Harsche Kritik an Westerhof-Plänen

Nachdem der Tegernseer Stadtrat zuletzt die Pläne von Andreas Greither für das geplante Gesundheitshotel als „überdimensioniert“ ablehnte, stößt die SGT nun ins gleiche Horn. Sie kritisiert in einem Schreiben an Bürgermeister Johannes Hagn, die Nachteile des Bauvorhabens „billigend in Kauf“.zu nehmen.

So soll das neue Gesundheitshotel aussehen / Quelle: Projektplanung Blüml

Mitte Juli lag dem Tegernseer Stadtrat bereits ein konkreter Bauantrag für ein Gesundheitshotel vor. Und dies, obwohl die dritte Auslegung des Bebauungsplans noch läuft. Bedenken haben rund 50 Privatpersonen gegen Greithers Pläne geäußert. Er will auf dem 12.000 Quadratmeter großen Hanggrundstück etliche Gebäude schleifen und Platz für Neubauten mit 134 Zimmern und 50 Personalzimmer schaffen.

Auch einige Chalets sind geplant, der Wellnessbereich soll sich terrassenförmig über den Hang erstrecken. Rund 80 Millionen Euro will Greither dem Vernehmen nach investieren. Doch er hatte offensichtlich die Rechnung ohne den Stadtrat und dem Bauamt gemacht. Denn deren Leiterin, Bettina Koch, die dem Stadtrat erstmals verschiedene Ansichten zeigte, gab zu bedenken, dass der Bebauungsplan noch nicht rechtskräftig und auch ein Durchführungsvertrag noch nicht abgeschlossen sei.

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Bei einer Prüfung habe sich zudem gezeigt, dass Balkone und Dachüberstände über die im Bebauungsplan festgelegten Grenzen hinausragen. Das wurde einigen Stadträten dann doch zuviel. „Das Ding ist überdimensioniert“, hieß es ebenso, wie die Einwohnergleichwerte (EGW) seien „intransparent“. Die Folge war, dass der Bauantrag zunächst mit deutlicher Mehrheit abgelehnt wurde.

Schutzgemeinschaft äußert Kritik

Rückenwind erhofft sich dadurch auch die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT). Deren Vorsitzende, Angela Brogsitter-Finck, sieht in dem Bauvorhaben einen „nicht wieder gut zu machenden Eingriff in das Ökosystem am Waldrand des Großtegernseer Berges“. Die Georisiken versuche die Stadt durch Gutachten zu zerstreuen. Diese würden urteilen, dass es sich nur um ein „Bauvorhaben mit mittlerer geotechnischer Schwierigkeit“ handeln würde.

Für die SGT aber verschlechtere sich die Hangstabilität mit einer mehr „als Verdoppelung der überbauten Fläche, 15.000 statt bisher 7.000 Quadratmeter“. Durch die gestiegene Baumasse erhöhe sich „unweigerlich auch der Druck“ auf den Hang. Irgendwohin müssten Drainagen das Wasser ja leiten, so Brogsitter-Fink. „Die versiegelten Flächen stehen für eine natürliche Entwässerung nicht mehr zur Verfügung“.

“Verlust traditioneller Werte”

Deutlich ins Gericht geht die SGT auch mit den Abrissplänen. Denn damit werde vom einst geschichtsträchtigen Ort nichts übrigbleiben. „Das Haupthaus wurde aus Tuffstein gebaut und die Giebelbalken aus dieser Zeit wurden noch mit der Axt behauen.“, zitiert die SGT den Westerhof auf seiner Internetseite. Es abzureißen ohne einen Versuch, es in ein neues Gebäudeensemble zu integrieren und zumindest den Hofcharakter zu erhalten, beklagt Brogsitter-Finck, zeuge von „Respektlosigkeit gegenüber der alten Tradition des Klosterhofs“.

Gerade die ortsprägende Architektur und alpenländische Kultur suche der Gast im Tegernseer Tal; traditionelle Werte, Nachhaltigkeit, intakte Natur, echtes Brauchtum und Authentizität. Das mache die Destination Tegernseer Tal stark. „Aber sicher kein zur Schau gestellten Gigantismus“. Die kulturelle Einheit mit ihrer Verbindung Kloster, Kirche und bäuerliches Fundament „wird unentschuldbar gestört“. Daher bittet die SGT den Tegernseer Stadtrat, die Entscheidung „noch einmal zu überdenken“. Und zitiert Michael Heim, den verstorbenen Historiker aus dem Tal: “Wir bauen uns die Landschaft zu für die Leute, die dann nicht mehr kommen, weil die Landschaft so zugebaut ist“.

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