Es rutscht …

Am Wallberg fliegen die Gleitschirmpiloten. Auf die Almen kraxeln die Familien. Der Parkplatz am Söllbach ist gefüllt mit Autos aus München. Von wegen Ausgangsbeschränkung. Es läuft aus dem Ruder mit den Einschränkungen. Warum eigentlich?, fragt sich unser Kolumnist.

Viele Menschen – ein Berg … ist das klug?

Sechs Tote. Das ist die offizielle Zahl vom Landratsamt. Sechs Menschen sind bisher an dem Corona-Virus verstorben. Bis jetzt. Die allermeisten von ihnen waren vorerkrankt und / oder über 70 Jahre alt. Die Zahl der Neuinfizierten stagniert. Kurz: Aus dem Landkreis Miesbach, einem Corona-Hotspot im März, ist Ende April ein ruhiges Gebiet geworden. Auf der Intensivstation in Agatharied drehen sie Däumchen, hört man. Sicher übertrieben. Aber es ist sehr ruhig – Gott sei Dank!

Dummerweise gilt das auch für Hotels, Restaurants und den Einzelhandel. Diese Branchen leiden massiv. Viele Unternehmer und deren Angestellte wissen nicht, wie es für sie weitergehen soll. Alle halten finanziell die Luft an.

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Jene, die um ihre Existenz bangen

Und dann sehen eben jene, die sich an die Beschränkungen halten und verzweifelt Lösungen für einen Verkauf ihrer Waren und Dienstleistungen suchen, eben jene Risikogruppen, die munteren Rentner und Pensionäre, in Bussen und auf dem Radl, in den Bergen und am See umeinander laufen, so als ginge sie das alles nichts an. Das zehrt an der Geduld jener, die um ihre Existenz bangen. Es ist dabei wurscht, ob es die Kinobetreiberin oder der Hotelchef ist.

Wenn dann auch nicht mehr ausreichend von den Behörden kontrolliert wird, dann ist es eine Frage von Tagen, bis man sich erstens die Beschränkungen sparen kann, und zweitens Vertrauen und Kooperationsbereitschaft verloren hat. Das wäre bei einer von vielen erwarteten zweiten Welle nahezu fatal. Dann erinnert es an Kierkegaards Clown, der in ein Dorf rennt und um Hilfe bittet, weil der Zirkus brennt. Aber keiner glaubt ihm. Er ist ja nur ein Clown.

Ein wackliger Murks sorgt für Unmut

Die meisten von uns sind leidensfähig. Es geht ja, das hat man häufig genug betont, um das Leben der Risikogruppen. Aber Maßnahmen, die unser Leben so massiv einschränken, müssen nachvollziehbar erklärt und die Beschränkungen entweder aufgehoben oder eingehalten werden. Ein wackliger Murks sorgt für schwelenden Unmut bei uns.

Man kann von Bürgern eine Menge verlangen, aber dann müssen die Entscheidungsträger, vom einst so hoch geschätzten Virologen bis zum Macher-Politiker weg von der Theorie hin zum echten Leben. Wer eben noch als Schutzheiliger der bayerischen Nation gefeiert wird, kann schnell als Zerstörer der arbeitenden Gesellschaft beschimpft werden. Vor allem ist zu befürchten, dass bald von uns, bewusst oder vorsätzlich, eine zynische Kalkulation aufgemacht wird: Die Gesundheit weniger gegen die wirtschaftliche Existenz vieler.

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