Heimatloses Frühlingsfest?

Das Holzkirchner Frühlingsfest ist beliebt und findet heuer in seiner 43. Auflage statt. Aber es blickt einer unsicheren Zukunft entgegen. Organisator Andi Forstner hat mit uns über seine Befürchtungen und Wünsche gesprochen.

Der Otterfinger Andi Forstner ist musikalischer Leiter des Spielmannszuges – und seit vielen Jahren die Schnittstelle zwischen Verein, Behörden, Schaustellern und Besuchern – quasi der “Fels im Festbetrieb”. Seit langem steht sein Gesicht für das jährliche Gelingen unserer Festtage im Herdergarten. Im Interview erzählt er von der Zukunft des Festes und seinen Wünschen und Befürchtungen.

HS: Andi, gibt es 2018 noch ein Frühlingsfest am Herdergarten?

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Forstner: Ja. Das haben wir schriftlich von der Marktgemeinde.

HS: Und 2019?

Forstner: Nun, was 2019 betrifft haben wir zumindest die Zusicherung. Eine Tendenz, dass die Erweiterung des Rathauses und die Umgestaltung des Herdergartens im Mai planerisch noch nicht so weit sein wird. Es wäre mir ein großes Anliegen. 2019 wird für uns ein Jubiläumsjahr: Der Musikzug feiert seinen 50jähriges Bestehen, und das Frühlingsfest gäbe es zum 45. Mal.

HS: Sozusagen mal wieder ein Riesenradfest?

Forstner: Der Anlass wäre gegeben, ja, aber ich möchte noch nichts versprechen.

HS: Dann ist aber spätestens Schluß am Herdergarten?

Forstner: So wie es aussieht – ja! Durch die erhebliche Vergrößerung des Rathausbaus wäre bei allem Goodwill am Herdergarten kein Volksfest mehr möglich. Und das Frühlingsfest ist eben in seiner Tradition nicht nur ein Bierzelt, sondern ein Volksfest mit den beliebten Fahrgeschäften und Attraktionen.

HS: Im Gespräch ist das Moarhölzl – das Areal, das durch die Traglufthalle so etwas wie den Ansatz einer Erschließung erfahren hat. Hat das Frühlingsfest Deiner Meinung nach dort eine Perspektive?

Forstner: Ich sehe den Standort kritisch. Die volksfesttaugliche Erschließung mit Leitungen und ähnlichem wäre vielleicht hinzubekommen, aber die Lage in der Peripherie ist für ein Fest kontraproduktiv. Ein “Geh ma auf’s Frühlingsfest” wäre dann nicht mehr möglich, nur noch ein “Fahr’ ma”. Ein Shuttleservice ist theoretisch möglich, aber bestimmt nicht einfach zu organisieren.

Man muss einfach dran denken, wie viele Auswärtige mittlerweile das Frühlingsfest besuchen und das momentan super mit Zug und S-Bahn erreichen können. Wir haben die Rückmeldung von der Polizei, dass z.B. im letzten Jahr im Umfeld des Frühlingsfestes kein einziger Führerschein eingezogen werden musste. So weit draußen steigt der eine oder andere dann doch wieder ins Auto…

HS:Der Standort Herdergarten ist aber nicht “sakrosankt”?

Forstner: Natürlich nicht – wir sind ja vor gut 25 Jahren schon einmal umgezogen. Von der Wagnerbreite quasi ins Herzen der Marktgemeinde. Aber den alten Standort konnte man auch gut zu Fuß erreichen. Das ist eben die Schwäche am Moarhölzl. Es sollte ein Fest im Ort bleiben, nicht vor dem Ort.

“Frühlingsfest elementar für den Musikzug”

HS:Gibt es Alternativen, die im Ort liegen?

Forstner: Es gibt Sondierungen, ja, und es kämen auch ein oder zwei innerörtliche Grundstücke in Frage. Da sind aber noch viel Spekulationen und ungeklärte Rahmenbedingungen im Spiel, dass man noch weit davon entfernt ist, von einer echten Alternative zu sprechen.

HS: Wird sich das Frühlingsfest abgesehen vom Standort auch in seinem “Wesen” verändern oder verändern müssen?

Forstner: Ich hoffe nicht, das wäre fatal. Es muss ein Volksfest bleiben, und es muss ein Volksfest bleiben, das den Holzkirchner Musikzug finanziert. Wir sind ein wichtiges soziales Gefüge für Kinder und Jugendliche aus dem Ort und der Umgebung geworden. Wir können die Aktivitäten, die musikalische Ausbildung und neue Ideen wie unsere neue Jugendblaskapelle von Michael Mack und seinen Lehrerinnen nur gegenfinanzieren, wenn es das Frühlingsfest so weiterhin gibt. Die Jugendblaskapelle wird übrigens zweimal am Frühlingsfest aufspielen.

HS:Bleibst Du “das Gesicht des Frühlingsfestes” – auch an einem neuen Standort?

Forstner: Nun, sicher ist nichts, aber nach über zwei Jahrzehnten Vorstandsarbeit könnte es passieren, dass ich der jungen Truppe in unserem Verein das Feld überlasse – die haben wirklich jetzt schon immer saugute Ideen. Und ich werde dann einfach aktiver Besucher des Frühlingsfestes…

HS:Vielen Dank für das Gespräch, Andi. Wir wünschen ein friedliches Frühlingsfest 2017.

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