Bezahlbarer, barrierefreier, alters- und familiengerechter Wohnraum sowie Unterkünfte für Rentner, Azubis und Studenten sind knapp, heißt es im Antrag der SPD Fraktion, der am vergangenen Mittwoch unter Federführung von Fraktionssprecher Martin Walch ohne Gegenstimmen verabschiedet wurde. Konkret handelt es sich dabei um einen Prüfauftrag an den Landkreis.
Wie viele geeignete Grundstücke zum Wohnungsbau stehen zur Verfügung? Gibt es eine Rechtsberatung für den „Kommunalen Wohnungsbau“? Welche Förderungen wären möglich? Diesen Fragen soll sich jetzt der Landkreisen annehmen. Denn bezahlbarer Wohnraum ist im Landkreis Mangelware. In ihrem Antrag zitiert die SPD eine Studie des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts, wonach der durchschnittliche Quadratmeterpreis beim Kauf einer Immobilie im Kreis Miesbach bei 4.836 Euro liegt. Tendenz: deutlich steigend.
“Familien brauchen ein bezahlbares Dach über dem Kopf”
Für die SPD sind die politischen Versäumnisse offensichtlich: Landesmittel zur Wohnraumförderung seien seit Mitte der 90er Jahre immer weiter reduziert worden und 2013 wurde die landeseigene Genossenschaft mit über 30.000 Wohnungen von Landesregierung sogar verkauft worden. In den vergangenen Jahrzehnten seien zudem nicht ausreichend bezahlbare Wohnungen gebaut worden. Der Bestand von Sozialwohnungen habe sich seit 1999 gar halbiert, weil immer mehr Wohnungen aus der Mietpreisbindung fallen würden. Das sagt die SPD-Landtagskandidatin Verena Schmidt-Völlmecke.
Mieter und Käufer mit niedrigen oder mittleren Einkommen wären nicht mehr in der Lage, die teuren Wohnungen oder Häuser zu mieten oder zu kaufen. Es fände ein regelrechter Verdrängungswettbewerb um den vorhandenen Wohnraum statt. Die Folge: Viele Menschen seien gezwungen, in günstigere Gegenden umzuziehen. Doch ohne ausreichend Wohnraum blieben auch auf dem Arbeitsmarkt immer häufiger Stellen unbesetzt. Schmidt-Völlmecke begrüßt deshalb die Entscheidung des Kreistags:
Wohnen ist für uns aktuell und zukünftig das Topthema. Unser Landkreis ist ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort und dazu gehören nun mal Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Familien, die ein bezahlbares Dach über dem Kopf brauchen.
Die Warngauerin betont, es müsse der vorhandene Platz genutzt werden. Dabei verweist sie auf Konzepte für Mehrfamilien- und Mehrgenerationenhäuser. Auch Genossenschaften oder eine landkreisweite Wohnungsbaugesellschaft seien gute Partner, um langfristig die Mieten gering zu halten und den Bedarf zu koordinieren.
Im Vorfeld der Kreistagssitzung war Volkmar Halbleib, parlamentarischer Geschäftsführer und wohnungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, zu Gast im Gmunder Wirtshaus „Maximilian“ und diskutierte mit den SPD-Mitgliedern das Thema Wohnungsbau.
Ein nachbarschaftliches Wohnkonzept
„Mit der Initiative der SPD-Kreistagsfraktion ist der Landkreis auf dem richtigen Weg“, lobte der SPD-Politiker. Leider erschwere die CSU-Staatsregierung gerade das Engagement der Landkreis durch unnötige rechtliche Einschränkungen. „Dabei müssen alle kommunalen und staatlichen Stellen ihre Möglichkeiten zur Schaffung von Wohnraum ausschöpfen. Gemeinden, Landkreis und Freistaat müssen handeln.“ Sebastian Oppermann, Sprecher der Holzkirchener Bürgerinitiative „Gemeinsam anders wohnen“, stellte bei der Diskussion sein Konzept vor:
„Wir wollen gemeinsam ein Mehrgenerationenhaus mit 35 Einheiten bauen“, so Oppermann. „Wichtig ist, dass wir unser nachbarschaftliches Wohnprojekt mittels einer Genossenschaft umsetzen, denn nur so bleiben die Mieten langfristig bezahlbar.“ Aktuell suche man ein geeignetes Grundstück, um zügig mit dem Projekt starten zu können.
Bei den anderen Fraktionen stieß der Vorschlag auf Zustimmung. Ob und wie der Landkreis in den Wohnungsbau einsteigen kann, soll nun die Verwaltung klären, nachdem der Antrag einstimmig genehmigt wurde.
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