“Die Ampel steht auf dunkelrot”

Die Corona-Lage im Landkreis wird zunehmend angespannter. Das bestätigt jetzt auch eine Sprecherin des Krankenhaus Agatharied. Gäbe es eine regionale Corona-Ampel, würde die auf dunkelrot stehen.

Die Ampel in unserem Krankenhaus steht auf dunkelrot

Die Inzidenz im Landkreis Miesbach steigt massiv an. Erste Gemeinden ziehen Konsequenzen. So hat beispielsweise Waakirchen seine Bürgerversammlung kommende Woche abgesagt.

Aus dem Landratsamt hieß es gestern noch “Keine Panik.” Und doch erklärte auch hier eine Sprecherin: “Weil die Krankenhäuser so eine zentrale Rolle spielen in der Pandemiebekämpfung wurde in Bayern am 6. Oktober die „Krankenhausampel“ eingeführt. Diese beschreibt die Auslastung der Krankenhäuser in ganz Bayern. Sie steht aktuell auf Grün, wobei man bedenken muss, dass diese Aussage für ganz Bayern gilt und die individuell regionale Auslastung nicht berücksichtigt.” Jetzt spricht Melanie Speicher, Leitung Unternehmenskommunikation, über die aktuelle Lage im Krankenhaus Agatharied.

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Die Inzidenz für den Landkreis geht aktuell erneut in die Höhe. Im Landkreis Miesbach ist die Impfrate im Vergleich nicht allzu hoch. Schlägt sich das in den Belegungszahlen des Krankenhauses nieder?

Melanie Speicher: Die Infektionszahlen im Landkreis Miesbach und im gesamten südostoberbayerischen Raum befinden sich auf einem Rekordhoch. Wie bereits während der vergangenen Wellen zu beobachten, hat dies auch unmittelbar Auswirkung auf die Belegungszahlen in den Krankenhäusern der Region. Auch bei uns lässt sich bei einem insgesamt dynamischen Geschehen ein deutlicher Anstieg der zu behandelnden Corona-Patienten verzeichnen.

Bei einer vorherigen Anfrage hieß es aus ihrem Haus, dass eigentlich nur Ungeimpfte in Behandlung seien – ist das immer noch so?

Melanie Speicher: Bei den Corona-Patienten, die wir im Krankenhaus behandeln, handelt es sich nur ganz vereinzelt um Geimpfte. Vor allem bei den Schwererkrankten handelt es sich fast ausschließlich um Personen ohne Impfung.

Laut DIVI werden aktuell zwei Menschen in Agatharied beatmet. Wie sieht es denn auf den “normalen Stationen” aus.

Melanie Speicher: Das ist korrekt. Gestern wurden noch drei beatmet, heute sind es noch zwei beatmungspflichtige Covid-19-Patienten auf der Intensivstation. Auf der Normalstation sind es aktuell elf Covid-Patienten. Wie Sie wissen, können sich die Zahlen oft sehr schnell in die eine oder andere Richtung ändern.

Die bayernweite Krankenhaus-Ampel steht noch immer auf grün. Ist diese Einschätzung für Sie nachvollziehbar und richtig?

Melanie Speicher: Es mag sein, dass die grüne Ampel statistisch gesehen die Situation für ganz Bayern zeigt. Dies trifft aber sicher nicht für alle Regionen gleichermaßen zu. Im gesamten südostoberbayerischen Raum ist die Betten- und Personalsituation bereits seit einiger Zeit extrem angespannt. Aus unserer Sicht steht die Ampel für unser Haus auf dunkelrot.

Wären sie für eine regional-abgestufte “Ampelschaltung”?

Melanie Speicher: Ja, schließlich ist die Corona-Verteilung nicht homogen. Gebieten mit starken Inzidenzen ist bei der Bettenbelegung nicht damit geholfen, dass es Gegenden mit niedrigeren Inzidenzen gibt. Die Patienten sind hier vor Ort, und hier müssen wir ihnen helfen. Eine regionale Ampel wäre deutlich realitätsnäher als eine bayernweite Betrachtung. Diese ist zwar statistisch korrekt, hilft bei der Suche nach freien Betten aber leider nicht.

Vielen Dank für das Interview.

Die Beantwortung erfolgte in Abstimmung mit Dr. Herdtle, Chefarzt des Integrierten Notfall- und Behandlungszentrums (INBZ) und Pandemiebeauftragter sowie Dr. med. Peter Wellner, Chefarzt Innere Medizin und Geriatrie, Mitglied des Ärztlichen Direktoriums des Krankenhauses Agatharied.

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