Grüne Welle für Busse im Tal?

Verkehr ist und bleibt ein leidiges Thema – insbesondere im Tegernseer Tal. Die Politiker im Landkreis sind sich sicher: Der Ausbau des ÖPNVs ist der richtige Weg, um den Individualverkehr zu reduzieren. Doch stecken Busse dann nicht genauso im Stau fest? Dafür könnte es eine Lösung geben.

Damit Busse an Ampeln schneller durchkommen, hat Anton Grafwallner nun einen Vorschlag

Wie berichtet, trafen sich die beiden Landräte Wolfgang Rzehak (Miesbach) und Josef Niedermaier (Bad Tölz/Wolfratshausen), um über die Zukunft der ÖPNVs im Oberland zu sprechen. Bei dem Arbeitstreffen betonten beide Politiker, wie wichtig es ist, vor allem den Beitritt in den Verkehrsverbund MVV voranzutreiben.

Bei dem Treffen wurde auch bereits ein konkreter Zeitplan skizziert. So soll der vollständige Beitritt der beiden Landkreise 2022, spätestens aber Ende 2023 gelingen. „Ein Beitritt des Landkreises Miesbach könnte die Verkehrsprobleme entschärfen“, so Rzehak, „der öffentliche Personennahverkehr mit dem Bus und auf der Schiene muss endlich eine verlässliche moderne Alternative zum Autoverkehr sein.“

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Busse kommen durch den Verkehr nicht pünktlich

Einigkeit bestand auch darüber, dass der Busverkehr in der Region ausgeweitet werden muss. Diesbezüglich meldete sich nun auch Anton Grafwallner, Behindertenbeauftragter des Landkreises Miesbach und ehemaliger Verkehrsingenieur, zu Wort. Für den neuen Nahverkehrsplan sei die Bestandsaufnahme und die Schwachstellenanalyse zwar abgeschlossen worden. Seiner Meinung nach wurde ein Punkt allerdings übersehen. „Die Busse stecken bereits jetzt im Stau und deshalb wird keine Fahrplangenauigkeit erreicht.“ Warum also den Bus nehmen, wenn ich damit auch im Stau stecke?

In seinem Schreiben führt Grafwallner weiter aus, alle würden Taktverkürzung und Fahrplangenauigkeit für den Nahverkehr wie BOB und Busse fordern, aber wie man das erreicht wurde bei der Schwachstellenanalyse nicht erkannt:

Im Landkreis Miesbach bleibt der Bus in den Stauzeiten immer wieder stecken! Ein langsames und unpünktliches Bussystem ist aber nicht konkurrenzfähig und führt dazu, dass kaum auf den ÖPNV umgestiegen wird.

Der Platz auf den Straßen im Landkreis sei knapp, insbesondere in den Zentren und Knotenpunkten von Holzkirchen, Miesbach, Agatharied, Schliersee, Kreuzstraße und rund um das Tegernseer Tal. Verkehrsmittel wie der Bus, die auf wenig Fläche viele Menschen transportieren, sollten seiner Meinung nach deshalb konsequent bevorzugt werden.

Grafwallners Idee: „Um die Attraktivität und Fahrplangenauigkeit für den öffentlichen Verkehr zu erhöhen, fordere ich, dass der Busverkehr an den Lichtsignalanlagen (LSA) bevorzugt wird. Nur so können die Busse rasch und pünktlich verkehren.“ Sprich: An Knotenpunkten sollten Busse durch die Ampelschaltung bevorzugt werden.

Unsinnige Ampelschaltung trägt zu Verkehrsproblem bei

Grafwallner nennt hierfür insbesondere die Ampel an der Kreuzstraße als schlechtes Beispiel. Er nimmt in seinem Schreiben an die zuständigen Behörden Bezug auf ein Video der Tegernseer Stimme aus dem Jahr 2011. In besagtem Video wird dokumentiert wie teilweise ein Linksabbieger Richtung Tölz den gesamten Verkehr aufhält. „Bei dieser unsinnigen und unlogischen Signalsteuerung braucht man sich nicht wundern, wenn Unfälle passieren. Dieser Ablauf lief jahrelang!“

Grafwallner beharrt darauf: Das muss sich ändern – vor allem wenn es um einen besseren ÖPNV geht. Die technischen Voraussetzungen dafür, dass Busse an solchen Ampeln bevorzugt werden, seien laut Grafwallner bereits in den Betriebssystemen der Busse gegeben. Lediglich der Ausbauzustand und die Steuerung der Ampelanlagen müssten überprüft werden. „Leider herrscht bei den Fachbehörden aber noch immer die Meinung, dass man mit möglichst vielen Phasen den Verkehr sicherer macht, anstatt die verkehrsabhängige Steuerung an die Gegebenheiten des Verkehrs anzupassen.“

Es werde endlich Zeit, dass man sich, auch im Rahmen des Nahverkehrsplans, Gedanken über eine sinnvolle Steuerung des Verkehrs im Landkreis macht. Doch wie genau muss man sich das vorstellen, wenn Busse an Ampeln bevorzugt werden sollen? Auch hierfür hat Grafwallner bereits ein konkretes Konzept. Die Lösung: Eine elektronische Busspur.

Grüne Welle für Busse

Der Bus wird demnach bereits in größerer Entfernung zur Ampel erfasst, zum Beispiel 300 bis 400 Meter vor der Stopplinie, und beeinflusst so die Ampelsteuerung. Kommt ein Bus also an eine Ampel, die für seine Fahrtrichtung bereits Grün zeigt, wird die Grünphase verlängert bis der Bus die Stopplinie überquert hat. „Davon profitiert auch der parallele Verkehr“, ist sich Grafwallner sicher.

In der Folge müssten Fußgänger und der Querverkehr etwas länger warten bis die Ampel Grün zeigt. Zeigt die Ampel für den Bus Rot, wird der Querverkehr früher auf Rot geschaltet, damit der Bus die Kreuzung zügig passieren kann. „Das nennt man konsequente Busbevorzugung“, so der Behindertenbeauftrage.

Für Grafwallner sei ein Verkehrsmanagement also unter’m Strich unverzichtbar für die Aufrechterhaltung der Mobilität in den Landkreiszentren zu Verkehrsspitzenzeiten. „Die Verkehrsdichte in einem Netz ist entscheidend für die Stabilität der Abläufe im Verkehr.“

Grafwallner ist überzeugt: „Von Verkehrsmanagement-Maßnahmen profitieren alle.“ So nennt er unter anderem Fahrplanstabilität für den ÖPNV, Verkehrssicherheit, Wohnqualität, Erreichbarkeit des Zentrums und der Außenbereiche sowie Reduzierung der Luftschadstoffe als ein paar der Folgen eines ausgearbeiteten Verkehrskonzepts. „Schluss mit blockierten Bussen auf unseren Straßen, durch innovative Ampellösungen“, so Grafwallners Motto.

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