Ein Kommentar von Martin Calsow
Eben noch äußert sich der Chef (vulgo Papst) wohlmeinend über Schwule und Lesben. Aber im (Kirchen-)Alltag bleibt die Diskriminierung gegen Homosexuelle. Aktueller Fall in einer Horteinrichtung in Holzkirchen: Da muss eine beliebte Leiterin gehen, weil sie ihre Freundin heiratet.
Angesichts der zynischen Erklärung des Trägers, der Caritas, bekommt die Luft scharfe Kanten: Sie hat doch vorher gewusst, dass sie bei uns rausfliegt, wenn sie ihre Orientierung lebt. Und als ob diese Frechheit nicht ausreicht, wird noch einmal von der Kirchenadministration in München ein weiterer Scheit auf den Haufen gelegt: Als Führungskraft geht lesbisch sein halt nicht.
Überspitzt: Als schweigende Lesbe hätte man vielleicht stillgehalten. Der Fall ist monströs. Die Eltern der Hortkinder, sichtlich betroffen von dieser Entscheidung, wollen anonym bleiben, fürchten Repressalien.
Nächstenliebe predigen und Ausgrenzung leben
Es ist diese würdelose, sich hinter wirren Dogmen versteckende Menschenfeindlichkeit, die der katholischen Kirche wieder einmal das rechtmäßige Stigma des Mittelalters einbringt. Wer immer sich an opulenten Prozessionen, Pilgerfahrten, Messen und Barockkirchen erfreut, sollte wissen, dass dahinter ein zutiefst ausgrenzender, rückwärtsgewandter Verein steht, der sich im Übrigen in Deutschland die Kinderbetreuung durch Steuergelder (auch von Nichtgläubigen) finanzieren lässt.
Eine Institution, die Nächstenliebe predigt und unbarmherzig handelt. Eine Organisation, die weiterhin große Gruppen unserer Gesellschaft in ihrer beruflichen Entwicklung behindert und das auch noch stolz wie eine Monstranz vor sich her trägt: „Seht her, wir beugen uns nicht der modernen Zeit. Für uns bleiben Schwule und Lesben ein Natterngezücht, dem wir die Erziehung von Kindern nicht zutrauen.“
Tretet aus!
Man möchte eigentlich in diesem Gedankensumpf nicht weiter waten, sich vorstellen, welche Ängste diesem Denken zugrunde liegen. Es steht zu befürchten, dass die katholische Kirche auch heute noch glaubt, das Oberland könnte von den sieben Plagen der Johannesapokalypse heimgesucht werden.
Man muss nur alle davor warnen, dieser Institution weiter die finanzielle wie spirituelle Unterstützung zu geben, und ihren gewaltigen Imperativen einen weiteren hinzufügen: Tretet aus!
SOCIAL MEDIA SEITEN