte räumen, um ruhig zu schlafen“, so Zimmermeister Georg Hagn aus Kreuth gegenüber dem Merkur.
Wer sich also entscheidet, sein Haus vom Schnee zu befreien, sollte versuchen noch einen Experten für die Räumung zu ergattern, allerdings sind die Wartelisten mittlerweile lang. Wer selber Hand anlegen will, muss Verschiedenes beachten. So muss das Dach standsicher sein, die Statik beachtet werden – so soll das Dach auf beiden Seiten möglichst gleichmäßig entlastet werden – und auch eine Sicherung ist dringend notwendig. Alle Details dazu sind hier zu finden.
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