Jodbad läuft aus dem Ruder

Ständig müssen die Zahlen für das neue Jodbad von Architekt Matteo Thun nach oben korrigiert werden. Anfangs hieß es, die reinen Baukosten würden bei 4,6 Millionen Euro liegen. Doch zuletzt wurde der Gemeinderat mit sich überschlagenden Schätzungen konfrontiert.

So könnte Matteo Thuns Badehaus aussehen/Quelle: Gemeinde Bad Wiessee

Der Fehler sei gewesen, dass man anfangs „nicht gleich eine belastbare Zahl nennen konnte, in der alles enthalten ist“. Diese Einschätzung von Eberhard von Angerer stammt nicht etwa aus der letzten nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzung im Februar. Der Ortsplaner sah das Dilemma der Gemeinde bereits vor einem Jahr voraus.

Schon damals tobte ein heftiger Streit über die Kosten für den Neubau des Badehauses. Die Gemeinde hatte die Architekten Hirner & Riehl mit der Realisierung des „kleinen aber feinen Badehauses im japanischen Stil“ von Architekt Matteo Thun beauftragt. Doch das Münchner Planungsbüro lieferte offenbar nur Kostenschätzungen über die einzelnen Gewerke, aber keine belastbaren Zahlen.

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Immerhin: 3,2 Millionen Euro vom Staat

So kam es dann, dass Bürgermeister Peter Höß vor genau einem Jahr einräumen musste, eine neue Kalkulation ergebe inzwischen Gesamtkosten einschließlich Quellensanierung von 8,7 Millionen Euro. Zusätzliche 800.000 Euro würden als „gewisses Polster“ für die Positionen „Unvorhergesehenes und Anlaufkosten bereitgehalten werden“. Diese Gesamtkosten von 9,5 Millionen Euro seien „zur Förderung am 30.12.2016 eingereicht worden“.

Kurzzeitig erhellten sich alle Mienen im Gemeinderat, als ihnen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im vergangenen Mai die Förderung aus dem staatlichen Topf zusagen konnte. Die Gemeinde erhält bereits für 2017/18 eine Finanzspritze von 1,8 Millionen Euro. Weitere 1,3 Millionen sollen noch in den Folgejahren fließen.

Unter dem Strich werden Quellensanierung und Neubau des Badehauses mit knapp 3,2 Millionen Euro gefördert. Dies entspreche exakt 50 Prozent der zuwendungsfähigen Baukosten. Doch da hatte man in der Gemeinde offenbar die Rechnung noch ohne den Wirt gemacht.

Richtige oder falsche Informationen?

Seitdem würden die veranschlagten Baukosten ins Uferlose steigen, ist im Ort zu hören. Mitte Dezember seien dem Gemeinderat bereits „sich überschlagende“ Baukostensteigerungen von mehr als 30 Prozent durch Hirner & Riehl offeriert worden. Jetzt kam es im Februar offenbar noch dicker.

Nach Informationen der Tegernseer Stimme seien Gesamtkosten von über 10 Millionen Euro nicht mehr auszuschließen. Manche sprechen sogar bereits von 11 Millionen Euro, wenn sich die „Kostenspirale“ bei einzelnen Gewerken so weiterdrehe. Schuld dafür trage übereinstimmend das Planungsbüro, das sich entweder „total verrechnet“ oder angesichts des Baubooms bewusst alte Zahlen verwendet habe.

Ein weiterer Grund für die Kostenexplosion könnte sein, so ist zu hören, dass die Bauwirtschaft inzwischen auch bei ihren Angeboten kräftig zulange, weil sie erkenne, dass Wiessee inzwischen die Hände gebunden seien. Denn das Projekt habe jetzt einen Punkt erreicht, von dem man nicht mehr zurück könne. Darüber habe es dann am 22. Februar „hitzige“ Diskussionen gegeben, da die Kostenüberziehungen bei den Einzelgewerken im Holzbau die Gemeinde „kalt erwischt“ hätten.

Planungsbüro muss Hosen runter lassen

Wer dies hochrechne, komme mit dem Projekt in eine Dimension, die so manchen Gemeinderat offenbar erschaudern lassen. Da man bisher nur Kostenschätzungen zu sehen bekommen habe, aber keine belastbaren Zahlen, werde nun Hirner & Riehl bei der Sitzung nächste Woche zum Rapport einbestellt, wie es jemand formulierte.

Dann müsse das Planungsbüro die Hosen runter lassen, wie es zu diesen ständigen Kostensteigerungen komme. Das Erscheinen habe der Gemeinderat einstimmig gefordert. Der Bürgermeister lässt auf Anfrage durch seinen Geschäftsleiter Hilmar Danzinger ausrichten, dass die Informationen, die die Tegernseer Stimme erhalten habe, „allumfassend unrichtig sind“.

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