Klinik-Chefs stellen Wiessee an den Pranger

Während vom Jodschwefelbad bald nichts mehr außer der Wandelhalle übrig ist, geht der größte Wiesseer Arbeitgeber in einem Schreiben an die Mitarbeiter hart ins Gericht mit der Gemeinde. Vor allem das Vorgehen von Bürgermeister Höß wird als herbe Enttäuschung bezeichnet.

Dieses Gelände bleibt den Schweizer Investoren von SME vorbehalten. Der ortsansässige Medical Park geht leer aus.

Am 15. Januar hatten die Medical Park Verantwortlichen der Gemeinde nochmals in letzter Sekunde ein Kaufangebot für das Jodbad-Gelände unterbreitet. Doch da war der Deal Bad Wiessees mit der Sports Medicine Excellence Group (SME) schon nahezu perfekt, auch wenn die Schweizer die erste Zahlungsfrist noch verstreichen ließen. Zwei Wochen später jedoch war der Kaufpreis von sieben Millionen Euro auf dem Konto der Gemeinde gelandet.

Jetzt erheben der Hauptgesellschafter des Medical Park, Ernst Freiberger, der Vorstandsvorsitzende Ulrich Mauerer und Aufsichtsratschef Prof. Wolfgang Reitzle wiederholt massive Vorwürfe gegenüber der Gemeindeführung unter Bürgermeister Peter Höß. Aus ihrer Sicht habe sich Bad Wiessee „bislang unbekannten Investoren“ ausgeliefert, heißt es in der Mitteilung an das Personal. Bereits 2013 habe der Medical Park mit der Gemeinde Gespräche zum Kauf des Jod-Schwefelbad-Areals geführt.

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Diese wurden jedoch ergebnislos abgebrochen, da die damaligen Forderungen der Gemeinde eine erfolgreiche Projektentwicklung nicht zugelassen hätten, denn zu Beginn der Gespräche ging es um eine Übernahme ausschließlich auf dem Wege von Erbpacht.

In der weiteren Folge sei, so die Unterzeichner des Schreibens, ein Kaufpreis gefordert worden, der den Betrieb in seiner Wirtschaftlichkeit gefährdet hätte. In der daraufhin erfolgten öffentlichen Ausschreibung sei die SME Group als einziger Interessent übrig geblieben. “Aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen, ließ die Gemeinde gegenüber diesem Investor alle gegenüber uns genannten Konditionen fallen und verkaufte das Grundstück zum annähernd halben Preis, und zwar als Eigentum und frei von jeglichen Baulasten. Diese Entscheidung können wir nur mit Unverständnis zur Kenntnis nehmen“, so die Philippika Richtung Rathaus.

Größter Arbeitgeber im Ort

Schließlich könne die SME Group auf „keine, dem Medical Park bekannten Erfolge im Gesundheitswesen vorweisen“. Das eigene Unternehmen dagegen schon. Immerhin sei es der „mit Abstand größte Arbeitgeber“ in Bad Wiessee. Von den 1.878 im Ort gemeldeten Arbeitnehmern seien 568 (= 30 Prozent) im Medical Park beschäftigt, der jährlich über eine Million Euro an die Gemeinde an Fremdenverkehrs- und Kurbeiträgen zahle.

Letzteres entspreche über 50 Prozent der gesamten Einnahmen der Gemeinde aus diesem Bereich. Außerdem sei zu berücksichtigen, dass Mitarbeiter, Patienten und deren Besucher die ortsansässigen Geschäfte und Restaurants beleben würden. Im vergangenen Jahre habe Bad Wiessee 650.000 Übernachtungen verbucht. Mehr als 200.000 davon würden auf das Konto des Medical Parks gehen.

Höß missachte den Medical Park

Die Unternehmensleitung in Amerang verweist auch darauf, dass man sich selbst in schwierigen Zeiten loyal verhalten und für den Fortbestand der Kirschbaumhügel-Kliniken eingesetzt habe, als diese sich „in Schieflage befanden“. Dennoch habe man notwendige Investitionen getätigt und an dieser Stelle sogar in erheblichem Umfang auf Baurecht verzichtet.

Insgesamt hat Medical Park etwa 100 Millionen Euro in den Standort Bad Wiessee investiert und dabei zum weit überwiegenden Teil regionale Firmen eingesetzt.

Damit stütze man seit Jahrzehnten das Gemeindeleben und deren Wirtschaftskraft. Daher sei es für den Medical Park umso unverständlicher, dass die Gemeinde auf dessen Angebot nicht eingegangen sei, „zumal es wesentlich besser als das der SME Group war“.

Die Äußerung von Bürgermeister Peter Höß in der Presse, wonach er froh sei, einen weiteren Investor in Bad Wiessee begrüßen zu dürfen, weil ja „Konkurrenz das Geschäft belebt”, empfinde man als Missachtung der Leistung des Medical Parks und seiner Mitarbeiter. Diese Vorgehensweise und Haltung der Gemeinde sei eine „herbe Enttäuschung“.

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