Auf dem Weg zurück in die bürgerliche Pubertät:
Ein Hoch auf das Haschisch-Pfeifchen

“Hoch die Krüge”, schallt es bei jedem Volksfest über die Welt. Aber wehe, es geht um das böse Kraut Cannabis. Die bayerische Regierung baut lieber auf die Volksdroge Alkohol.

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Autofahrten im Suff, der Kotzhügel auf der Wiesn, Übergriffe auf Frauen – all das Folgen unserer alpenländischen Genusskultur. Aber kaum will die Ampelkoalition Cannabis in Deutschland legalisieren, dreht der Landesvater hoch. Neben dem Besitz einer bestimmten Menge (25 Gramm im Monat!) soll der Eigenanbau, von höchstens drei Pflanzen, straffrei sein. “Hände weg von Drogen”, fordert Ministerpräsident Söder auf Twitter. Dass er kurz zuvor in Augsburg laut “Ozapft” auf dem Volksfest in die Menge gerufen hat: Wurscht. Da ist sie, die gute, alte Bayern-Bigotterie. Mal kommt sie beim Kiffen raus, mal bei der Energieversorgung (Fracking Niedersachsen? Unbedingt. In Holzkirchen die Gasblase anzapfen? No way!).

Kiffen ist schädlich – saufen auch

Ok: Übermäßiges Kiffen kann für junge Menschen extrem schädlich sein. Aber eben auch Alkohol, übermäßiges Essen und viele andere Dinge. Die Dosis macht das Gift. Wenn jeder Landrichter, wegen einer Handvoll Dope, die Zukunft junger Menschen zerstören kann, aber auf Waldfesten munter zum Saufen animiert wird, dann stimmt was nicht. Am Ende liegt es an uns, wie wir mit unseren Bürger-Freiheiten umgehen lassen. Wenn Klassenstreber wie Söder, der garantiert nie eine Bong gereicht bekommen hat, seinen Mitbürgern das Recht auf den eigenen Rausch verbieten will, dann ist das bevormundend und eines liberalen Bayerns nicht würdig. Dann ist das fränkisch-protestantisch-verkniffen. Wer will das schon? Nur, was steckt hinter dieser Verbotsfreude?

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Hat staatliche Bevormundung seit Jahren Konjunktur? Fing es mit den islamistischen Anschlägen an? Mehr Kontrollen, mehr Bewegungseinschränkungen, mehr Überwachung. Man wolle doch nur das Richtige machen, den Bürger und die Bürgerin schützen. Meist vor sich selbst. Immer als Begründung im Gepäck: Die angebliche Vernunft und die allgegenwärtige Angst vor irgendetwas. Mal ist es der Terror, der angeblich in jedem Muslim schlummert, mal das Klima-Armageddon. Mal die tatsächliche oder herbeigejammerte Diskriminierung einzelner Miniaturgrüppchen, mal die mächtige Umvolkungslobby aus Soros, Gates und Werweißichnoch – oder eben die Volksgesundheit.

Dieses Verunmündigen der Menschen hat viele Vorteile für politisch-wirtschaftliche Systeme: Es lässt sich leichter durchregieren, durchverkaufen, weil wenig Widerspruch der Einzelnen von der Not der Rechtfertigung entbindet. So greifen linke wie rechte Interessengruppen in fundamentale Persönlichkeitsrechte, Sprache, Essgewohnheiten, Kunst und Kultur ein und wollen den neuen Menschen haben. Statt aber dagegen zu argumentieren, gewinnen Heißluft-Plauderer wie z.B. der Aiwanger-Hubi mit seinen mindestens unterkomplexen Aussagen Zulauf. Und die Liberalen? Stille. Ganz gewöhnliche Stille. Hauptsache, man darf mitregieren.

Man könnte sich die Haare raufen – oder zum gemütlichen Haschisch-Pfeifchen greifen …

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