Es muss sich schnell rumgesprochen haben, dass die Neureuth dicht ist. Nur wenige Fahrzeuge stehen auf dem Parkplatz zur Forststraße. Auf der gesperrten Straße sind nur noch Baufahrzeuge unterwegs, da auch Neureuth-Wirt Thomas Gigl seinen Betrieb vorerst einstellen musste. Er kann die Versorgung auf 1.200 Metern Höhe nicht mehr sicherstellen. Die Auffahrt für ihn und sein Personal sei nicht mehr „mit gutem Gewissen“ durchzuführen. Und ohne Nachschub bleibt die Küche kalt. Die Stadt Tegernsee hatte bereits am Sonntag den sogenannten Winterweg wegen der Gefahr eines Erdrutsches für jeglichen Verkehr und auch für Fußgänger und Radler gesperrt.
Dennoch wollte die TS es genauer wissen. Ab der Absperrung beherrschen Baufahrzeuge einer Spezialfirma aus dem Landkreis Traunstein das Bild. Schwertransporter laden gefällte Bäume ab und gewaltige Wasserbausteine auf. Rückwärts fahren sie das erste Steilstück zur Gefahrenstelle hoch. Dort ist bereits der ganze Hang über der Rechtskurve gefällt. Nur Baumstümpfe blieben übrig und eine gewaltige Abrisskante, die bereits einige Meter abgerutscht ist. Sie zieht sich über den ganzen Hang. Die Gefahr besteht, dass der ganze Hang in Bewegung kommt, ist von der Baufirma zu hören, die mit mehreren Arbeitern vor Ort ist.
Ein sachkundiger Mitarbeiter erklärt, dass in der Straßenmitte Grabmaßnahmen wegen der Infrastrukturversorgung der Neureuth im vergangenen Sommer stattgefunden haben. Bei dieser Gelegenheit sei auf Wunsch der Stadt die Rechtskurve nach dem ersten Steilstück verbreitert worden, um dort „schöner fahren“ zu können.
Mächtige Abrisskante
Eine alte Steinmauer am Fuße des Hangs war bereits vorhanden. Diese sei freigelegt und sauber gemacht worden. Da schon damals bekannt war, dass die Böschung rutscht und labil ist, wurde sie mit großen Bachbausteinen bereits verbaut. Doch der Anriss des Hangs ist gut 20 Meter oberhalb, so dass die Masse der Mure die Absicherung überschoben habe, erklärt der Fachmann die Gefahrenquelle.
Auf Anraten des Geologen seien dann die massiven Bäume des ganzen Hangs gefällt worden, um den Druck auf Fels und Erdreich zu reduzieren. Bereits bei einem Herbststurm hätte es einen beträchtlichen Windwurf gegeben. Als die Stämme entfernt wurden, sei schon erkennbar gewesen, dass der Berg in Bewegung ist. Dass der Hang im Winter kommt, sei allerdings unerklärlich. Keine Antwort darauf wüsste auch der Geologe, dem aber die labilen Hänge im Tegernseer Tal bekannt seien.
Seine Firma müsse nun eine Fußsicherung des Hangs herstellen, die der Geologe am Montag begutachten will. Keinesfalls werde in den Hang gegraben. Diese Maßnahme könne erst wieder im Sommer erfolgen. „Wir machen jetzt nur eine Wintersicherung, um die Straße wieder befahrbar zu machen“. Dazu werde jetzt der Hang mit einer Masse von Wasserbausteinen gesichert, mit riesigen Felsblöcken. Damit soll ein Stillstand des Hangs erreicht werden.
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