Ein Leser kommt auf die Redaktion zu. Kurt hat eine Geschichte zu erzählen: von Füchsen, Remisen, Recherche und einer guten Tat.
Ein alter Gutshof im Tegernseer Tal. Erbaut wurde er bereits 1874, in den Neunzigern kommen statt des Stadels Wohnungen dazu. Ebenfalls auf dem Gelände: Remisen. Mit den Jahren verfallen die Nebengebäude. Eine neue Chance entsteht: Eine Fuchsfamilie zieht in die Remise ein. Nach weiteren Renovierungen 1992 ziehen die Füchse an den Rand des großen Grundstücks. Kurt (Anm. d. Red.: Name geändert) wohnt ganz in der Nähe.
Ende Juni sitzt Kurt am Balkon; er genießt den Tag. Etwa fünf Meter weit weg, auf der unteren Terrasse, entdeckt er einen jungen Fuchs. Das Tier hat eine Art Nager im Maul, erzählt er im Gespräch und ausdrücklich: “Sehr ungewöhnlich, dass ein Fuchs so nah kommt.” Nach seinem Snack – Kurt ist sich sicher, es handle sich um eine Maus – richtet der Fuchs den Blick nach oben und fixiert Kurt. Gemeinsam mit einer befreundeten Ärztin sichtet Kurt einige Bilder des Tieres. “Da sind wir draufgekommen: Der Fuchs hat Räude”, sagt er. Kurt geht in die Recherche: Das Tier soll nur noch wenige Wochen haben. Wie kann man dem Fuchs helfen?
Während Haustiere leicht gegen Räude zu behandeln sind, gestaltet sich das bei Füchsen etwas schwieriger. Immerhin muss man die Wildtiere erst finden. Kein Problem für Kurt. Er ist überzeugt, das Richtige zu tun. Bei einer Tierärztin holt er das entsprechende Medikament. Eine Tablette für 18,50 Euro.
Den kleinen Fuchs versucht Kurt, mit Rinderhack erst anzufüttern und darauf die Tablette in etwas Leberwurst zu versenken. Für einige Zeit wurde es ruhig. Beim fünften Anfütterungsversuch gab es schließlich großes Gezeter. Ein paar Raben entdeckten das Hackfleisch. Gefundenes Fressen für die Vögel – buchstäblich. Der nächste Köder kommt in die Nähe vom Fuchsbau. Nach ein paar Mal Anfüttern kommt schließlich die Tablette in die Leberwurst. Am nächsten Tag ist der Snack verschwunden. Hat es den richtigen Fuchs erwischt?
Kurt ist überzeugt. Einige Wochen nach der Leberwurst-Behandlung trifft er den jungen Fuchs wieder. Immer noch auf dem Grundstück, immer noch am Leben.
Disclaimer:
Tieren helfen, ist ein gutes Gefühl. Dennoch ist zu beachten: Expertinnen oder Experten können immer noch am besten helfen. Trefft ihr ein krankes Wildtier, wie einen Fuchs in eurem Garten, ist zu empfehlen: Haltet Abstand, beobachtet den Fuchs aus sicherer Entfernung und informiert einen Tierarzt oder einen Tierschutzverein.
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