Aufstehen, Zähneputzen, ab in den See
“Der See ruft mich”

Sabine Laermann (65 Jahre) schwimmt seit acht Jahren fast täglich im Tegernsee. Auch bei Temperaturen um die 5 Grad. Ganz ohne Gänsehaut. Selbst, wenn es schneit.

Wie ein Fisch im Wasser: Sabine Laermann hüpft jeden Tag in den See – auch bei Minusgraden

Sie haben vorhin den schönen Satz gesagt, der See spricht mit ihnen, was spricht er denn?

“Komm”, (lacht), so ruft mich der See. Aber es gibt auch Tage, da ist er dann so grau und so komisch wellig. Da denke ich, nee, also eigentlich nicht. Aber meistens ist er wunderschön, und da gehe ich rein. Und wenn es richtig wellig ist, dann bleibe ich mehr in der Nähe des Stegs.

Wie oft gehen sie baden?

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Jeden Tag.

Das ist ein mein Morgenritual: Aufstehen, Zähne putzen, Badeanzug an, Mütze auf und zehn Minuten schwimmen. Sabine Laermann

Warum?

Ja, es gab dann kein Warum. Deshalb, der See spricht mit mir und ich schwimme. Jetzt ist es ja so ein Trend, fast ein Boom geworden, dieses Eis-Schwimmen. Bei mir ist es andersrum. Nicht ich brauche das, um das anderen zu zeigen, sondern es ist meine Sache. Deswegen mache ich das auch gerne alleine.

Sie schwimmen auch ein Stück raus?

Das Rausschwimmen, okay, das ist so eine Sache. Da sagen auch viele im Sommer, du schwimmst so weit raus. Das sind fünf Minuten Schwimmen und wieder zurück. Ja, das ist schon ein Stück. Aber das ist halt mein Blick, rüber zu der Kirche nach Bad Wiessee. Der gibt mir viel – und ich habe auch liebe Nachbarn.

Die passen auf sie auf?

Ja (lacht).

Sind sie eigentlich sehr sportlich? Haben Sie ein anderes Geheimnis?

Nee gar nicht. Überhaupt nicht. Also im ersten Jahr bin ich gar nicht in den See gegangen. Auch nicht im Sommer.

Was gab dann den Ausschlag, auch im Winter baden zu gehen?

Es begann ja ganz allmählich. Vor acht Jahren gab es einen ziemlich heißen Sommer und da bin ich regelmäßig baden gegangen. Ich bin dann einfach im späten Sommer immer weiter schwimmen gegangen. Und dann eben auch als es Herbst und Winter wurde.

Was ist ausschlaggebend bei ihrer Schwimmroutine?

Das Equipment muss einfach sein. Damit ich auch das tue, was ich tun will. Damit dieses vorher und nachher nicht so eine große Rolle spielt. So pur wie möglich.

Es gibt viele Leute, die schwimmen nicht mal im Sommer im Tegernsee … was sagen sie denen?

Man muss den Kopf austricksen.

Hat das Schwimmen etwas meditatives für sie? Passiert im Wasser eine Entspannung, die sie an Land so nicht haben?

Ja, vielleicht.

Das Schwimmen ist tatsächlich so eine Auszeit, meine Me-Time. Deshalb mache ich es auch sehr, sehr gerne alleine. Sabine Laermann

Dann kommt mal die eine oder andere vorbei. Die wissen dann schon: “Sabine nicht ansprechen, das ist ihre erste Tour. Da ist sie in Gedanken.”

Wenn sie ihr Leben anschauen, das vor dem Schwimmen und jetzt. Was hat das Baden mit ihrem Körper oder mit ihrer Seele gemacht?

Eine Ausgeglichenheit. Wir machen uns oft klein oder lassen uns beeinflussen von so viel Äußeren. Deswegen bin ich auch gerne auf meiner Yoga-Matte. Es ist egal, was links und rechts passiert. Der eine kann das, die andere das. So ist das auch bei mir. Mal finde ich den Hund (Yoga-Position /Anmerkung der Redaktion) ganz toll, mal denke ich, um Gotteswillen, was ist denn heute los? Darauf zu hören, dieses nicht perfekte, und dass ich tatsächlich sage, so wie es mir heute geht, diesen Luxus, erlaube ich mir. Dass keiner dich beeinflussen kann, keiner dir reinredet.

Was lieben sie am Tal?

Also, ich fahre nicht Ski, ich gehe nicht auf die Berge, weil ich nicht schwindelfrei bin. Ich war noch nie auf dem Wallberg. Tatsächlich liebe ich die Berge von unten. Und für mich spielt das Leben hier eine andere Rolle. Ich lebe hier einfach intensiver durch die Natur um mich herum.

Vielen Dank für das Gespräch.

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