Ein Kommentar von Martin Calsow:
Was ist Bayern? Was macht das Oberland aus? Klar, die Natur. Aber dann gibt es etwas weitaus Größeres. Die Bockbeinigkeit. Ich bin Westfale. Mir gefallen grundsätzlich dickköpfige Menschen, die sich dem Strom des Allgemeinen widersetzen. Ich muss ihre Überzeugungen nicht teilen, aber das Don-Quixote-hafte liegt den Menschen hier im Oberland.
Der Lederer in Wiessee, der seit Jahren mit seinen Klagen der Stein im Schuh des Bürgermeisters ist. Der Gebirgsschütze Beilhack (was für ein Name!), der lieber in einem Königreich Bayern leben will. Oder der Austragsbauer Staudinger aus Warngau, der verbotenerweise einen Stadl im Außenbereich gebaut hat.
Was macht der Hund? Er baut den Schupf zu einer Kapelle um. Doof? Nein, herrlich. Im katholischen Bayern ist das keine Kleinigkeit. Reißt man die wieder ab, nur damit ja kein Präzedenzfall geschaffen wird? Mit dem Totschlag-Argument „Wenn das jeder machen würde?“ liegt man rechtlich auf der richtigen Seite, aber eben nur auf der.
Einer gegen Alle
Solche Kapriolen macht nicht jeder, weil die Mehrheit von uns auch nachts bei Null-Verkehr an einer roten Ampel innerorts stehenbleibt, und weil nicht jeder das Widerborstig-Gen in sich trägt. Weil Mainstream heute eine Tugend ist. Doch insgeheim verachten wir die Pföderls dieser Welt und legen am Todestag vom Jennerwein einen Bock über sein Grab in Schliersee.
Leute wie Staudinger sind nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes „bauernschlau“. Sie wollen nicht nur einen Vorteil erkämpfen. Sie sind Einer gegen Alle. Sie stellen sich mit aller Macht gegen eine Verwaltung. Am Ende werden sie von der wieder in die Reihe gesetzt. Aber sie haben es wenigstens versucht und lassen uns damit immer einen Augenblick darüber nachdenken, wer für wen gemacht wurde: Der Mensch für die Gesetze oder vielleicht doch andersherum…
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