Landtagskandidaten besuchen die Redaktion:
“Ich will was verändern”

Martin Rosenberger ist Bio-Landwirt, Schreiner und Landtagskandidat der Freien Wähler. Am Dienstag hat er uns in der Redaktion besucht.

Sehr sympathisch und “authentisch”; das ist er. Martin Rosenberger in der TS-Redaktion.

Sie sind erst 2021 den Freien Wählern beigetreten. Warum?

Genau; ich bin 2020 aus dem Nichts in den Kreistag eingezogen, und 2021 habe ich mich dann entschlossen, auch zur Partei zu gehen.

Und was gab den Ausschlag?

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Zum einen, dass ich gewusst habe, dass ich für den Landtag kandidieren will, und für ein Landesamt brauchst du natürlich dann eine Parteizugehörigkeit, und zum anderen habe ich mich ganz gut identifizieren können mit den großen Köpfen, wie Hubert Aiwanger, Fabian Mehring etc. – weil das einfach auch so meine mittelständige Denkungsweise ist.

Sie haben einen Milchviehbetrieb mit knapp 40 Kühen und 15 Kalbinnen. Außerdem spielen sie Fußball, sind in der Bauernvereinigung, der Jagdgenossenschaft “rote Wand” und bei der Gebirgsschützen-Kompanie? Wo nehmen sie die Zeit für die Politik?

Ich verbinde das ganze auch, a bisserl mit Ehrenamt, weil Politik ist ja ein großes Stück Ehrenamt und auch Hobby. Letztendlich, wenn ich einziehen würde (in den Bayerischen Landtag, Anmerkung der Redaktion), wäre es dann schon beruflich, da – das ist mir vollkommen klar – müsste ich einiges umstrukturieren: Wir san noch junge Eltern und ich habe eine Frau, die das sehr gut mitmacht. Aber das ist so die Kernaussage, dass ich eigentlich meine Zeit gerne dafür opfere, weil’s mich auch interessiert, und ich will was verändern.

Sie bekommen zu Hause den Rücken gestärkt?

Ja, voll! Voll und ganz! Die san ganz stolz. Als Selbstständiger kann man sich ja alles ein bisschen einrichten. Dass man dann unter der Woche mal den halben Tag sich Zeit nimmt und am Berg geht, mit den Kinder oder so. Aber es ist anstrengend, aber ich tue es letztendlich gern.

Jetzt müssen wir natürlich über Aiwanger reden, Vize-Regierungschef, der für seine Wortwahl auf der Erdinger Demo heftigst kritisiert worden ist. Zu Recht, wie ich finde.

Bin ich bei ihnen … zum Großteil. Ich habe auch ich die ganzen Zeitungsberichte gelesen. Es ist natürlich so, wenn man frei redet, also 15 Minuten lang redet, rutscht vielleicht mal der eine oder andere Satz raus, der wo wahrscheinlich nicht so angebracht wäre. Den er wahrscheinlich selber auch – auch wenn er sagt, er entschuldigt sich nicht dafür – gerne rückgängig gemacht hätte. Wir sind im Wahlkampf. Die CSU und auch die anderen Parteien merken, wie gut Hubert Aiwanger im ländlichen Raum ankommt. Und da versucht man ihm auch was ans Bein zu binden, um ihn vielleicht schlechter dastehen zu lassen. Er kommt überall super rüber, er sagt das, was sich viele Normalbürger denken. Aber leider ist es in unserer Gesellschaft so, wenn man die Wahrheit sagt, wird man gerne in eine rechte Schublade gesteckt. Was ich nicht finde, was wir sind und wo wir alle nicht sind. Darum finde ich es ein bisschen schade, dass jetzt so drauf rumgeritten wird. Aber die Kernsorge, dass er sich das ein oder anderes Wort sparen hätte können, da bin ich inhaltlich voll bei ihnen.

Also, da muss ich widersprechen. Wenn sonntags Wahlen wären, würde die AfD gut abschneiden. Ich glaube, es waren zuletzt 18 Prozent. Also fast jeder fünfte würde da sein Kreuz machen. Genau deswegen ist es doch so wichtig, dass die demokratischen Parteien auf ihrem demokratischen Fundament stehen und auch darauf bestehen.

Ja

Haben Sie nicht den Eindruck, dass er da ein bisschen zu sehr bei den Wählern gefischt hat, die sonst die AfD wählen würden?

Ja, gut. Hubert Aiwanger ist natürlich in kluger Mann. Er hat mit Sicherheit versucht, den einen oder anderen Unschlüssigen mit abzuholen – glaub i. Durch diese, ja doch bissel extreme Wortwahl. Weil bei einem sind wir uns schon klar. Inhaltlich versucht die AfD immer den Finger in die Wunde zu legen. Das sind genau diese Sachen im ländlichen Raum, wo wir am Stammtisch auch besprechen. Bloß, es traut sich keiner sagen, weil es oft so in die rechte Schublade geschoben wird. Das Problem bei der AFD find i, dass sie den Rechtsstaat nicht mehr wollen oder vertreten wollen. Und das ist für mich ein Problem, und darum differenziere ich mich klar von denen. Ich habe auch noch kein Lösungsmittel, wie wir letztendlich die ganz verdrossenen Wähler noch abholen sollen.

Zwei Gründe, warum ich die freien Wähler wählen soll?

Weil man einfach – das ist jetzt aus der Schublade rausgeholt – (überlegt), weil wir einfach die Bürger aus der Mitte vertreten, die normale Denkende. Wir brauchen keine großen Berater selber, mir san selber zum Teil Praktiker. Mir han nicht die Politikwissenschaftler; wir versuchen nur das rüberzubringen, was ma selber denken. Und ich glaube, dass das unsere ganz große Stärke ist.

Wahlalterabsenkung?

Bin ich dagegen, weil ich aus meiner eigenen Jugend weiß, da habe ich ganz andere Flausen im Kopf gehabt. Es gibt sicher Jugendliche, die schon weit san für ihr Alter. Aber das halte ich prozentual für zu schwach, um denen einen Auftritt zu geben. Das kommt meiner Meinung nach auch aus der Grünen und Linken-Ecke.

Viele Menschen sind politikverdrossen. Die Leute vermissen das Einfache, das Direkte und hier das Bayerische. Teilen sie den Eindruck, dass sich die Politik zu sehr in ihre Texte und ihre Sprache verschwurbelt?

Ja, 100-prozentig. Schwurbeln, super Ausdruck für so Sachen, 100-prozentig! Letztendlich wird zu viel geredet und zu wenig gemacht. Gerade befinden wir uns in einer Parteilandschaft, wo ja Regierung und eine Opposition nur noch auf Fehler der anderen wartet. Das bringt uns ja nicht weiter. Wir brauchen ja irgendwo mal wieder Lösungsansätze. Ich erinnere mich da gerne an ein Interview mit Schmidt, Helmut; ehemalige Bundeskanzler. Der hat gesagt, eine gute Regierung basiert ja nur auf der Opposition, auf den Lösungsansätzen der Opposition. Das würden wir mal wieder brauchen, dass ma wieder vernünftige Zusammenspiele hätten.

Jetzt sind ja gerade die Bauern und Landwirte eine wichtige Klientel, die auch entscheiden, ob sie in den Landtag kommen. Welches Thema packen sie als Erstes an?

Mein absolutes Premium Anlegen, ist diese Kombinationshaltung, weil mir im Landkreis Miesbach haben brutal viele Bauern, wo die Kühe angehängt sind und im Sommer auf die Weide dürfen. Aber das ist für mich das Wichtigste. Wir haben die Almen, wenn die Tiere rauskommen im Sommer. Das Jungvieh kommt auf die Alm. Die Kühe kommen auf die Weide; und im Winter wollen die gar nicht mehr raus sein, weil mir einfach Schnee han und so Extremlagen. Jetzt haben wir den Stall und den Auslauf et cetera Laufhilfen. Zwei, drei Stunden am Tag können die raus, und dann sind sie drin, werden angehängt und gemolken – bei Betrieben bis zu 30 Kühen.

Jetzt gehen sie aber noch einen Schritt weiter?

Ja, muss ich. Wir gehen dann auf fünf oder zehn weniger (Kühe) und stelle dann a bissel um. Aber es soll halt weitergehen, ich habe auch einen Junior, der ist Elfe. Vielleicht hat er ja mal Interesse.

Jetzt machen wir noch das Gegenteilspiel! Ich sage zwei Wortpaare und sie entscheiden sich aus dem Bauch heraus für eine Option.

Stadt oder Land?

Land

Tempolimit oder freie Fahrt?

Tempolimit (Antwort dauert etwas.)

Rad oder Auto?

Auto

Heute oder übermorgen?

Heute

Kombihaltung oder Freilauf?

Kombihaltung

Wolf vorm Zaun oder Wolf vor der Flinte?

Wolf vor der Flinte.

Herzlichen Dank für Ihre Zeit!

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