Wahlfach Film:
“Das ist jetzt deine Crew, mach mal”

Laura Jung und Julia Reymann-Englert haben die Film-AG am Tegernseer Gymnasium erfunden. Hier drehen Kinder von der fünften bis zu 12 einen ersten eigenen Film. Jetzt haben sie ihre eigene kleine Firma gegründet.

Die Unternehmerinnen Laura Jung und Julia Reymann-Englert. Ihre Produktionsfirma bietet auch Sommerferienkurse für Kinder an. Foto: Julia Jäckel

Ihr habt eine Film-AG gegründet, wie kam es dazu?

Julia: Wir haben vor fünf Jahren Abi gemacht am Gymnasium und danach in Regensburg studiert, unter anderem Medienwissenschaft. Als dann Corona kam, haben wir ein Drehbuch geschrieben. Das war als kleines Projekt gedacht, irgendwie wurde das dann ein Spielfilm mit 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Laura: Das ist schnell eskaliert (beide lachen).

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Julia: Wir haben gemerkt, dass das ganz schön viel Spaß macht und auch mehr Spaß als zu studieren und alles nur theoretisch durchzukauen.

Laura: Oder mehr Spaß als die Optionen, die wir mit unserem Studium hatten. Dieses selbstständige Arbeiten war mehr unseres als analysieren und Filmkritik.

Julia: Und dann kam die Idee, wir machen uns selbstständig mit einer Produktionsfirma. Das war so vor zwei Jahren. Dann kamen wir darauf, Kindern beizubringen, wie Film überhaupt geht. Zum reinzuschnuppern, weil die Option gibt es ja sonst nicht. Seit einem Jahr bieten wir eine Film-AG als Wahlfach am Gymnasium (Tegernsee) an.

Wieso?

Laura: Weil wir selber an der Schule waren und im Chor und im Theater. Das hat unsere Schulzeit geprägt und uns auch in diese Kulturrichtung gedrängt. Da erinnern wir uns so gerne zurück und dann dachten wir, Film gibt es so nicht als Angebot; und Emil war eben auch ausschlaggebend.

Emil?

Laura: Bei unserem Film “Milchshakes und andere Versuchungen” war der kleinste Schauspieler vier Jahre alt. Wir waren sehr aufgeregt! Wir haben ja noch nie mit Kindern gearbeitet und auch noch nie an so einem großen Set. Und der war einfach zuckersüß und hat wirklich ganz toll gespielt. Ein halbes Jahr später ist er nochmal zum Nachvertonen gekommen und er wollte nicht mehr gehen … der hat sich für jede Technik interessiert. Julia hat ihm die Kamera erklärt und wir haben gemerkt, das mach so viel Spaß, wenn die mit strahlenden Augen rausgehen und was gelernt haben – das wollen wir gerne weitergeben.

Wie wird die Film-AG angenommen?

Laura: Gut (lacht)

Julia: Die Film-AG gab es ja so vorher noch nie und wir haben auch keine Werbung gemacht, das stand nur zwischen Chor und Theater dabei, und dann hatten wir direkt 27 Anmeldungen. Und alle Klassen konnten sich anmelden, von der fünften bis zur zwölften.

Laura: Wir hatten erst Angst, uns wurde eigentlich gesagt, dass wir das erst ab der achten Klasse machen sollen, damit die sich untereinander verstehen. Aber es war gar kein Problem. Die zehnjährige spricht mit einem 18-Jährigen und die arbeiten so schön zusammen, das ist echt toll das zu sehen. Egal, ob es um eine Drehbuchbesprechung geht oder die zusammen mit der Kamera arbeiten. Dann hat die Kleine dem Großen den Ton erklärt.

Macht ihr mit dem Wahlfach weiter?

Julia: Wir möchten das eigentlich groß aufbauen und das wie eine Art Musikschule aufziehen. Da kann man ja auch verschiedene Instrumente spielen oder in einem Ensemble spielen. Das wäre halt schön, wenn wir zum Beispiel einen Projektkurs anbieten können, wo man an dem Film arbeitet, einen Schauspiel- oder einen Kamerakurs.

Laura: Wir sagen immer, wenn man nicht sportlich ist und nicht musikalisch, dann gehen einem als Kind fast die Hobbys aus.

Julia: Beim Film kann man halt auch alles ausprobieren. Das schöne ist, dass die Kinder, die so schüchtern waren am Anfang – die blühen so auf.

Laura: Wir machen immer so Übungen, wo jeder auch mal Regie machen muss, also quasi das Sagen hat. Wenn man die da so ein bisschen ins kalte Wasser schubst und sagt: Okay, das ist jetzt deine Crew – mach mal! Und was die dann für tolle Ideen haben, und wie die merken, dass das was sie sagen auch umgesetzt wird. Die haben dann ein Ziel vor Augen.

Julia: Das ist ja in der Schule ganz oft so, du kriegst gesagt, macht die Hausaufgabe oder lerne das jetzt für die Schulaufgabe. Aber wofür mache ich das eigentlich gerade? Nur für eine gute Note? Was bringt es mir letztendlich? In der Film-AG wissen alle, ich muss erst das Drehbuch schreiben, oder ich muss das Storyboard malen, damit der Film dann fertig wird. Sie wissen, ich mache das jetzt, damit am Ende ein Film herauskommt.

Herzlichen Dank für das Interview

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