Mehr Event im Söllbachtal

Am Donnerstagabend bequemte sich der Unternehmer Franz Josef Haslberger höchstpersönlich hinunter von seinem Anwesen in die Niederungen des Wiesseer Gemeinderats, saß mit angespannter Miene am Saalrand, um wenige Minuten später die Kniefälle der örtlichen CSU entgegenzunehmen. Aber dazu später mehr.

Die Saurüsselalm von Franz Josef Haslberger im Söllbachtal / Quelle: Peter Posztos

Die Saurüsselalm heißt eigentlich Sölbachau-Alm, liegt auf über 900 Höhenmetern und vor allem weit im Außenbereich der Gemeinde Bad Wiessee. Eigentümer ist der Unternehmer Franz Josef Haslberger, dem außerdem auch die Almwirtschaft Bauer in der Au gehört. Die hat der findige Betonboss aber vor Jahren für den Publikumsverkehr schließen lassen, ob der Widerspenstigkeit des damaligen Gemeinderats unter Bürgermeister Höß.

Mit Robert Kühn von der SPD hat er aber nun einen neuen, weitaus verständigeren Partner an seiner Seite. Nach wochenlangen Verhandlungen durfte der Bürgermeister verkünden, dass zwar der Bauer in der Au nicht wieder öffnet, dafür aber eine neue Location, etwas weiter entfernt vom Wohnanwesen Haslbergers, genauer auf der anderen Seite des Söllbachtals. Hier hatte der Unternehmer 2015 die Genehmigung für eine Alm mit Wollschweinen bekommen. Doch statt das Borstenvieh dort zu halten und zu pflegen, baute der Unternehmer die Alm munter aus: Toiletten, einen Saal von 100 Quadratmetern für Feiern, Küchen – was so ein wollendes Borstenvieh halt braucht, um zu prächtig gedeihen. Er schuf damit, und Johannes von Miller von den Grünen drückte das prägnant aus, einen Schwarzbau.

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Aus Alm wird Almwirtschaft

Haslberger hatte keine Genehmigung für eine Almwirtschaft, baute diese aber schon, und das vor den Augen der Gemeinde, denn einige der Ratsmitglieder wie auch die Verwaltung, wussten schon frühzeitig von dieser Umwidmung. Aber statt dem baufreudigen Betonboss die rote Karte zu zeigen, toppten sich am Donnerstagabend nicht nur CSU-Ratsmitgliedern mit devoten Dankesadressen an den hinten sitzenden Haslberger, betonten dabei einmal wieder, wie schön die Demokratie sei und wie dufte doch so eine neue Zusammenarbeit mit einem „Mover und Shaker“ sei. CSU-Georg Erlacher, selbst Landwirt, kam dann noch einmal mit einem besonders exotischen Argument: “Besser Halsberger als ein Scheich oder ein Russ”. Einzig Klaudia Martini (SPD) und Johannes von Miller (Die Grünen) widersprachen, fragten, wie denn die legale Nutzung zu überprüfen sei, warum denn in einer Almwirtschaft, die ausdrücklich nur für Wanderer da sei, ein Saal mit 75 Sitzplätzen zu finden sei?

Ganz zum Schluss ließ Bürgermeister Kühn die Katze aus dem Sack, als er seinen Bauamtsleiter die Beschlussvorlage verlesen ließ: Der Gemeinderat möge einer Umwidmung von Alm zu Almwirtschaft zustimmen. Die Öffnungszeiten seien von 9 bis 19 Uhr, bei Sonderveranstaltungen dürfe man auch bis Mitternacht feiern (Das Wild dort oben bleibt lange auf, schläft erst weit nach ein Uhr?). Zudem dürfen dort oben im Außenbereich zukünftig jährlich bis zu 15 Sonderveranstaltungen wie Geburtstags- und Hochzeitsfeiern etc. stattfinden.

Mit zwei Gegenstimmen, die von Johannes von Miller und Klaudia Martini, wurde der Antrag angenommen, und der Betonbaron Haslberger durfte zufrieden wieder in sein umzäuntes Heim im Wiesseer Außenbereich fahren. Zukünftig sollte das allen Bauträgern eine Lehre sein: Erst bauen, dann fragen und genehmigen lassen. Das ist das Motto – zumindest in Bad Wiessee.

Mehr zu den Hintergründen im nächsten Podcast mit Posztos und Mostosch.

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