Gmund wählt einen neuen Bürgermeister – nur wen?

Der eine ist jung, bringt aber die Erfahrung vom Papa mit. Der andere ist gereift, hält aber nur eine Amtsperiode. Der dritte ist wortgewandt, denkt aber wie ein Verwaltungsmensch. Die drei Gmunder Bürgermeisterkandidaten standen gestern Abend im Neureuthersaal den Gmunder Bürgern Rede und Antwort. Vor allem eine Frage blieb offen: Wer macht das Rennen?

Ziemlich auf einer Linie: Die drei Bürgermeister-Kandidaten (von links): Franz von Preysing (links), Johann Schmid und Alfons Besel. Rechts: Moderator Stephan Hank

Kommt die Umgehungsstraße? Weist die Gemeinde neuen, landwirtschaftlichen Grund aus? Wer bezahlt die Seestraße? Schreitet der Flächenfraß voran? Das waren Fragen, die rund 340 Gmunder Bürger gestern Abend in den Neureuthersaal lockten. Antworten erwarteten sie von den drei Bürgermeister-Kandidaten Franz von Preysing (39), Johann Schmid (60) und Alfons Besel (51).

Wer denn schon wüsste, wen er am 25. Februar wählt, wollte Merkur-Redaktionsleiter und Moderator Stephan Hank gleich zu Beginn der Diskussionsrunde von den Anwesenden im voll besetzten Saal wissen. So stellte der in Holzkirchen lebende Journalist fest, dass sich – bis auf einige wenige zaghafte Zeigefinger – die Mehrheit noch unentschlossen zeigte.

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Drei Kandidaten, aber nur eine Stimme

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Kandidaten kristallisierte sich schnell heraus, dass Franz von Preysing (CSU) gerne aus den Fußstapfen seines Vaters heraustreten würde. Der Bürger könne sich darauf verlassen, so der 39-jährige zweifache Familienvater, dass er als Bürgermeister seine eigenen Entscheidungen treffe. Auch im Gemeinderat habe er immer so abgestimmt, wie er es für richtig hielt. Damit versuchte er den Vorwurf zu entkräftigen, sein Vater würde weiterhin im Hintergrund mitregieren, wenn er sein Nachfolger werde.

Erst spät hatte sich der 60-jährige Johann Schmid (SPD), ebenfalls zweifacher Familienvater, zur Kandidatur entschieden. Dies habe zum einen berufliche und private Hintergründe gehabt, erklärte er gestern, zum anderen sei er „jetzt in einem Zustand, indem er sich das Amt zutraue.“ Vertrauen hat er auch in die Wähler. „Wir drei sind keine Gegenentwürfe zueinander“, ließ er die Gmunder wissen, „jeder sollte den wählen, zu dem er am meisten Vertrauen hat.“

„Gestalten wir doch die Zukunft gemeinsam“, schlug der 51-jährige Alfons Besel (FWG) seinen potenziellen Wählern vor. Er habe als Verwaltungsmensch immer ein offenes Ohr und eine offene Tür. „So bin ich und so bleibe ich.“ Auf die Frage, ob er denn Ambitionen auf das Amt des Landrats hege, lächelte Besel, blickte zu dem im Saal sitzenden Wolfgang Rzehak und sagte: „Wolfgang, hör` mal weg.“ Natürlich wolle er nur Bürgermeister werden. Einen schöneren Job – so nah am Bürger – gäbe es für ihn nicht.

Die gestrige Podiumsdiskussion des Merkur fand im Neureuthersaal statt.

Was als Podiumsdiskussion gedacht war, entpuppte sich schnell als Frage-und-Antwort-Spiel zwischen Moderator und Kandidaten. Ziemlich einig waren sich die drei sowohl beim Thema „bezahlbarer Wohnraum“ als auch beim Thema „Verkehrsentlastung“. Franz von Preysing sprach sich für ein Einheimischenprogramm aus und betonte, die Gemeinde müsse verstärkt eigene Wohnungen zur Verfügung stellen. Ins Spiel brachte er das Modell „Erbbaurecht“. Besel nickte, ergänzte aber noch den Genossenschaftsgedanken. Er stelle sich vor, dass Jung und Alt Wohnungsanteile kaufen und ein lebenslanges Wohnrecht haben können.

Schmid, der nach einer technischen Panne zwischenzeitlich ein anderes Mikrofon in die Hand gedrückt bekommen hatte, sah zwar einen „mehrschichtigen Ansatz“, war aber auf jeden Fall auch der Meinung, man müsse das Angebot erweitern und herausfinden, wo der Wohnungsleerstand ist.

Besel griff den Gedanken auf und schlug vor, zunächst die Innenbereichsgrundstücke anzuschauen (Nicken von Franz von Preysing) und auf Baurechte zu prüfen. Die Gestaltungssatzung gehöre seiner Meinung nach ebenfalls auf den Prüfstand. Er wolle zwar keine riesigen Mietshäuser, aber ein Dachgeschoss-Ausbau solle möglich sein. Klatschen im Saal.

Auf die Frage von Moderator Hank, wie die Gemeinde die hohen Grundstückspreise denn zahlen wolle, antwortete Besel, man habe in der Vergangenheit eine „hervorragende Bodenpolitik“ betrieben. Auch von Preysing war der Meinung, erst innerorts nach Möglichkeiten zu schauen, betonte aber, er wolle keinesfalls, dass „alles zugebaut wird.“

Umgehungsstraße oder Tunnel?

Dass der Stop and Go-Verkehr am Gmunder Stacchus ein Problem sei, stritt keiner der drei Kandidaten ab. Eine Umgehungsstraße komme aber für keinen in Frage. Alfons Besel war der Ansicht, sie verlagere nur den Verkehr, und Franz von Preysing sieht nicht ein, dafür Wiesen zu zerstören. „Das unterstütze ich nicht“, machte der 39-Jährige deutlich. Er plädierte für seine Tunnel-Variante: „Deckel drauf, Humus drauf, optisch weg.“ (Verhaltenes Klatschen im Saal). Besel konterte mit der langen Bauzeit von fünf bis sechs Jahren. Ein Tunnel entziehe der Landwirtschaft die Grundlage und würde riesige Flächen verbrauchen.

Also keine Umgehungsstraße. Auch darin waren sie sich einig. Nur im Lösungsansatz unterschieden sie sich. Während Besel auf die Stärkung des ÖPNV setzt, um den Verkehr langfristig zu reduzieren, sieht von Preysing in einem Tunnel die „bestmögliche Lösung für Gmund“. Besel schlug eine höhere Taktung, eine zeitgemäße Ampelschaltung, oder gar einen kostenlosen Bustransfer für die Jugend vor. (Bravo-Rufe aus dem Saal).

Sicher durch Gmund

Schmid schloss sich dieser Meinung an. „Das bringt nichts.“ Die Durchfahrtszahlen seien die gleichen wie vor 50 Jahren. „Wir sind selbst ein Teil des Problems“, machte der 60-Jährige gestern deutlich. Mit dem Erhalt der Bahnstrecke sei schon viel in Richtung Entlastung des Straßenverkehrs getan. „Wenn die Leute, die in der BOB sitzen, auch noch auf der Straße sind, wäre das ja schlimm. Eine regelrechte Völkerwanderung.“

Seiner Meinung nach brauche man vor allem sichere Rad- und Gehwege. Einstimmiges Nicken der anderen Kandidaten. Auf den Lückenradweg von Finsterwald nach Dürnbach angesprochen, versicherten alle einstimmig, sich darum zu kümmern, sofern sie denn Bürgermeister werden.

Nach einer Stunde zeigten sich die ersten müden Gesichter.

Ob sie denn jetzt wüssten, wen sie am 25. Februar wählen, wollte Hank abschließend von den Anwesenden im Saal erneut wissen. Und wieder hoben sich nur einige wenige Zeigefinger zaghaft in die Luft. „Sind alle gleich“, sagte im Anschluss der Veranstaltung ein 66-jähriger Gmunder. Er sei unschlüssig, wen er wählen soll.

Ich denke, es gibt eine Stichwahl.

Und wir denken, Sie schauen sich die Kandidaten am besten noch einmal in einer etwas lebhafteren und diskursreicheren Runde an. Und zwar am Mittwoch, 7. Februar, um 19.30 Uhr im Festsaal auf Gut Kaltenbrunn. Die Podiumsdiskussion der Tegernseer Stimme (hier klicken für mehr Informationen) dort leitet der bekannte BR-Moderator und Gmunder Bürger Stefan Scheider. Es sind zwar die gleichen drei Kandidaten, aber denen fühlen wir auf den Zahn. Vor allem Ihre Stimme ist gefragt – seien Sie deshalb dabei und stellen Sie ihre Fragen.

“Auf Stimmenfang” am Ende der Veranstaltung:

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