Ein gefährlicher Hang mit Geschichte

Meist wird der Nordhang des Hirschbergs im Winter unterschätzt. Am Samstag aber hätte er zur Todeszone werden können. Wie berichtet, hatte sich eine gewaltige Lawine gelöst. Glücklicherweise kam niemand zu Schaden. Doch das war nicht immer so.

Vor der Nutzung des Sommerwegs im Winter wird zu Recht gewarnt. Gleich nach der Weggabelung raste die Lawine durch. / Foto: K. Wiendl

Es war ein ideales Bergwetter. Hunderte lockte der blaue Himmel zu den Gipfeln im Tegernseer Tal. Stark frequentiert war auch der Aufstieg zum Hirschberghaus in 1511 Metern Höhe. Die Lawinenwarnstufe war erheblich. Gewarnt wurde bereits vor Nassschneelawinen in den Nachmittagsstunden. So geschah es dann auch kurz vor 14 Uhr, als aufgeregte Wanderer dem Wirt des Hirschberghauses einen Lawinenabgang über den Sommerweg meldeten.

Der sofort eingeleitete Großeinsatz von Bergwacht und Polizeibergführern, unterstützt durch Hubschrauber, zeigte aber nach geraumer Zeit, dass unter dem 50 bis 80 Meter breiten Lawinenkegel keine Verschütteten zu beklagen waren. Sieht man sich die Dimensionen des Lawinenstrichs genauer an, so müssen einige Wanderer, die dennoch den Sommerweg nutzten, einen Schutzengel gehabt haben. Denn auf einer Breite von gut 100 Metern ist das niedere Gehölz geknickt.

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Lawinentod am Hirschberg

Nur kräftige Stämme hielten den Schneemassen stand. Wo am Samstagvormittag noch Schnee mit etwa zwei Metern Höhe lag, ist jetzt auf gut 3.000 Quadratmetern Fläche – auch aus der Ferne – nur noch ein brauner Fleck zu entdecken. Doch Lawinen am Hirschberg haben auch schon Menschen begraben, wie eine Chronik von Sepp Fischhaber aus Kreuth zeigt.

Die Verwüstung durch den Lawinenabgang. / Foto: K. Wiendl

Mina Krimbacher beispielsweise, die Nichte vom Hirschbergwirt, stürzte am 16. Januar 1893 beim Wegfreischaufeln mit einer Schneebrettlawine ab. Das bald darauf errichtete Marterl fiel ebenso einer Lawine zum Opfer. Die Hirschbergler errichteten 1993 in den Felsen des Kratzersteiges zum Gedenken ein neues Marterl. Ein Marterl bekam auch Gerhard Haupt aus Germering. Es ist zwar noch von Schneemassen bedeckt, doch überliefert ist, dass Haupt am 21. Februar 1959 beim Schiaufstieg auch nördlich vom Kratzer von einer Lawine mitgerissen wurde.

Um Wanderer nicht weiter der Gefahr eines Lawinenabgangs auszusetzen, wurde daher die Winterroute über den Kratzer ausgeschildert. Der Weg ist zwar steiler, dafür aber mit Seilen gesichert. Diesen Winterweg empfiehlt Peter Maier seinen Gästen eindringlich. Doch als Pächter des Hirschberghauses erlebt er seit 15 Jahren immer wieder, dass manche Wanderer seine Warnung in den Wind schlagen, „obwohl wir ihnen sagen, sie sollen den Sommerweg nicht benutzen“.

Er weiß, wovon er spricht, „denn vor etlichen Jahren ging an derselben Stelle schon mal eine Lawine ab“. Gleiches berichtet auch Franz Wagner jr., dessen Eltern bis 2003 langjährige Pächter des Berggasthofs waren. „Vor etwa 20 Jahren hörten wir gegen Mitternacht ein gewaltiges Donnern. Am nächsten Morgen haben wir dann den Lawinenstrich gesehen. Das war ein schwarzer Fleck wie jetzt“.

Rechts vom Winteraufstieg über den Kratzer (am linken Bildrand) ging die mächtige Lawine ab. / Foto: K. Wiendl

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