Das Dilemma der BOB geht weiter

Während der Schneekatastrophe war das Chaos bei der BOB noch nachvollziehbar. Doch auch Wochen danach kommt es regelmäßig zu Verspätungen. Abhilfe bringen auch keine neuen Züge, denn vor allem die Infrastruktur ist marode. Störungen werden sich daher auch künftig nicht vermeiden lassen, räumt nun sogar BOB-Chef Fabian Amini ein.

BOB-Geschäftsführer Fabian Amini räumt ein, dass es weiter Störungen bei der Bob geben wird – auch mit den neuen Fahrzeugen. / Archivbilder

Ein halbes Jahr war der Autor dieses Berichts mit der BOB von Gmund nach München unterwegs – zur Berichterstattung über die Miesbacher Amigoaffäre. An den 30 Prozesstagen erlebte er, ausgenommen den Katastrophen-Fall, nur eine einzige Fahrt, die pünktlich war. Selbst in den Frühlingstagen der vergangenen Woche reihte sich eine Störung an die andere.

Gestern Vormittag dann kam der Zug mit einer halben Stunde Verspätung in München an. Als Grund wurden Bahnübergangsstörungen in Deisenhofen durchgesagt. Ein anderes Mal war es nach Auskunft von BOB-Geschäftsführer Fabian Amini „eine Nachwirkung der Blockstörung an der Infrastruktur der DB Netz zwischen Holzkirchen und Miesbach. Das Kuppeln/Flügeln unserer Züge überträgt sich dann leider auf alle Äste“.

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Wie Zugbegleiter ergänzen, müsse auch deswegen oft in Schaftlach zeitraubend rangiert werden, weil die Züge nur in Lenggries betankt werden können. Kontrolliert werden die Tankstände von der Betriebsleitzentrale. Und ist die Toilette verstopft, dass sich der Inhalt wie erlebt im Fahrgastraum ergießt, muss ein solcher Zug irgendwann aus dem Verkehr gezogen werden. Alles Unwägbarkeiten, die auch künftig die Pünktlichkeitsquote nicht heben wird.

Pünktlichkeitsquote über 93 Prozent?

Wenngleich Amini behauptet, „die Quote der BOB im März lag bei über 93 Prozent und die betriebsbedingten Zugausfälle haben sich auf ein sehr niedriges Niveau reduziert“. Störungen könnten wie bei anderen Verkehrsträgern „auch bei uns mal passieren“. Die am eigenen Leib erlebten Störungen zwischen Tegernsee und Holzkirchen widersprechen allerdings eindeutig Aminis offizieller Darstellung. Besserung ist kaum in Sicht.

Letztlich addierte sich die Verspätung der BOB gestern nach München auf eine halbe Stunde. / Foto: Klaus Wiendl

Auch wenn CSU und Freie Wähler nun in Pressemitteilungen ankündigen, einen Halbstundentakt der BOB im Oberland auf die Schiene zu bringen. Möglich werden soll dies mit dem Austausch der uralten Integrale in neue LINT-Züge. Rund 100 Millionen Euro investiert der Mutterkonzern Transdev bis 2032 in das Leasing der 25 neuen Dieselfahrzeuge. Doch damit ist das Problem für die BOB kaum behoben, wie Amini nun gegenüber der Tegernseer Stimme einräumt.

Eingleisigkeit ein unüberwindbares Hindernis

Zwar erwarte er weniger betriebliche Störungen, doch sie würden sich durch „die störanfällige Infrastruktur mit Eingleisigkeiten und mangelnden Begegnungsstellen auch nach Einbringen der Neufahrzeuge nicht vermeiden und auch nur bedingt betrieblich kompensieren lassen“. Dringend nötig wären hierfür Investitionen in die Stabilisierung und Kapazitätserweiterung, „die bisher nicht in ausreichender Form geplant sind und damit noch lange auf sich warten lassen“. Allen schönen Sonntagsreden zum Halbstundentakt zum Trotz.

Allein die Grünen im Landtag fordern „im Rahmen der Neuausschreibung zusätzliche Ausweichstrecken zwischen Holzkirchen und Lenggries, damit der Halbstundentakt langfristig reibungslos stattfinden und durch Expresszüge ergänzt werden kann.“ Ferner soll die Elektrifizierung auf allen BOB-Strecken „mit größter Dringlichkeit“ umgesetzt werden.

Eine Forderung, die schon mindesten seit 2011 auch von der CSU auf dem Tisch liegt und dort wohl weiter ruhen wird. Frühestens 2032 fahre die BOB unter Strom. Zu erwarten sind lange Planfeststellungsverfahren. So werden Fahrgäste noch über Jahre auf eine pünktliche BOB warten müssen – trotz aller Lippenbekenntnisse.

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