Schicht im Schacht!

Schon in der Planungsphase sorgte das riesige Bauvorhaben in der Werinherstraße für Diskussionen im Rottacher Gemeinderat. „Reine Gewinnmaximierung“ hieß es damals. Jetzt gehen Nachbarn auf die Barrikaden.

Ein Riesenloch mit Bohrpfahlwänden aus Beton ist in der Werinherstraße zu sehen. Darin würde „sogar ein Trump-Tower Platz finden“, bemerkt ein Anwohner. / Foto: Andreas Toth

Auf dem über 6.000 Quadratmeter großen Grundstück in der Werinherstraße 2 in Rottach-Egern, das nur durch den Fuß- und Radweg vom See getrennt ist, lebte in einer prächtigen Villa mit altem Baumbestand der „Wunderheiler vom Tegernsee“, wie Krebsarzt Josef Issels einst genannt wurde. Doch die neuen Eigentümer, die „W2 Verwaltungs GmbH“ aus Grünwald, machten Tabula rasa. Für ihre vier Häuser mit zwölf Wohneinheiten und einer Tiefgarage mit zweigeschossigem Swimmingpool musste nahezu der gesamte Baumbestand weichen (wir berichteten).

„Da liegt alles flach“, stellten konsterniert Gemeinderäte fest. Ihnen wurde entgegnet, dass wegen der Größe der Tiefgarage die Bäume aus Sicherheitsgründen nicht haltbar seien. Ursprünglich waren 44 Stellplätze geplant. Geblieben sind 33 – nach Einsprüchen der Gemeinde. Sie hatte Bedenken wegen der Grundwasserströme. Zwar wurde damit in der Breite die Tiefgarage etwas reduziert, unverändert aber blieb die Länge mit etwa 70 Metern.

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Damit wurde behördlicherseits die Abtragung von „immer noch 3.000 Kubikmetern Erdvolumen erlaubt“, wie der nicht unmittelbare Anlieger Andreas Toth gegenüber der Tegernseer Stimme kritisiert. Schließlich handele es sich „gerade hier um den sensibelsten Raum des Wasserschutzgebietes des ehemaligen Mündungsarms der Weissach“. Doch nicht nur der fahrlässige Umgang mit der Natur treibt Toth auf die Palme.

Rücksichtslosigkeit

Nach neun Monaten Bauzeit ist es jetzt die „unerträgliche Staub- und Lärmentwicklung“. Obwohl bislang nur eine große Baugrube „mit einer Bohrpfahlwand aus Beton“ zu sehen sei, in der „sogar ein Trump-Tower Platz finden würde“, beklagt Toth. Und dies, obwohl die Tiefgarage „noch nicht einmal vollständig ausgehoben“ wurde. Dennoch würden bereits herumliegende „riesen Betonsteine“, die bei der Betonierung der Tiefgaragen-Außenwände entstanden seien, zum Problem.

Der Abtransport der riesigen Steine verursacht “Staub und Lärm”. Foto: Andreas Toth

Denn sie würden mit einer „Zertrümmerungsmaschine“ vor Ort zermalmt und der „feinkörnige Sand mit unzähligen LKWs zum Zementwerk gefahren“, beobachtet Anlieger Toth. Dies sei eine „unerträgliche, rücksichtslose Störung und Belästigung“ in einem reinen Wohngebiet. Denn laut Toth ginge es auch rücksichtsvoller. Man könnte seiner Ansicht nach die großen Steine zunächst abtransportieren, sie in einem Zementwerk oder Steinbruch zermalmen und als fertiges Produkt Zement wieder zur Baustelle fahren.

Das Landratsamt ist gefordert

Eine ganze Reihe von Nachbarn würde sich über diese Staubentwicklung beschweren, weiß Toth. Doch nur wenige hätten bei Zusammenkünften von unmittelbar Betroffenen den Entschluss gefasst, dies auch im Bauamt anzuprangern. Dort ist man bereits tätig geworden, wie Christine Obermüller erklärt. Doch auf der Baustelle seien nur Ausländer tätig, und ein Bauleiter nur sporadisch zu erreichen. „Wenn aber der Baulärm über Gebühr tagelang geht, müsste der Emissionsschutz im Landratsamt nach Anrufen von Anwohnern tätig werden“.

Wurde hier ein gesunder Baum gefällt? Foto: Andreas Toth

Doch bei den wechselnden Firmen auf solchen Baustellen, „fangen wir immer wieder von vorne an“, so Obermüller. „Es ist schlecht von der Bauleitung koordiniert“. Das Bauamt sei aber „stets bemüht“, für Ordnung zu sorgen. „Wir ärgern uns ja selbst“. Man könne die Beeinträchtigungen nur abmildern, aber nicht verhindern. Ob dies die Anwohner in der Werinher- und Kobellstraße besänftigt?

Die nächsten Monate werden es zeigen. Wer kann, flüchtet. Denn der „schreckliche laute Lärm“ gehe bereits um sieben Uhr los und ende meist erst gegen 18:30 Uhr. Samstags dauere die Beeinträchtigung bis 14 Uhr. Für Verwunderung sorgte jetzt, dass unmittelbar vor dem Grundstück am Weg ein großer Baum gefällt wurde. Da der Reststamm keinen Schädlingsbefall aufweise, wird geargwöhnt, dass der Nadelbaum nur deswegen gekappt worden sei, um die Sicht auf den See und nach Tegernsee „deutlich verbessert“ zu verbessern. Es wäre nicht der erste Sündenfall im Tal.

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