High zur Bundespolizei

Es ist ein seltsames, ja fast schon nostalgisches Gefühl, kurz hinter der deutsch-österreichischen Grenze Polizisten mit Bundesadler auf dem Ärmel anzutreffen. Nach über 20 Jahren werden am Achenpass aufgrund des G7-Gipfels wieder Grenzkontrollen durchgeführt. Neben viel Verständnis erlebt die Bundespolizei dabei auch besonders kuriose Momente.

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1995 trat das Schengener Abkommen in Deutschland in Kraft und damit die Abschaffung der stationären Grenzkontrollen an Binnengrenzen. Dennoch besagt dieser Vertrag, dass, wenn es die Situation verlangt, Grenzkontrollen vorübergehend wieder eingeführt werden können. Durch die internationale Bedeutung des G7-Gipfels am 7. und 8. Juni in Schloss Elmau wurden daher sieben Grenzstationen wieder als Kontrollpunkte eingeführt.

Einer dieser Punkte befindet sich am Achenpass, unweit von der Gemeinde Kreuth und dem Tegernseer Tal, kurz hinter der deutsch-österreichischen Grenze. Seit vergangenem Dienstag werden dort Grenzkontrollen durchgeführt, um vermeintliche G7-Gegner sowie mögliche Straftäter aus dem Verkehr zu ziehen. Die Kontrollen laufen 24 Stunden am Tag, aufgeteilt in drei Schichtdienste. Für Florian Baier, dessen Einsatzort eigentlich der Hamburger Flughafen ist, ist das seine erste Schicht:

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Ich und meine Gruppe sind seit gestern Abend hier, das ist unsere erste Schicht. Aber obwohl wir uns gestern alle erst kennengelernt haben, herrscht gute Stimmung. Wir sind ja sozusagen wie eine große Familie.

Das liege auch daran, dass alle Einsatzkräfte freiwillig an den Grenzkontrollen arbeiteten. Die Polizisten, die aus allen Regionen Deutschlands kommen, konnten sich vorab freiwillig für diesen Dienst melden. Dafür gab es einen Organisationsplan, der Gruppen für bestimmte Grenzgebiete einteilte.

In erster Linie werden Sichtkontrollen durchgeführt, stichprobenartig werden dann manche Fahrzeuge kontrolliert. Dabei müssen sich die Beamten auf ihr eigenes Gefühl verlassen, welche oder welcher Fahrer zu dem Klientel der G7-Gegner gehören könnte. Diese werden dann angehalten, nach ihren Personalausweisen gefragt und gegebenenfalls wird das Auto kontrolliert. Dabei müsse man sich laut Baier auf Erfahrungswerte verlassen:

Es gibt keine richtigen Kriterien, auch ein Otto-Normalverbraucher kann ein G7-Gegner sein. Man will sie ja nicht kategorisieren oder nach dem Aussehen beurteilen.

Doch die Autofahrer fühlen sich keineswegs unwohl bei den Kontrollen. Für viele sei das eine Erinnerung an „früher“, sagen die Polizisten. Wie Baier erklärt, würden die meisten ganz automatisch abbremsen und langsam durch die Kontrolle fahren, „so wie man es eben früher gemacht hat.“ Am Achenpass jedenfalls bestätigt sich dieses Bild: Die meisten Autofahrer fahren mit teilweise überraschten Gesichtern langsam durch die Kontrolle, manche bleiben auch ganz stehen und zücken gleich den Personalausweis.

Polizei Hauptkommissar Dieter Ratering lobt vor allem das große Verständnis, das den Beamten entgegengebracht wird. „Viele bleiben auch einfach deshalb stehen, weil sie wissen wollen, was los ist“, erzählt Ratering. Wenn die Polizisten dann den Grund für die Grenzkontrollen erklärten, reagierten die Leute sehr verständnisvoll, manche bedankten sich sogar für den Einsatz.

Bundespolizisten erwischen bekiffte Putzkraft

In ihrer kurzen Zeit am Achenpass erlebten die Beamten jedoch schon einen besonders kuriosen Fall. Wie die Bundespolizei mitteilt, wurden am vergangenen Donnerstag zwei 21-jährige Männer vorläufig festgenommen. Die beiden kamen im Auftrag einer Firma, um die Container-Dienststelle der Bundespolizei zu reinigen.

Am Achenpass wurden vorübergehend die Grenzkontrollen wieder eingeführt.
Am Achenpass wurden vorübergehend die Grenzkontrollen wieder eingeführt.

Aufgrund eines verdächtigen Geruchs wurde das Auto der 21-Jährigen allerdings durchsucht und man wurde fündig: Marihuana. Doch dabei blieb es nicht. Ein Schnelltest bestätigte sogar, dass einer der beiden Männer high zu der Bundespolizeidienststelle gefahren war. Außerdem war er nicht einmal im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis.

Dieser Vorfall war bis jetzt jedoch das Auffäligste, was den Beamten passiert ist. Dass der G7-Gipfel kurz bevor steht, hat im Moment auch noch keine Auswirkungen auf die Schärfe der Kontrollen. Laut Ratering bleibt die Häufigkeit der Kontrollen zunächst so bestehen, „je nach Sicherheitslage wird sie dann intensiviert.“

Bis also die Sicherheitsvorkehrungen rund um den G7-Gipfel vorbei sind, wird man am Achenpass weiterhin die Beamten antreffen und vielleicht mit einem Schmunzeln an die beiden 21-jährigen Männer denken.

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