Wiessee macht Front gegen Parker

Wie berichtet, hat die Gemeinde Bad Wiessee eine massive Gebührenerhöhung für das Parken, unter anderem an Wanderparkplätzen verabschiedet. Eine Entscheidung, die bei näherem Hinsehen nur wenig Sinn macht, findet unser Kommentator.

Das Parken in Bad Wiessee kostet bald deutlich mehr / Archivbild

Ein Kommentar von Klaus Wiendl:

Ab 1. März geht es vielen Familien ans Eingemachte. Dann werden Wanderausflüge in Bad Wiessee richtig teuer. Wer vom Söllbachparkplatz zur Aueralm wandern will, ist mit einer saftigen Erhöhung des Tagestickets von sage und schreibe 150 Prozent dabei. Die Gemeinde verlangt dann zehn statt vier Euro. Großkopferte werden auch dafür noch das nötige Kleingeld haben, der Arbeitnehmer nicht, wenn das Parken teurer als die wohlverdiente Jause ist.

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Dabei geht schon jetzt die Sorge in den Ausflugslokalen im Tegernseer Tal um, Wiesseer Verhältnisse könnten Schule machen. Da könne man gleich zusperren, ist von so manchem Wirt zu hören. Noch zeigt man in anderen Talgemeinden Unverständnis über das erneute Vorpreschen an der Westbank. Doch wie lange? Hätte es in Wiessee nicht auch eine moderate Erhöhung getan, um ihre Auswirkungen zu testen? Beispielsweise sechs Euro als Maximum. Wohl nicht. Denn in der Gemeinde will man bewusst die Touristen verkrätzen, die alles zuparken würden.

Offiziell nennt man es „den Individualverkehr in den Sommermonaten im Tal reduzieren“, um den Klimaschutz voranzutreiben. Doch damit schüttet Wiessee sprichwörtlich das Kind mit dem Bade aus. Die unbeliebten Münchner Tagestouristen, die an Wochenenden das Tal bevölkern und Geld dalassen, werden sich ein anderes Ziel als Bad Wiessee suchen. Ein Ort, dessen Einzelhandel ohnehin in den Seilen hängt und dringend eigentlich mehr Kundschaft bräuchte. Dies alles kam offenbar der Mehrheit des Gemeinderates nicht in den Sinn. Sie setzte auf eine Stärkung des ÖPNV, auf den die Gäste umsteigen sollen.

Vielleicht sollten die Ratsmitglieder mal einen Selbstversuch starten. Sie würden dann eingequetscht in Massen schnell merken, dass BOB wie Busse unzuverlässig, unpünktlich und teuer sind. Und dies wollen viele Gemeinderäte Familien mit Kindern zumuten, die sich ein Zehn-Euro-Parkticket nicht mehr leisten wollen oder können. Ausbaden müssen es ohnehin die Kleinsten der Gesellschaft. Aber vielleicht will man die auch nicht mehr im Ort haben. Währenddessen wird das Tal weiterhin mit Durchreisenden von und nach Österreich dicht sein und der Klimaschutz eine Fata Morgana bleiben. Hauptsache, man hat sein ökologisches Gewissen beruhigt und die Kasse des Ordnungsamtes stimmt.

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