Louis und Malia haben ein neues Zuhause

Knapper Wohnraum im Tal fordert neue Lösungen von den Gemeinden. In Bad Wiessee geht man mit dem Kommunalunternehmen in die Offensive. Gestern wurden 16 frei finanzierte Wohnungen offiziell übergeben. Reicht das bei der großen Nachfrage?

Schlüsselübergabe – von links Familie Gläser und Brems, Bürgermeister Robert Kühn, Architekt Daniel Pförtsch (KPS Wagenpfeil) und Thomas Lange (KUBW)

Eines der drängendsten Probleme in unserer Region ist der fehlende „bezahlbare Wohnraum“ für die hier lebenden und auch arbeitenden Bürger. An Konzepten für Luxusprojekte und Tourismusimmobilien mangelt es weit weniger. Auch in Bad Wiessee ist der Wohnraum knapp.

Sowohl im Niedrigpreissegment als auch für den Mittelstand herrscht Unterversorgung. Viele der aktuellen Wohnbauprojekte sind für normale Menschen unerschwinglich. Gerade Familien und ältere Menschen können sich die neue Luxuswohnungen nicht mehr leisten.

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Bad Wiessee will Bürger halten

Gegen diesen Trend stemmt man sich in Bad Wiessee mit dem eigenen Kommunalunternehmen Bad Wiessee AdöR (KUBW). Über 180 Mietwohnungen werden aktuell von dem gemeindeeigenen Immobilienunternehmen betreut. Doch allein der Umstand, dass aktuell über 100 Bürger auf der gemeindlichen Warteliste für Wohnraum stehen, macht die dramatische Lage deutlich. Für das gestern den Mietern übergebene Projekt haben sich allein 200 Bewerber gemeldet. Dabei kamen die Wohnungssuchenden nicht nur aus dem Tal.

Gestern konnte in der Dr. Scheid Straße 7 und 7a ein weiteres wohnraumschaffendes Projekt abgeschlossen werden. Mitten in Bad Wiessee entstand für 5,9 Millionen Euro im freifinanzierten Wohnungsbau ein Komplex aus zwei Mehrfamilienhäusern. Dabei wurden vier Zweizimmerwohnungen und jeweils sechs Drei- und Vierzimmerwohnungen realisiert. Bürgermeister Robert Kühn zeigte sich bei der Schlüsselübergabe an die Bad Wiesseer Familie mit zwei kleinen Kindern auch sichtlich stolz über die Leistung des gemeindeeigenen Unternehmens:

Wir sind in Bad Wiessee in der glücklichen Lage heute bereits das dritte Haus an unsere Bürger zu übergeben. Das in einer Zeit wo andere Gemeinden im Tal nur darüber nachdenken, wie sie kommunalen Wohnraum schaffen können.

Der Bürgermeister weist in seiner kurzen Rede darauf hin, dass die Gemeinde am westlichen Ufer des Tegernsees nicht nur neuen Wohnraum schaffe, sondern auch bestehenden saniere.

Guter Mix in der Gemeinde ist wichtig

Dabei zeige es sich als absoluter Glücksfall, dass Bad Wiessee, anders als andere Dörfer in der Nähe, nie kommunales Wohneigentum veräußert habe. So befinden sich in Bad Wiessee insgesamt 186 Wohnungen im Besitz der Gemeinde. Diese kosten im Schnitt sieben Euro pro Quadratmeter.

Zwei Gebäude und eine gemeinsame Tiefgarage – im Außenbereich sollen noch Spielgeräte hinzukommen

Im Zuge des von der Gemeinde initiierten “Wohnungs-Castings” für das nun fertiggestellte Objekt in der Dr. Scheid Straße kam es zu Kritik an der Aussage von Kühn, dass sich auch eine Arzthelferin mit ihrer Familie diese Wohnung leisten könnte. Was allerdings bei einem veranschlagten Quadratmeterpreis von 12,50 Euro nur schwer realisierbar sein dürfte. Nun aber relativierte Kühn seine Aussagen:

Es ist nicht nur der Anspruch der KUBW günstigen Wohnraum zu schaffen, sondern auch qualitativ hochwertigeren Wohnraum in Bad Wiessee zu Verfügung stellen, um auch die Menschen der Mittelschicht in der Dorfgemeinschaft halten zu können.

Diese Menschen seien genauso wichtig für die funktionierende Dorfgemeinschaft wie alle anderen Bürger der Gemeinde ergänzt der Bürgermeister. “Wir wollen einen gesunden Mix im Ort haben”, macht Kühn deutlich.

Wohnungen machen Mieter glücklich

Daniel Pförtsch, der ausführende Architekt des Ingenieurbüros der KPS Wagenpfeil aus Hausham, beschrieb seine Zusammenarbeit mit der KUBW als sehr angenehm. Besonders positiv sei für ihn das unglaubliche Detailwissen und die Bereitschaft hochwertigen Wohnraum zu schaffen. Es habe Spaß gemacht mit der Gemeinde zu arbeiten.

Doch der eigentliche Gewinner der Gemeindeanstrengungen im kommunalen Wohnungsbau war gestern die Familie Brems und Gläser mit ihren beiden Kindern Malia, 2,5 Jahre und Louis 7 Jahre, die nun ihre neue Wohnung in Bad Wiessee beziehen können. Alexandra Brems, gebürtige Wiesseerin, freut sich sehr darauf endlich ihren beiden Kleinen ein sicheres Wohnumfeld bieten zu können.

Malia, Bastian, Louis, Alexandra und der Bürgermeister der Gemeinde Bad Wiessee bei der Schlüsselübergabe

“Bisher haben wir in einer kleineren Wohnung an der Hauptstraße gewohnt”, berichtet die junge Mutter, aber jetzt könne man Louis und Malia getrost auch mal vor die Tür lassen, ohne ständig in Sorge zu sein.

Wir freuen uns hier einzuziehen. Die Wohnung, die Nachbarschaft – das ist ideal für uns.

Die Familie zieht in eine der geräumigen Vier-Zimmer-Wohnungen, die zwischen 84 und 92 Quadratmetern groß sind. Jedes der Kinder wird sein eigenes Zimmer haben, worauf sich Louis augenscheinlich besonders freut. Seine Augen leuchten auf bei der Frage nach dem eigenen Reich.

Hochwertige barrierefreie Wohnungen mit viel Platz

Das Auto der Familie findet Platz in der 19 Plätze bietenden Tiefgarage. Kinderwagen und Fahrräder kommen in den dafür bereitgestellten Kellerraum. Alle Wohnungen sind barrierefrei, was laut Thomas Lange, Leiter der KUBW, im freifinanzierten Wohnungsbau keine Selbstverständlichkeit darstellt.

Die Beheizung der Wohnungen übernimmt eine hochmoderne Pellet- Verbrennungsanlage im Keller der beiden Häuser. Auch wenn derzeit leider noch auf eine Photovoltaikanlage auf den beiden Dächern verzichtet wurde, besitzen alle Parkplätze in der Tiefgarage die Vorinstallationen für private Ladestationen für E-Mobile.

Einen Ausblick auf zukünftige Projekte gewährt der Bürgermeister auch. Neben dem Neubau der beiden Häuser in der Hagngasse 45 und 47 (wir berichteten) soll in naher Zukunft auch die Sanierung der Wohnungen in der Ringbergsiedlung in Angriff genommen werden.

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