Endlich hört mir jemand zu!

Es ist stickig, ein Gewitter kündigt sich an. Drinnen, im Gemeindesaal, dem Quirinal, geht es um den Neubau des Feuerwehrhauses. Der ist teuer. Er ist auch so teuer, weil es jahrelang nicht voranging. Erst der Bürgermeister Hagn hat das Projekt 2014 ins Rollen gebracht. Das passt nicht jedem. An diesem Abend treffen Meinungen und Befindlichkeiten auf Fakten und Bedingungen. Es wird ein Fest der Eitelkeiten.

Zu Besuch im Stadtrat

Ein Kommentar von Martin Calsow

Die Neuen

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Wie sich so ein Feuerwehrmann so fühlt, wenn fachfremde Menschen seine Arbeitsbedingungen beurteilen? Wenn eine Ärztin oder ein Croupier etwas behaupten, ohne ein Wort mit den Beteiligten gesprochen zu haben, ohne sich vor Ort umgesehen zu haben.

Es geht um die immensen Kosten – kein Zweifel. Aber es geht auch um Profilierung. Die Einwände sind zum Teil valide. Und es braucht eine Opposition, die kontrolliert und mit Alternativen aufwartet. Das ist der Kern unseres Systems. Nur: Die Vorschläge zur Kostenreduzierung sind dann nur warme Luft, nichts Konkretes. Wie viel Millionen werden eingespart? Einfach mal Bälle in die Luft werfen, das reicht nicht. Es geht um das Arbeiten und auch um das Leben von Freiwilligen. Da hilft dann auch kein sehr ermüdendes Eingangsreferat mit persönlichen Anmerkungen und Rückblick. Dann ist das alles nur schlichte Profilierung.

Die Alten

Michael Bourjau ist von sich überzeugt. Das spürt man bis zum Pressetisch. An ihm ist es, auf den Antrag der Grünen zu antworten. Und das macht er auf eine Art und Weise, die man so aus dem letzten Jahrhundert kennt. Statt wie die anderen sitzenzubleiben und zu sprechen, erhebt sich der Mann, setzt sich mit einer Pobacke auf seinen Tisch und legt in Richtung Gremium los.

Es wird eine selbstherrliche, eitle Abhandlung, die mal gönnerhaft (“ich will das Gremium und die Frau Koch nicht überfordern,..äh..also nicht intellektuell..:“), mal ignorant gegenüber Experten daherkommt. Die Expertise der Architektin wird mit der Bitte Bourjaus um einen externen Experten infrage gestellt. Hätte er das auch mit einem Architekten gemacht?

Und dann wird noch eine Schleife gedreht, und noch eine…Da gehen sie hin, die Lebensminuten. Keiner stoppt die warme Luft. Noch immer glauben viele, dass Demokratie reine Redezeit bedeutet. Meinen, finden. So was halt. Nur hat diese Sicht einen Fehler: Sie ist nicht effizient. Sie klaut Ressourcen. Macht andere müde oder schweigsam, jene, die vielleicht wirklich etwas Substanzielles zu sagen hätten.

Die Verwaltung

Transparent und partizipativ – das will sie sein. Die Räte sollen mitgestalten. Das setzt voraus, dass eben diese sich im Vorfeld in die Detailfragen einfuchsen, sich nicht hinter Experten verstecken. Das gilt umso mehr für die Neulinge. Reinkommen und meinen oder finden – das reicht nicht. Immer wieder sorgt das dafür, dass die Verwaltungen der Gemeinden nacharbeiten, erklären müssen.

Demokratie setzt aber Expertise voraus. Wenn man sich über ein Thema eine Meinung bildet, gehört selbstverständlich dazu, mit Betroffenen vor Ort zu sprechen, sich eben ein Bild zu machen. Das ist mühsam, könnte aber helfen, mühsam-stickige Abende in einem Pfarrsaal schneller und effizienter zu gestalten. Jeder, der sich länglich und umständlich auslässt, hinterlässt den Eindruck eines eitlen Schwätzers. Es ist an dem Sitzungsleiter, dem rhetorischen Föhn den Stecker zu ziehen. Fensterreden sind der engagierten und professionellen Mehrheit nicht zuzumuten.

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