Ein Kommentar von Martin Calsow:
Hans Hagn wohnt und waltet in der Durchgangsgemeinde Tegernsee. Hier staut es sich vor seinem Amtszimmer mit Seeblick regelmäßig. Das stört. Neue Straßen, neue Tröge, Tunnel, all das kann er da drüben am Hang nicht fordern, ohne sich mächtig lächerlich zu machen. Also schaute der Ex-Zöllner mit Ambitionen für eine zweite Amtszeit hinunter auf den See und hatte einen Gedanken(potz)blitz. Warum nicht die Schiffe, Söders Seen-Armada, einsetzen?
Wir erinnern uns: „Wenn Sie also am Hauptsteg in Wiessee … mit zehn Minuten, ohne dass Sie in Gmund am Gasteig noch im Stau stehen müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Gasteig … am … am Steg in Wiessee … starten Sie Ihre Reise. Mit zehn Minuten. Schauen Sie sich mal die großen …“ Jeder kennt es. Fängt der CSUler mit Verkehr an, wird es holprig wie einst bei Stoiber.
Aber auch die Amtskollegen machen alles, um Alternativ-Verkehr anzubieten. So entstand die Idee bei einem Treffen von Bürgermeistern und Experten. (Hier exklusives Bildmaterial vom Treffen.) Kleiner Schönheitsfehler: Die Ortsvorsteher haben da eigentlich nicht mitzuquaken. Sie dürfen dem Landrat, dem zuständigen Organ (in diesem Fall: viel Organ), aber Vorschläge machen. Denn in Zeiten von Greta kann man da punkten. Ahoi, Hagn. Bei Stau braucht der Einheimische das Schiff. So zitierten die Kollegen vom Merkur den Bootsfreund Hagn.
Der Vorschlag funktioniert
Kritiker verdrehen die Augen: Den Schiffsverkehr einsetzen, um der Autoflut Herr zu werden, wirkt in etwa so durchdacht wie die E-Scooter-Visionen von Hagns Parteikollegen Scheuer. Ich sehe die entrüsteten Rüstigen im Sommer, wenn die Schul-Schratzen ihnen die Plätze am Morgen auf dem Schiff streitig machen, oder die besorgten Helikoptermuttis, wie sie ihren Goldstaub-Kindern die Schwimmwesten mit Tränen in den Augen noch im SUV überziehen.
Aber der Schultheiß-Vorschlag wirkt: Er lenkt ab und suggeriert Eigeninitiative. Denn das Chaos auf den Straßen, die Nervereien vor Baustellen, die immer wieder desaströse BOB und die Bahn AG mit dem Schranken-Schmarrn – das sind halt dicke Bretter, da kann man nicht aus der Hüfte schießen und sich als Treiber gerieren. Aber wer sind wir, dass wir das zarte Pflänzlein Verkehrsinnovation gleich kaputt treten? Wenn’s was wird, fahre ich den Herrn auch im Elektroboot auf die richtige Seeseite – mit einem Schulkind und einem Rentner (ohne beige Funktionsweste!) seiner Wahl.
Anmerkung: Der treue Leser Bernhard wies darauf hin, dass die Tegernseer SPD die Schiffsidee schon vor Jahren zu Wasser ließ. Da hat er recht. Aber wir glauben: Irgendwo wird sich sicher auch ein CSU-Süßwasserkapitän finden, der dies beim Schafkopfen auch mal vorschlug. Also, Genossen. War erst Eure Idee – vorerst.
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