Ende 2015 sah die Welt in Bad Wiessee rund um das geplante Jodbadareal samt Badehaus noch etwas anders aus. Zwar hatten die Wiesseer mit Joachim Heby einen Investor, der mit seiner H&M Consulting AG rund neun Millionen Euro in das Projekt stecken wollte. Doch die Gemeinde wollte nicht. Lieber, so die Überzeugung der Gemeinderäte damals, baue man auf eigene Faust und dann auch deutlich günstiger.
Heby hatte eigentlich eine EU-weite Ausschreibung mit seinem Entwurf eines dreigeschössigen Gebäudes gewonnen. Und im September 2015 gab es auch noch das grundsätzlich OK des Gemeinderates, dass die eigene Gesundheitszentrum Jod-Schwefelbad GmbH sowie zehn Mediziner in das Zentrum einziehen sollten. Doch nur wenig später kassierte das Gremium sein Einverständnis. Eine Pacht in Höhe von 30.000 Euro pro Monat könne man sich schlicht nicht leisten, hieß es damals.
Vorwürfe von beiden Seiten
In mehreren Sitzungen des Gemeinderates wurde daraufhin Stimmung gegen Hebys Pläne gemacht. Allen voran Wiessees Bürgermeister Peter Höß, wie der frühere Gesundheitsberater der Gemeinde Dr. Hans-Jörg Rippe erklärte. In einem Offenen Brief vom 25. August 2016 beklagte Rippe, dass dieser „nicht richtige Aussagen“ über den damaligen Investor Joachim Heby und seine h&h Consulting AG verbreitet habe. Höß hatte behauptet, Heby sei zwar Gewinner einer EU-weiten Ausschreibung gewesen, habe sich aber nicht an die Vorgaben gehalten.
Der Münchner Unternehmer habe einen überdimensionierten Kasten hinstellen wollen, der der Gemeinde eine gigantische Pacht gekostet hätte. Dem widerprach Rippe: „Der Umriss des Gebäudes und der Standort waren vom Städteplaner der Gemeinde, Herrn von Angerer, vorgegeben worden“. Und die Geschoßhöhen würden ziemlich genau den Höhen entsprechen, die Architekt Matteo Thun für das Hotel und 2013 für das Ärzte- und Bäderhaus geplant habe. „Genau diese hat der Investor Heby mit aufgenommen“.
Es sei ein Punkt erreicht, wo nun gebetsmühlenartig immer wieder dem seinerzeitigen Investor in die Schuhe geschoben werde, er hätte falsch und zu teuer geplant. „Beides stimmt definitiv nicht“, versicherte der promovierte Psychologe vor zwei Jahren gegenüber der Tegernseer Stimme.
Und auch der Investor kündigte damals an, gegen die Gemeinde juristisch vorgehen zu wollen. Der damalige Geschäftsführer der Gemeinde Michael Hermann sah dem ganzen allerdings gelassen entgegen. „Wir haben das damals bei der Vergabekammer in München abklären lassen.“ Das ist eine Art richterliche Instanz. Dort habe man recht bekommen. Deshalb war sich Hermann sicher:
Wir haben uns rechtskonform verhalten.
Damals habe man sich mit dem besagten Investor einfach nicht einigen können. „Die Planung war uns zu überdimensioniert.“ Doch für Hans-Jörg Rippe, unter anderem ehemaliger Berater des klagenden Investors, stand damals schon fest:
Man hat dem Investor einfach den Stuhl vor die Tür gestellt.
Der widerrum hat seinen Drohungen nun Taten folgen lassen. So läuft mittlerweile am Landgericht München II ein Verfahren. Ende Juni fand der erste Termin vor Gericht statt. Weitere Termine dürften folgen. Ob die Gemeinde aktuell immer noch denkt, dass alles sauber gelaufen ist, bleibt dabei offen. Gegenüber dem Merkur erklärt Geschäftsleiter Hilmar Danzinger man gebe keine Auskünfte zu schwebenden Verfahren.
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