Ein Kommentar von Martin Calsow
Beppo Rzehak kann eine Menge. Macht ausüben gehört nicht dazu. In einem Landkreis, der zum Kernland der CSU gehörte, war er durch die Skandale um den Sparkassenchef Bromme und Ex-Landrat Kreidl an die Macht gespült worden. Fehler hat er nicht gemacht, ruhig verwaltet und hier und da Punkte gemacht. Aber das reicht nicht. Drei Gründe:
Authentische Gemütlichkeit reicht nicht
Wer so von politischen Gegnern umgeben ist, muss mehr machen, als verwalten. Rzehak hätte stärker inhaltliche Akzente setzen müssen. Zum Thema ÖPNV, ein Thema, welches vielen Pendlern auf den Nägeln brennt, hat er das Heft des Handelns an den Kontrahenten verloren. Beim Thema Wasserschutzzonen hat er rechtlich sauber, aber emotional falsch agiert. Den krassen Tourismuswahn, das Überlaufen des Tals, den Verkehrskollaps – all das war ihm zwar die ein oder andere Mahnung wert. Aber er sah sich als Landrat nicht in der Verantwortung. Ein Machtmensch hätte wieder und wieder den Ball nach München zur Staatsregierung und zur politischen Opponentin Aigner gespielt. Rzehak lehnte das meist ab. Blieb verhalten, wirkte manchmal fast distanziert. Aber es ist eben doch nicht nur eine Verwaltungsebene, es ist auch ein unausgesprochenes politisches Amt. Das war nicht die Sache Rzehaks. Denn dazu gehört auch, mißliebige und intrigante Personen im Umfeld rechtzeitig auszuwechseln.
Die Partei hat selten recht
Immer wieder wird von Hauptstadt-Medien behauptet, Grüne beherrschten pragmatische Politik. Vielleicht gilt das für das Nachbar-Bundesland. In Bayern sind es noch immer eher außerparlamentarische Strukturen, die den Ökos im Wege stehen. Sonst hätten sie viel früher die Wirkmächtigkeit eines grünen Landrats erkannt, und ihren Kandidaten personell und finanziell unterstützt. Sie bleiben weiterhin auf das urbane Bürgerspektrum fokussiert. Land ist eben provinziell, riecht nach Diesel und Fleischesser. Das mag man in Berlin und München nicht so. Dann war der Beppo eben auch so „fast-CSUler“. Das geht gar nicht. Sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene haben die Grünen eine Chance nicht erkannt. Auf Strecke werden sie diesen Landkreis nicht mehr führen. Es ist zudem bezeichnend, dass in München ein Bürgermeister Reiter eben sicher im Sattel sitzt, und man auf dem Land zurück zum schwarzen Alltag strebt, zumindest auf Landkreisebene.
Die Krise schreit nach Machern
Die Corona-Krise hat massiv auf das Wahlverhalten der Bürger eingewirkt. Jetzt will man Sicherheit. Söder hat es vorgemacht. Von Grünen erwartet man in dieser Hinsicht eher weniger. Ob das auch noch gilt, wenn das Virus italienische Verhältnisse schafft, ist eine andere Sache. Die letzten zwei Wochen waren aber von diesem Thema überschattet. Rzehak hat bewusst oder aus schlichter Unkenntnis des Potentials nicht den großen Krisenmanager gespielt, sich nicht als Macher produziert. Er blieb sich treu. Das macht ihn sympathisch, aber für viele auch nicht wählbar.
Jetzt übernimmt ein erfahrener Kommunalpolitiker die Amtsgeschäfte. Olaf von Löwis kennt sich aus, war im Kreisrat, muss nicht groß eingearbeitet werden und hat, zumindest zu Beginn, die CSU-Bürgermeister im Kreis auf seiner Seite. Am Ende seiner Amtszeit wird er 71 Jahre alt sein. Ein zweites Mal wird er nicht antreten. Spätestens in drei Jahren, zur Halbzeit, werden seine möglichen Nachfolger im Gau mit den Füßen scharren. Denn einige von ihnen konnten jetzt nicht antreten. Zu sehr wären sie mit dem Netzwerk “Bromme und Kreidl” in Verbindung zu bringen. Der blaublütige Olaf von Löwis steht für ein „Weiter so“. Das muss nicht schädlich sein, so er sich nicht mit den alten Seilschaften aus der Bromme/Kreidl Ära zusammentut. Die CSU hat ihren Skandal nie wirklich aufgearbeitet. Sechs Jahre hielten sich manche bedeckt. Mal sehen, wer jetzt aus den Löchern kriecht. Angesichts der aktuellen wie auch der alten Probleme wünscht man Olaf von Löwis ein pro-aktives, ein engagiertes Auftreten und Handeln. Nach der Corona-Krise wird viel Aufbauarbeit zu leisten sein. Dagegen ist der Bau eines Geothermie-Werks ein Kinderspiel.
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