Es gibt immer ein Rückspiel

Ein Bauherr, der sich nicht auf bereits erteilte Genehmigungen verlassen kann, ein weiteres Seniorenheim und ein Radlhändler mit besonderen Beziehungen zur Gemeinde… So verlief die erste Sitzung des neuen Bau-, Umwelt- und Landschaftsschutzausschusses in Wiessee.

Nicht der Eingang zur Ponderosa-Ranch. Der Radlladen an der Münchner Straße in Bad Wiessee.

Er quält mit seinen Sonderwegen die Wiesseer Verwaltung und manchen Bürger schon seit Jahren. Der Radlhändler an der Münchner Straße fiel in der Vergangenheit häufiger mit baulichen Maßnahmen jenseits der Gestaltungsordnung und übergroßen Kruzifixen auf.

Nun reichte der Wiesseer einen “Vorbescheidsantrag zur Errichtung eines Mehrfamilienhauses mit Ladenfläche und Tiefgarage” ein. Zufahrten sollen auch von der Bundesstraße erfolgen, das Grundstück selbst ist an der Hirschbergstraße ausgewiesen. Das Projekt kam eher mittelgut im neuen Bauausschuss an.

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Dem neuen Gemeinderat Johannes von Miller (Grüne) missfiel die Gestaltung und die Dimension (“Wofür haben wir eigentlich eine Gestaltungsordnung, wenn wir sie nicht einhalten?”), auch Peter Kathan (CSU) konnte sich mit der Zahl der geplanten Wohnungen nicht anfreunden. Wiessees Bauamtsleiter Anton Bammer verwies auf den schon jetzt recht üppig genutzten Park- und Verkaufsraum, der manchen Nachbarn sauer aufstößt. Ergebnis: Der Antrag wurde einstimmig abgelehnt. Man merkte, dass das Auftreten des Antragstellers in der Vergangenheit möglicherweise nicht gerade hilfreich war.

Betreutes Wohnen auf ehemaligem Edelweiß-Areal

Ganz anders wurde ein Bauprojekt vom Gremium angenommen, das nur einen Steinwurf entfernt vom Radlhändler liegt. Endlich wird das Gelände des ehemaligen Hotels Edelweiß an der Münchner Straße bebaut. Eine Anlage für Betreutes Wohnen wird durch die Firma Oswa aus Ingersheim dort entstehen. Es sind drei Gebäude mit einer üppigen Tiefgarage geplant, das größte mit 34 Appartements zur Münchner Straße hin, zwei weitere mit jeweils neun und acht Wohnungen dahinter.

Schon jetzt ist ein städtebaulicher Vertrag mit dem Bauträger vereinbart, der eine Bindung mit der örtlichen Diakonie vorsieht. Florian Sareiter (CSU) warb für Grünes Licht, “da das Projekt schon lange im Diskussionsprozess sei und nun wirklich eine positive Richtung hat”. Von Miller mahnte in diesem Zusammenhang noch einmal die Grundwasserproblematik bei solchen Großprojekten an. “Das Haus Ursula hat uns eindringlich die Gefahr von Grundwasser gezeigt.” Bauamtsleiter Bammer verwies auf die Expertise des Bauträgers, der mit solchen Projekten und Gegebenheiten Erfahrungen habe. Das Projekt wurde einstimmig angenommen, Baubeginn soll schon in diesem Jahr sein

Der neue Bauamtsleiter hat eine kleine, aber kluge Neuerung in das Gremium gebracht. Statt reine Katasterkartenauszüge und Baupläne zu zeigen, fügt er nun Vor-Ort-Fotos zum besseren Verständnis seiner Präsentation ein. Nicht nur für die Räte ein Mehrwert, auch die Zuschauer, die diesmal in großer Zahl erschienen waren, konnten sich so ein besseres Bild machen. Das war besonders beim letzten Antrag hilfreich, der aber auch die Schwierigkeit eines Bauherrn verdeutlichte.

Bauherr hat bereits eine Genehmigung

Im Breitenanger thront ein Mehrfamilienhaus über der angrenzenden Nachbarschaft. Die schauen an manchen Stellen auf eine mannshohe Betonabgrenzung. Besonders einem Nachbar im Osten des Grundstücks gefiel das gar nicht, und er fand damit auch Gehör bei der neuen Bauamtsleitung. Kleiner Schönheitsfehler: Der Bauherr hat das Recht auf seiner Seite.

Das Vorhaben ist sowohl von der Gemeinde als auch vom Landratsamt akzeptiert und genehmigt worden. “Wer hat uns denn da die Suppe eingebrockt?”, fragte das neue Ratsmitglied Peter Kathan und hätte nur nach rechts zu seinem Kollegen Sareiter schauen müssen. Er und unter anderem auch Klaudia Martini waren schon in eben jenen Gremien, die dieses Vorhaben seinerzeit akzeptiert hatten. “Da tut mir der Bauherr zwar leid, aber das kann ich nicht befürworten”, betonte Klaudia Martini (SPD), konnte sich auch nicht mehr erinnern, wie das Ergebnis von einst zustande kam.

Sareiter verwies auf das bestehende Recht des Bauherrn, der sich schon bei einem vor wenigen Tagen stattgefundenen Treffen mit Landratsamt und Wiesseer Behörde zu weitreichenden Kompromissen bereiterklärt hatte. Dennoch wurde die Umplanung zu den Freiflächen knapp mit 4:5 Stimmen abgelehnt. Das ist insofern schräg, als dass so für Bauherren eine einmal getroffene Vereinbarung mit einer Gemeindeverwaltung eine unsichere Sache zu sein scheint. Verlässlichkeit sieht anders aus.

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