Neues Hotel in Gmund eröffnet im Frühjahr
Die ganze Welt und noch mehr Tegernsee

Eine Gruppe aus Einheimischen pachtet ein Anwesen samt Park, Villa und Nebengebäuden. Fast direkt am See. Ein Longterm-Popup Hotel mit Restaurant soll’s werden. Was dahintersteckt? Wir waren vor Ort.

Das Anwesen Lindenfycht mit Villa und Park in Gmund ist ein Ort voller Geschichten – den schönen und düsteren. Nun soll dem Anwesen neues Leben eingehaucht werden. / Quelle: Redaktion

So richtig will Florian Zibert, den wir an diesem Tag auf dem (noch) ComTeam Gelände treffen, nicht mit der Sprache rausrücken. Auch wenn ihm die Begeisterung über das Hotel- und Gastro-Projekt in Gmund quasi aus allen Poren heraus zu sprühen scheint. Zibert ist Teil einer Community, die den erst in 12 Jahren auslaufenden Pachtvertrag der Beratungsfirma aus Gmund übernimmt (wir berichteten).

Verpächter der geschichtsträchtigen Immobilie in der Kurstraße in Gmund ist das Land Bayern, in dessen Eigentum die Villa Lindenfycht nach dem Abzug der Amerikaner nach dem Krieg überging. Auf SS-Reichsmarschall Himmler geht das nördlich im Park gelegene Personalhaus zurück, wo wir uns bei Minustemperaturen mit den neuen Hausherrn treffen.

Baujahr des Anwesens ist laut Zibert, der die Wandlung der Immobilie von Künstlertreff über den Sommersitz des Kriegsverbrechers bis hin zu Klinik und Sanatorium zu seinem heutigen Zweck kennt, um 1933. Man spricht noch immer nicht so gern darüber im Tal, wer hier in den Dreißiger und Vierzigerjahren die Sommerfrische genoss. Zibert und seine Freunde wollen nicht zu den Wegschauern gehören:

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Wir kennen die wechselhafte Geschichte der Häuser und des Parks. Dem wollen wir gerecht werden. Florian Zibert

Früher soll es von der Volkshochschule geschichtliche Führungen gegeben haben, berichtet der 52-jährige Gmunder. “Die haben sie jedoch eingestellt, nachdem zu viele ältere Herren in Erinnerungen schwelgend teilnahmen”, berichtet Zibert, wobei er das Gesicht leicht verzieht.

In nur vier Monaten soll es losgehen am See

Die schon angesprochene Tal-Community, die vor zwei Wochen mit ihren Hotelplänen im Süden des Tals alle überraschte, besteht in erster Linie aus Zibert selbst und dem Mural-Chef aus München. Der Stargastronom Moritz Meyn ist seit einigen Jahren Wahl-Oberbayer und lebt in Warngau. Dazu gesellen sich noch einige Leute aus der bekannten Tal-Szene. Da wiederum wird der Gmunder auffallend wortkarg.

Weitere Namen fallen erst mal nicht. Wir belassen es dabei – erst mal. Wichtiger ist zunächst einmal, was Menschen am Tegernsee von dem Projekt erwarten dürfen. Und vor allem wann die Eröffnung geplant ist. Die Antwort auf die zweite Frage wirft uns leicht aus der Bahn:

Wenn alles so klappt wie geplant, eröffnen wir im Mai. Florian Zibert

Hoppla. Das ist schon in vier Monaten. Wie das gehen soll, wollen wir natürlich wissen. “Ja, das ist ambitioniert, oder?”, grinst uns der 52-Jährige entgegen. Aber Probleme, bereits in vier Monaten das Hotel und das Restaurant zu eröffnen, sieht Zibert nicht. “Wir kennen so viele Handwerker hier im Tal. Die werden uns alle tatkräftig unterstützen.”

Außerdem werde es ja kein riesiger Umbau. Hier und dort seien einige Anpassungen baulicher Art geplant. Immerhin plane die Gruppe das Projekt nur auf die restlichen 12 Jahre der Pacht. Das sei ein “Longterm-Popup”, wie er uns wissen lässt. Auf unsere Frage, ob sie die Pacht denn nicht verlängern wollen, ernten wir nur ein Schulterzucken sowie ein lockeres: “Das passt schon.”

Luxus durch Klasse

Bei allem “PopUp Denken” im Betrieb der Villa Lindenfycht ist der Communnity die Umstellung der bestehenden Gasheizung in ein ökologisch vertretbares Heizsystem ein nicht verhandelbares Bedürfnis. “Es ist unser Anspruch, das gesamte Projekt so nachhaltig und regional wie eben möglich zu gestalten.” Dieser Anspruch gelte sowohl für den Energieverbrauch als auch die verwendeten Materialien beim Umbau und Ausstattung sowie für die angebotenen Getränke und Speisen. Ganzheitlich gedacht also.

Unsere Zimmer werden bestimmt nicht wie in einem Luxushotel aussehen. Doch jedes der Zimmer wird seinen ganz eigenen Charakter entfalten. Florian Zibert

Edel und hochwertig sind die Adjektive, die Zibert für die Beschreibung der geplanten Ausstattung wählt. Handtücher, Bettwäsche, Lampen, Teppiche oder Möbel – alles individuell zusammengestellt – Zimmer für Zimmer.

Ort für Nachbarn, Freunde und Gäste

Während wir weiter bei eisiger Kälte durch den riesigen Park flanieren, erfahren wir, dass bei der Baumgruppe eine kleine Kubus-Sauna entstehen soll. Im oberen Teil sei ein Glashaus eingeplant, dazu ein Biergarten und eine Terrasse. Alles wie kleine Inseln der Begegnung in der weitläufigen Parklandschaft platziert. Im Einklang mit der umgebenden Natur, wie Zibert nicht müde wird, zu betonen.

Es wird klar, dass der riesige Garten eines der Herzstücke des Projektes werden soll. Dort sollen Menschen aus dem Tal, aber auch aus der ganzen Welt zusammenkommen. Jung wie alt.

Einen Ort, an dem sich unsere Nachbarn, wie auch Menschen aus ganz anderen Kulturkreisen einfach wohlfühlen. Florian Zibert

Die legendären Partys von früher seien allerdings eher nicht geplant. Doch Ziebert verspricht eine große kulturelle Vielfalt bei den Veranstaltungen im neuen Hotel- und Restaurant am See. Ein wenig Berlin, New-York, München und ganz viel Tegernsee. Theater, Musik, Kunst und so vieles dazwischen. Nichts sei bereits fest geplant – jedoch alles möglich, erläutert der Gmunder und fährt fort: “Dieser Ort bietet mit seiner Geschichte eine so wunderbare Bühne, die wir gemeinsam mit unseren Gästen bespielen wollen”.

Vom “Klassensprecherding” in die Welt und zurück

Zibert selbst scheint ein Paradebeispiel für einen Kosmopoliten mit bodenständigem Heimatgefühl zu sein. Einer, der in die Welt ging, mit seinen anfangs spinnerten Ideen großen Erfolg hatte. Er habe halt das “Klassensprecherding” nach dem Abi in Tegernsee in die Events in Gut Kaltenbrunn herübergerettet – die älteren Leser erinnern sich bestimmt. Anschließend sei es einfach immer weitergelaufen. Gmund habe er dabei jedoch “nie wirklich verlassen”. Nun wolle er zusammen mit seinen Mitstreitern der Heimat mit diesem ganz besonderen Ort am See etwas zurückgeben.

Was uns, inzwischen im zukünftigen Foyer des “Longterm-PopUp” angekommen, die Frage nach der Finanzierung des 12-Jahres Projektes praktisch aufzwingt. “Wir legen alle zusammen. Darüber hinaus machen wir die Finanzierung ganz klassisch mit der Sparkasse Miesbach-Tegernsee”, lässt uns Zibert wissen.

Kein Fremdinvestor, keine Skandalgeschichte für die TS, ergänzt er lachend. Wir werden sehen. Ach ja – und bevor ihr euch wundert, warum wir bei einem so kreativ anmutenden Projekt immer von “Longterm-PopUp” reden, liefert Zibert die Antwort gleich selbst:

Das ging jetzt alles so schnell – einen Namen für unser Baby haben wir noch gar nicht … Florian Zibert

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