Ein Kommentar von Martin Calsow:
Lasst den einen neuen Baum genau dort wieder hinstellen, genau so groß und alt wie der, der gefällt wurde.
Dieses Zitat fiel in einer Gemeinderatssitzung, und es war der Trinkl Markus von den Freien Wählern in Wiessee, der das Wahre in kurzen Worten aussprach. Ein Bauunternehmer lässt widerrechtlich Bäume fallen. Die Strafe dafür: 5.000 Euro. Das feiert die Gemeinde Bad Wiessee als Sieg. Ja, an der Westbank ist man bescheiden im Umgang mit den Großkopferten.
Jeder kennt den Effekt vom Parkverbot. Wenn das Bußgeld in etwa so hoch ist, wie die Kosten für das Parkticket, wird keiner eines ziehen. Strafe muss sein und schmerzen. Sonst wird wiederholt. Der Mensch ist schlicht und versteht zuweilen nur die klare Sprache, erst recht jene der Bauszene des Tegernseer Tals. Bestrafe einen, erziehe hundert.
Was, wenn die nächsten Bäume fallen?
Das Urteil ist für alle „Entwickler“ ein Grund den Schampus fließen zu lassen. Man hört förmlich, wie sich die Herren auf die Schenkel schlagen: Fäll die Bäume, die dir im Weg stehen und zahl grinsend die vierstellige Summe. Fertig ist. Es ist ja nicht so, dass die Gemeinden im Tal jedem Investor einen roten Teppich ausrollen müsste. Baugrund ist knapp. Harte Regeln halten Scharlatane ab.
Es geht im Übrigen nicht um Bäume allein. Es ist das Grundprinzip. Der eine überzieht um zwanzig Zentimeter bei der Bauhöhe, der andere fällt Bäume. Das ist nicht zu tolerieren. Aber ist der Drops nicht schon gelutscht? Was, wenn die nächsten Bäume fallen?
Jeder wird sich zukünftig auf den Ebster-Fall berufen, mit den Schultern zucken und den Gewinn durch solche Aktionen – ein vielfaches der zu erwartenden Strafe – genüsslich einsacken. Eine vertane Chance. Und ein klares Signal – nur in die falsche Richtung.
SOCIAL MEDIA SEITEN