München. Freitag. 20. Oktober 2017. Nachmittag. München versank in den ersten, verfrühten Schneeflocken.
So beginnt der Kriminalroman „Das Ludwig Thoma Komplott“ von Sabine Vöhringer. Der Protagonist: Hauptkommissar Tom Perlinger. Es ist sein zweiter Fall.
Tegernsee. Mittwoch. 3. Oktober 2018. Vormittag. Das Tal versinkt in den ersten, verspäteten Rottönen des Herbstlaubs. So beginnt das Interview mit Sabine Vöhringer, der Protagonistin.
Sabine Vöhringer lebt im Münchner Süden, ist verheiratet, hat zwei Kinder (16+18), einen Hund und viel kriminalistische Phantasie. Wenn Sie Skelett-Ziegenköpfe in der Wüste aufspürt, findet sie das so „gigantisch“, dass der Kopf erst in der grünen Reisetasche landet, und später an der Sicherheitskontrolle vorbei geschleust wird.
Tegernseer Stimme: Frau Vöhringer, am 5. September ist Ihr zweiter Kriminalroman erschienen. „Das Ludwig Thoma Komplott“ handelt von einem unveröffentlichen Manuskript des bayerischen Schriftstellers Ludwig Thoma. Ein 342-Seiten-Werk, das Sie innerhalb von nur fünf Monaten geschrieben haben. Ihre Hauptfigur, der Ermittler Tom Perlinger, muss sich mit Macht, Mord und Intrigen auseinandersetzen. Die Spuren führen ihn zum Tegernsee. Wie kommt’s?
Sabine Vöhringer: Die Idee entstand, als ich mit meinem Mann von München aus einen Ausflug zum Tegernsee unternahm. Wir hatten uns das Ludwig Thomas Haus „Auf der Tuften“ angeschaut, als ich Thoma plötzlich im Garten sitzen sah. Er winkte mir mit einem Manuskript zu.
Konnten Sie erkennen, um welches Manuskript es sich handelte?
Vöhringer: Das war ja das Kuriose. Es war eines, das bislang unveröffentlicht war.
Es war nicht zufällig „Der Münchner im Himmel“, in dem Thoma mit einem liebevollen Augenzwinkern den typischen Münchner Grantler auf den Arm nimmt?
Vöhringer (schmunzelt): Ich denke, er wollte mir einen Wink geben. Das Bild mit ihm war geradezu plastisch präsent. Das war nicht nur der Startschuss für meinen Krimi, sondern floss auch in die Geschichte mit ein.
Ursprünglich haben Sie mal Grafikdesign studiert. Warum machen Sie jetzt in Mord?
Vöhringer: Ich habe schon immer die Spannung geliebt. Nach meinem Grafikdesign-Studium arbeitete ich als Redaktionsvolontärin bei einem kleineren Verlag in München. Später war ich fürs Nachrichtenmagazin „Focus“ und die Zeitschrift „Madame“ tätig. Irgendwann habe ich eine Agentur gegründet. Ich war ohnehin ständig am Schreiben und Gestalten. Das hat mich inspiriert.
Ihre Krimis spielen in der Münchner Altstadt, haben immer einen regionalen Bezug und einen geschichtlichen Hintergrund. Wieso?
Vöhringer: Mein Mann ist begeisterter Historiker und hat mich damit angesteckt. Es bedeutet einen besonderen Mehrwehrt, sein Wissen für meine Bücher nutzen zu können. Wenn man Orte und Plätze mit einem historischen Blick betrachtet, bekommt man eine andere Perspektive.
Ihre Hauptfigur Tom Perlinger wird in Ihrem ersten Buch „Die Montez-Juwelen“ in Düsseldorf lebensgefährlich verletzt, woraufhin er in seine Heimatstadt München zurückkehrt und im Alten Hackerhaus unterkommt, einem Mehrgenerationenhaus. Liefern die Familienstrukturen Stoff für Konflikte?
Vöhringer: Ja, Tom Perlinger steht ständig vor der Frage: „Verwurzelung oder Abenteuer“.
Eine Frage, mit der Sie sich ebenfalls identifizieren können?
Vöhringer: Sicherlich. Nur habe ich mich für meinen Mann entschieden.
Apropos Mann. Wie ist das eigentlich, wenn Sie am Schreiben sind. Gibt’s in der Zeit Ausgang für den Gatten?
Vöhringer (lacht): Nein, glücklicherweise schreibt er auch. So können wir beide parallel arbeiten. Nur leider ist mein Mann kein Krimifan. Er hat ein sehr gutes Gespür für Dramatik und Menschen, kann sich aber wenig für kriminalistische Rätsel begeistern.
Wie würde Ihr Mann Sie beschreiben?
Vöhringer (denkt kurz nach): Gute Frage. Ich glaube, er würde sagen, dass ich zielstrebig bin und die Dinge mutig angehe. Dass ich gerne experementiere, phantasievoll bin, und meine Prioritäten vielleicht mehr zu seinen Gunsten setzen sollte.
Besteht Hoffnung? Wie viele Bücher kommen denn noch?
Vöhringer: Mal sehen, wie lange ich noch lebe. Meine Wunschvorstellung ist, jedes Jahr ein Buch zu schreiben.
Das heißt, Sie arbeiten schon am nächsten?
Vöhringer: Im Frühjahr 2019 wird das Manuskript abgegeben.
Verraten Sie das Thema?
Vöhringer (schüttelt den Kopf): Auf jeden Fall wird das bayerische Schulsystem eine Rolle spielen.
Am Donnerstag, 18. Oktober, gibt‘s jetzt erst einmal ein Krimi-Dinner mit Ihnen auf Gut Kaltenbrunn. Das „Ludwig Thoma Komplott“ – Mord und Totschlag am Tegernsee garantiert?
Vöhringer (lächelt): Wer weiß. Der Besucher sollte jedenfalls achtgeben auf die Details. Wenn das Messer griffbereit neben dem Tom Perlinger-Teller liegt, und der Duft von Arsen aus dem Ludwig Thoma-Kompott aufsteigt, dann wird die Gänsehaut gleich mit serviert.
Ich dachte, es gibt Kaiserschmarrn…
Vöhringer: Nicht nur das. Es gibt sogar ein Versprechen. Wer nämlich glaubhaft nachweisen kann, dass er Ludwig Thoma heißt, der bekommt an diesem Abend einen Kaiserschmarrn umsonst.
Ihr Ernst?
Vöhringer: Mein voller Ernst. Den Kaiserschmarrn hat Herr Hartberger soeben spendiert. Ein Gewinnspiel zu meiner Hauptfigur Tom Perlinger wird es ebenfalls geben. Lassen Sie sich überraschen und schaudern Sie – nicht.
Frau Vöhringer, vielen Dank für das Gespräch.
Die Lesung findet am Donnerstag, 18. Oktober, ab 18:30 Uhr auf Gut Kaltenbrunn statt. Das Ticket gibt’s zum mörderischen Preis von 12 Euro. Essen kann jeder individuell bestellen. Sabine Vöhringer wird gemeinsam mit dem Schauspieler Thomas Birnstil (bekannt aus Tatort, SOKO Kitzbühel und Watzmann ermittelt) aus ihrem Buch vorlesen.
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