Noch ist der Kreis klein, der sich zum Pressetermin am Montagvormittag in Rottach-Egern trifft. Doch im Hintergrund würden bereits 30 Gleichgesinnte agieren, die Initiator und Grünen-Gemeinderat Thomas Tomaschek schon für seine Idee des Zusammenschlusses begeistert haben will. „Wir wollen uns zur Kommunalwahl im nächsten März strukturell aufstellen und einen Ortsverband Tegernseer Tal für alle Tal-Gemeinden gründen“, was laut Tomaschek etwas „Besonderes“ sei.
„Denn die Themen hören nicht an der Ortsgrenze auf, ob Verkehr, Jugend und Soziales, Bauen, Umwelt und Klimaschutz“. Gemeinsame Anträge dazu sollen dann in allen Gemeinderäten gestellt werden. Wenn auch Europa derzeit auseinanderdrifte, so „machen wir das Gegenteil“ und verbinden alle Grünen im Tal.
Die Möglichkeit dazu biete ein gemeinsamer Ortsverband. Denn die Grünen haben ein enormes Wählerpotential mit etwa 15 Prozent in allen Orten, wie zuletzt bei der Landtagswahl. Deswegen wolle man nun auch in allen Gemeinderäten Flagge zeigen. Schließlich sei man in Bayern inzwischen die zweitstärkste politische Kraft. Im Tal will man Entwicklungshilfe leisten und es begrünen. Denn mit etwa 20.000 Einwohnern im Tal erreiche man die Größe einer Kleinstadt, „mit einem See in der Mitte“, wie kolportiert werde.
Noch weiße Flecken der Grünen im Tal
Wenn man demnächst auch in einem Ortsverband vereint sei, so gebe es zur Kommunalwahl für jede Gemeinde eine eigene Grünen-Liste, „die auch von den Mitgliedern in den jeweiligen Gemeinden aufgestellt werden“, verdeutlicht Ulrike Küster, Miesbacher Kreisvorsitzende der Grünen. Inzwischen gebe es aus allen Talgemeinden Interessenten. „Es sieht so aus, als könnten wir viel stärker vertreten sein, ergänzt Tomaschek. Bislang sind die Grünen nur mit zwei Sitzen in Gmund und einem im Rottacher Gemeinderat vertreten. „Wiessee, Tegernsee und Kreuth fehlen komplett“. Da man aber entsprechend viele Wählerstimmen in diesen Gemeinden habe, so Tomaschek, „wäre schade, wenn der Wählerwille weiterhin verpufft“.
Die Gründungsveranstaltung des gemeinsamen Ortsverbandes wird am 2. Juni im Gmunder Gasthof Maximilian um 11 Uhr stattfinden. Gastrednerin ist Katharina Schulze, die Fraktionschefin der Grünen im Landtag. „Sie ist das Gesicht der Grünen in Bayern“, so Tomaschek sichtlich erfreut über die Zusage des Shootingstars. Auch Grünen-Landrat Wolfgang Rzehak wird dabei sein, der dann auch Mitglied des Ortsverbandes werde. An diesem Termin wird der Vorstand gewählt und eine Satzung verabschiedet. Die Aufsicht habe der „Betreuungsabgeordnete“ des Landtags, Benjamin Adjei, ein geborener Tegernseer, der in München-Moosach „sensationell“, so Tomaschek, das Direktmandat für die Grünen holte.
„ATTEK“ als Beispiel
Für das Amt des neuen Ortsvorstands will sich neben Tomaschek auch Hella Freifrau von Ketelhodt bewerben. Die 74-Jährige aus Kronberg im Taunus hat schon mit Joschka Fischer in Hessen gemeinsame Sache gemacht. Die Anwältin, deren „Herz schon immer für die Grünen“ schlug, lebt nun fest seit zwei Jahren in Rottach-Egern. „Das Engagement für die Grünen aber kam erst, als ich hier meine neue Heimat gefunden habe“. Angespornt habe sie als „Spätzünderin“ eine Meldung, dass selbst eine Hundertjährige sich noch für die Kommunalpolitik engagiere. Ein vereintes Europa und ein Gegenpol zum Populismus sei ihr wichtig. Als notwendige dritte Person für den Vorstand als Schriftführerin will Louisa Geismann aus Bad Wiessee kandidieren.
Seit Anfang des Jahres rühre Tomaschek nun verstärkt die Trommel im Tal, um „grünaffine Menschen“ anzusprechen und zu „begeistern“. Mit dem Erfolg, dass bereits drei Treffen stattgefunden hätten. Das vierte, das für jeden offen ist, soll am 22. Mai in der Rottacher Weinstube „Markus Greger“ bereits mit etwa 30 Personen über die Bühne gehen. Manche von ihnen hätten auch „Ambitionen für ein Amt“ in der Partei.
Ideengeber für einen Zusammenschluss der Grünen sei die Gründung der ATTEK gewesen, der Arbeitskreis Tegernseer Tal Energie und Klimaschutz. „Der hat sich bewährt, weil man sich in den Gemeinden untereinander abspricht, austauscht, vernetzt und jeweils dieselben Anträge stellt“. Es habe allerdings ein bisschen gedauert, „bis der ATTEK für voll genommen wurde“. Angesichts der zunehmenden Aktivitäten der Grünen im Landkreis, verstärkt Ortsverbände zu gründen, meint Tomaschek: „Die grüne Welle schwappt nun an den Alpenhauptkamm“. Denn man sei jetzt auch im „Paradies“ mit dem Verkehr und dem Artensterben an einem „Kipppunkt“.
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