Köck platzt der Kragen: „Schluss mit lustig“

Schon in der Planungsphase sorgte das riesige Bauvorhaben in der Werinherstraße für Unmut bei Nachbarn und im Gemeinderat. Doch jetzt lief das Fass über, als nachträglich weitere Änderungen mit Anträgen auf Tekturen genehmigt werden sollten. Das brachte Bürgermeister Christian Köck auf die Palme.

Obwohl die vier Gebäude in der Werinherstraße nahezu fertig sind, sollten Gemeinderäte die ungenehmigten Änderungen noch nachträglich abnicken / Quelle: Klaus Wiendl

Selten wird dem Betrachter eine „Gewinnmaximierung“ (Gemeinderat) solchen Ausmaßes vor Augen geführt, wie in der Werinherstraße 2. Auf dem einst idyllischen 6.000 Quadratmeter großen Grundstück unmittelbar am Seeuferweg wurde Tabula rasa gemacht. Der Eigentümer, die W2 Verwaltungs GmbH, schreckte vor nichts zurück. Der gesamte Baumbestand musste zwei Mehrfamilien-, zwei Einfamilienhäusern und einer Tiefgarage mit zweigeschoßigem Swimmingpool weichen. Nach mehrmals geforderten Planänderungen stimmte der Ortsplanungsausschuss letztlich schweren Herzens zu. Seitdem wachsen die Gebäude und sind nahezu vor der Fertigstellungen. Die Dächer sind drauf, die vielen Fenster verglast, die Fassade nahezu fertig.

Doch in diesem Stadium flattern der Gemeinde noch zwei Anträge auf Tekturen auf den Tisch, nachdem das Grundstück inzwischen geteilt wurde. Nachträglich will sich der Bauträger aus Grünwald nicht nur die Erhöhung der Dachneigung von 20 auf 23 Prozent noch genehmigen lassen. Auch die Anhebung der Firsthöhe um 24 Zentimeter auf 9,44 Meter wegen der „Aufzugsüberfahrt“ sollte der Ortsplanungsausschuss abnicken.

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Das einzig Positive, das Bauamtsleiterin Christine Obermüller zu vermelden hatte, war, dass es im Mehrfamilienhaus eine Wohnung weniger gebe. Dadurch würden weniger Stellplätze benötigt, was Platz für größere Terrassen schaffe. Auch die Fenster und Terrassentüren will der Bauträger ändern, dafür keine Fensterläden, die Fenster aus Alu, in der Farbe anthrazit, mit einer Glasfassade von sechs Metern Breite zur Seeseite. „Im Dachgeschoß ist dies auffällig“, sagte konsterniert Obermüller.

„Dreiste“ Planänderungen

Auf Nachfrage von Josef Lang (CSU) bestätigte Obermüller, dass sich auch der Grundriss des Gebäudes vergrößert habe. Lang machte gleich klar, dass er diesem Antrag auf Änderungen der Fassaden nicht zustimmen werde, „denn die Glasfassade ist bei uns nicht üblich“.

Die filigrane Einfassung der Fenster ist für Bürgermeister Christian Köck (CSU) das „einzig filigrane“ an den Gebäuden. Dieser Fall zeige, wie der Antragsteller versuche, „unsere Satzung zum See hin auszuhebeln“. Das ist eine „optische Herausforderung für alle“, die dort vorbeigingen. Nicht nur mit der Tiefgarage sei der Untergrund „massiv verbaut“, auch mit den Baukörpern, die dort entstanden.

Für ihn sei das „fast dreist“, so Köck, dass man nun Dinge „ausreizt, die ohnehin schon über dem Limit waren“. Trotz mehrfacher Beteuerung der Antragsteller, man wolle ein gutes Verhältnis zur Gemeinde, sei das, was jetzt passiere, „keinesfalls mehr in meinem persönlichen Einvernehmen“. Hier sei er „sehr empfindlich“, sagte der Rathauschef unmissverständlich. Er wolle „ganz klare Kante zeigen“ und dem Vorhaben nicht zustimmen. Zum einen bedauere er, dass man nun noch höher als ursprünglich geplant gehe, denn alles sei schon „hinlänglich ausgereizt“ worden. Jetzt aber komme diese „optische Täuschung“ hinzu. „Nun ist Schluss mit lustig“. Er rät der W2 Verwaltungs GmbH, die Planungen „schleunigst zu verwerfen“, wenn man mit der Gemeinde noch ein gutes Verhältnis haben wolle.

„Werden als Deppen von Rottach vorgeführt“

Gleicher Meinung war auch Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG). „Bei neun Meter und mehr mache ich nicht mehr mit“. Mit Blick auf die Nachbarn sei es eine „Unverschämtheit, was denen mit der Firsterhöhung zugemutet wird“, beklagte Josef Kaiser (CSU). Das sei eine „Dreistigkeit sondergleichen“. Man würde sich einen Dreck scheren.  „Eine Unverschämtheit“, pflichtete Lang bei. Die Baugenehmigung zeigte eine „ganz andere Ansicht“, ergänzte Köck, als „jetzt präsentiert“ werde. „So können wir aufhören“, wurde er im Tonfall deutlicher.

Nun sei es Sache des Landratsamts bei der Abnahme, dass man wieder auf den Stand der einstigen Baugenehmigung zurückkomme, erregte sich Köck, „alles andere ist a Kas“.Ebenso wenig wolle er sich auf ein „Kasperltheater“ mit dem Landratsamt einzulassen, falls dieses die Planung gutheißen würde. Jakob Appoltshauser (SPD) beklagte, dass der Architekt aus dem Tal, der dieses Projekt verwirklicht, „die Satzungen nicht einhält“. Architekt ist Michael Huber aus Gmund. Anastasia Stadlers (CSU) Beitrag gipfelte in der Kritik: „Wir werden hier wie die Deppen von Rottach vorgeführt“.

Köck verlangte, dass diese Änderungen vom Landratsamt „in Augenschein genommen werden“. Dann sehe man schon, welche Konsequenzen dies habe. Die Gemeinde könne dies nur dem Landratsamt anzeigen. „Jetzt stehts da und wir sollen dies im Nachgang abnicken“, meinte ziemlich verärgert Köck. So weit kam es nicht. Beide Anträge auf Tektur für die Mehr- und Einfamilienhäuser wurden einstimmig abgeschmettert.

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