Eigentlich sollte nur eine Bestandshütte saniert werden, wie man das so macht: Schadhaftes Holz auswechseln, das Dach reparieren, vielleicht hier und da ein wenig mehr Komfort. Aber das war’s dann. Nicht jedoch bei der Luxushütte von Wiessee: Hier, so erzählen uns Handwerker, soll allein der Kachelofen 35.000 Euro gekostet haben. Eine elektrisch öffnende Kellerluke soll installiert worden sein. Dazu gäbe es eine Gastherme (Klar, umgeben von Wald eine dufte Idee), und natürlich soll man sich ein kleines Wasserkraftwerk und Solarbatterien hat einbauen lassen. Die Bauprüfer vom Landratsamt aus Miesbach waren schon oben. Was man hört, sollen sie einige Fragen an den Chalet-Freund aus München haben. der wollte es sicher doch nur hübsch in Bergen haben.
Ist das Luxus?
Aber der große Knüller kommt noch: Der Hot Pot, ein Badezuber auf der Terrasse, soll von München per Knopfdruck vorheizbar sein. Wer kennt das nicht? Nach langer, strapaziöser Fahrt raus in die Wildnis des Tegernseer Tals – was ist da schöner als ein vorgeheizter Außen-Badezuber, um den Dreck der Stadt abzuwaschen. Aber kaum ist dieser Artikel online, meldet sich ein uns namentlich bekannter Handwerker aus dem Tal, der mit dem Chalet-Umbau munter verdiente. Das sei alles gar nicht so, sagt er. Der Eigentümer käme aus dem Landkreis, und überhaupt, der Zuber sei nicht mit einer Fernsteuerung zu bedienen. Er habe das selbst eingebaut. Schnell wird im Gespräch klar, dass hier jemand nicht nur seine Arbeit verteidigt. Auf die Frage, wie er denn so ein Chalet hoch oben fände, kommt nur ein “Das habe ich nicht zu beurteilen.”
Was sagt Wiessees Bürgermeister?
Strom und Gas – im absoluten Außenbereich, in einem Bergwald, dazu wohl immer wieder Anfahrten von mehreren Autos auf Forstwegen. Ist das sicher? Ist das von der Gemeinde gewollt? In einer Gemeinderatssitzung vor zwei Wochen tat Waldbauer Alois Fichtner aus Holz überrascht, wollte Näheres zum Chalet wissen. Kühn hatte Mühe, sich zu erklären, schob – wie so oft – den Schwarzen Peter nach Miesbach zum Landratsamt. Wir haben dann zuerst einmal mit Bürgermeister Robert Kühn darüber gesprochen.
Auf Wiesseer Grund hat sich ein Münchner eine schöne Ferienhütte ausbauen lassen. Haben Sie sich das Anwesen einmal angesehen?
Robert Kühn: Nein. Vor zwei Wochen wollten das Ordnungsamt und ich uns einen Eindruck von außen machen. Schnee verhinderte aber die Bergfahrt. Dies werden wir natürlich nachholen.
Das Landratsamt prüft, ob das alles rechtens ist. Haben Sie als Gemeinde einen Bauantrag für dieses Haus gesehen?
Kühn: Nein. Lediglich liegt eine Erneuerung der Dachdeckung bei uns im Haus vor.
Wenn Sie Bilder der Hütte sehen, ist das aus Ihrer Sicht eigentlich mit der Ortssatzung vereinbar? Klar, es ist nicht im Ortskern. Aber es entspricht kaum einer örtlichen Gepflogenheit (siehe Panoramafenster), oder?
Kühn: Wenn ich die Bilder sehe, bin ich entsetzt, das hat nichts mehr mit einer Jagdhütte zu tun.
Gegen eine Sanierung spricht nichts, aber sehr wohl etwas gegen eine Privatferienhütte für Einzelne.
Immer wieder sollen Fahrzeuge dort oben parken. Das ist auf Wiesseer Grund. Die Hütte selbst soll diverse Annehmlichkeiten haben. Ein Badezuber soll man per Fernbedienung aus München vorheizen können. Das alles in einem Wiesseer Bergwald. Sie sind als oberster Chef der örtlichen Feuerwehr sicher, dass hier keinerlei Gefahren ausgehen?
Kühn: Bisher haben wir keine gesicherten Informationen darüber, welche Gadgets dort verbaut wurden. Ebenso besteht lediglich für den Eigentümer/ Pächter der Hütte eine Fahrerlaubnis. Wegen den oben angesprochenen Punkten tritt das Ordnungsamt mit dem Eigentümer in Kontakt.
Haben Sie sich zum Thema Brandschutz mit ihrem Kommandanten schon kurzgeschlossen? Wie sieht der das?
Kühn: Nein. Ich nehme aber Ihren Hinweis gerne als Anlass dafür.
Was tun Sie nun aktiv? Beschwerden sind ja schon eingegangen.
Kühn: Wir sind bereits mit dem Landratsamt in Kontakt. Dieses prüft derzeit als Bauaufsichtsbehörde den Fall. Ebenso ist unser Ordnungsamt wie oben bereits erwähnt mit dem Fall betraut.
Vielen Dank für ihre Antworten Herr Bürgermeister.
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