In einer Postwurfsendung sprechen sie Besitzer hiesiger Berghütten an. Suchen Verkaufswillige. Das ist der Text, der auch noch auf der Homepage des Maklerpaares zu finden ist:
Zwei bayerische Jungs (3+5) aus Rottach träumen von einer Hütte im Tegernseer Tal, wollen im Winter durchs knirschende Weiß hoch stapfen und Schneemann bauen, im Sommer Lagerfeuer machen und Tiere beobachten. Der Vater mag ihnen diesen Wunsch erfüllen. „Nicht einfach”, meinen wir, versuchen es trotzdem und versichern Ihnen: Wenn Sie ihm eine solche Hütte verkaufen oder verpachten möchten, dann wird nicht verhandelt, sondern nur genickt.
Speziell der letzte Satz stößt vielen Menschen auf. Die Wählergemeinschaft “Blitz” aus Rottach-Egern hat das mit einem Post auf ihrer Facebook-Seite ins Rollen gebracht. Stefan Niedermeier, “Blitz”-Ratsmitglied in Rottach-Egern dazu: “Es wird immer dreister. Der Besitzer der Alm, die auf dieser Postwurfsendung gezeigt wird, wusste von nichts.
Superreiche, die den Wohnort verknappen
Der Satz, es ‘wird nur genickt’ sei einfach zu viel. Der junge Einzelhändler aus Rottach-Egern will nicht generalisieren, weiß, wie wichtig zum Beispiel die Kaufkraft der Zweitwohnsitzler für Handel und Gastronomie ist. „Wir leben ja auch alle gut davon.“
Aber die „Superreichen, die Objekte nur als Spekulationsobjekte nehmen, die sind unser Tod. Die verknappen die Wohnräume, bauen alles zu, nehmen nicht am Ortsleben teil, aber erhöhen mit den hochpreisigen Wohnungen und Häusern die Berechnungen für die Erbschaftssteuer. Das aber ist alles ist nicht aufzuhalten, wenn wir das nur ortsweise kritisieren“, stellt er ebenso resigniert fest.
Warum „wird nicht verhandelt, sondern nur genickt“?
Auch die Kreisrätin der ÖDP, Kristina Roedl aus Kreuth, kommentierte ebenso ratlos auf der Facebook-Seite: „Geld regiert die Welt. Das wird sich leider nicht so schnell ändern.“ Aber was sagen die Makler dazu? Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Suche mit dem Satz, es „wird nicht verhandelt, sondern nur genickt“, zu vervollständigen?
Firmenchefin Constanze Füsser kommt erst einmal mit einer Maklerbinse: „Wir machen weder das eine noch das andere, wir bringen Käufer und Verkäufer zusammen“, um dann genauer zu erklären: „’Es wird nicht verhandelt, sondern nur genickt’ entstand aus dem Wissen, dass unser Kunde etwas sucht, was eigentlich kaum zu finden ist. Die Formulierung – wie auch der restliche Text – drückt die Wertschätzung für so etwas Besonderes aus.“
Dann wird sie nahezu romantisch: „Der Vater wünscht seinen Buben, dass sie über eine Hütte die Schönheit der Heimat entdecken, mit besonderen Erinnerungen verbinden, sie fürs Leben bewahren und ihre Begeisterung später einmal so weitergeben, wie er das heute tut.“ Da geht jedem das Herz auf.
Die Aufregung wird vergehen
Aber Füsser weiter: „Das bedeutet ihm mehr, als eine günstige Pacht oder günstigen Preis zu verhandeln.“ Füsser sagt, sie habe auf die Postwurfsendung überwiegend gute Reaktionen erhalten und erklärt stattdessen: „Was bei dem einen „Unmut“ vielleicht übersehen wurde: Es handelt sich um ein Gesuch. Und, da verrate ich nicht zu viel, für einen Kunden, der seit Jahren seinen Erstwohnsitz hier am See hat, dessen Kinder hier geboren wurden und die ganz normal mit anderen Buben und Mädchen in den Kindergarten gehen.“
Nun ist die Nachricht nicht neu, dass im Tal auch Menschen leben, ob Erst- oder Zweitwohnsitz, die über unbeschränkte Geldmittel verfügen, und die eben genau solche Aufrufe über einen Makler starten können. Das Signal, das sie und die Firma damit setzen, ist ihnen wurscht.
Letztlich wird auch diese Aufregung vergehen. Stefan Niedermeier weiß: „Zu groß ist der Nachfrage-Druck. Ich kenne die Füssers gar nicht. Es ist ein talweites Problem, das wir auch nur talweit lösen können.“ Letztes Beispiel, so Niedermeier, sei eine Berghütte in der Sutten. Wir haben das Angebot gefunden. Weniger als siebzig Quadratmeter, Baujahr 1948 für fast… ach, seht selbst…
Hier geht’s zum zugehörigen Kommentar von Martin Calsow.
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