Ein Kommentar von Martin Calsow:
„Wie viele Verschleierte siehst Du denn? Eine?“ – „Nein, Dutzende, sobald ich das Haus verlasse, ich wohne ja im Tegernseer Tal.“ Das Standardargument vieler Burka- oder Nikab-Verbotsgegner ist die Seltenheit des Phänomens. Doch vor allem am Tegernsee treffen wir jeden Tag auf die schwarzen Tuchträger von der Arabischen Halbinsel.
Und jetzt ein Verbot auch hier im Oberland? Polizisten, die die Damen vor dem Hubertus in Bad Wiessee oder in der Rottacher Seestraße zwingen, sich freizumachen? Kleine Info: Hier wird vornehmlich der Niqab getragen, die Burka, jene mit dem Gitter vor dem Gesicht, wird hauptsächlich von Afghaninnen getragen.
Ich glaube nicht, dass der ganze Schleierkram ein Ausdruck weiblicher Selbstbestimmung ist. Vielmehr ist es bei der überwiegenden Mehrheit ein Mittel zur Unterdrückung der Frauen durch zumeist arabische Männer. Aber ich kann das nicht belegen, und damit bewegen wir uns in einem sehr unsicheren Gebiet.
Unterdrückung der Frau…
Glauben hat mit Rechtsprechung wenig zu tun. Und ja, gern, sehr gern würde ich jeder dieser Frauen ermöglichen, sich genauso frei und gleichberechtigt zu bewegen wie ihre männlichen Begleiter. Um es deutlich zu sagen, mich widern die rückwärts gewandten, machistischen Verhaltensweisen der Herren von der Arabischen Halbinsel mächtig an. Da ist das Verschleiern nahezu harmlos.
Denken wir an Fahrverbote, Steinigungen und andere Dinge aus der irren Kiste radikal-islamischer Gesetze und Regeln. Ihre Religionsauslegung ist klassische männliche Macht- beziehungsweise Privilegienverteidigung. Nebenbei bemerkt: Da sind sie nicht allein. Ich würde auch jeder Frau in der katholischen Kirche das Priesteramt gönnen. Religion ist für Aufgeklärte oft mit Kopfschütteln verbunden.
Aber jeder hat auch dieser Tage das Bild der französischen Dame gesehen, die von Polizisten am Strand von Nizza offenbar gebeten wurde, ihre Kleidung (sie trug Leggings und ein langes türkisfarbenes Oberteil. Um den Kopf hat sie ein Tuch gewickelt – einen so genannten Burkini trug sie nicht) auszuziehen. Ich empfand das als verstörend und staatsseitig übergriffig.
Kontrollen wie in Frankreich hier in Oberbayern?
Wollen wir das hier sehen? Da wären die menschlichen Dimensionen: Das für alle Beteiligten peinliche Verfahren würde der bayerischen Lebensart widersprechen. Wir zielen auf den absurden Herrschaftsanspruch der Männer und treffen die schon seit Jahren benachteiligten Frauen. Ist das in unserem Sinne?
Dazu käme auch die wirtschaftliche Komponente. Die Araber kaufen und wohnen vornehmlich im Tegernseer Tal, lassen sich therapieren und verschönern. Ob in Sportkliniken am Westufer, in Supermärkten in Gmund oder in Parfümerien an der Südkante – überall wird hier viel Saudi- und Emirati-Geld ausgegeben. Umsätze, auf die die Hoteliers und Geschäftsinhaber ungern verzichten. Zwei, drei Kontrollen wie in Frankreich – und unsere Gäste aus der Wüste suchen sich andere Plätze.
Man kann sich die Gäste nicht immer aussuchen, sagen die Touristiker. Ob russische Oligarchen oder DDR-Devisenbeschaffer – das Tal war nie besonders wählerisch. Wer zahlt, schafft an. Vermutlich ist es eh nur ein Sommerlochthema der Konservativen. Denn abgerechnet wird am Ende der Saison. Danach richtet sich bei uns in der Regel die politische Entscheidung. Das gilt für Gastronomen im Tal wie für Panzerschmieden in Düsseldorf und München.
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