Ein Kommentar von Martin Calsow
Landwirt ist nicht nur ein Beruf. Jeder, der auf dem Land groß wurde, weiß das. Man verkauft nicht Äcker, man tauscht vielleicht. Man weiß: Man wird immer mehr arbeiten, als alle anderen. Urlaub ist meist nie drin. Der Hof verlangt, neudeutsch gesprochen 24/7-Anwesenheit. Und doch ist jeder Bauer stolz auf seinen Hof, sein Land, seine Arbeit.
Man tut gut daran, das im Hinterkopf zu behalten, wenn man über den Streit zwischen dem Wasserverein „Heimat Wasser“ und den Stadtwerken München, respektive dem Landratsamt Miesbach spricht.
Was aber, wenn …
Jede neue Schutzzone bedeutet für betroffene Landwirte Einschränkungen. Sie dürfen weniger Mist, Jauche und Gülle ausfahren. Sie können zuweilen nicht einmal in bestimmten Zonen beweiden. Der Wert wird zwar kompensiert, aber die Bewegungsfreiheit, die Autonomie wird kleiner. Es ist also gut, wenn sich Gruppen um die Belange dieser Bürger kümmern. Denn die andere Seite ist das Kommunal-Unternehmen Stadtwerke München. Deren sogenannte „Altrechte aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts bedürfen definitiv auf den Prüfstand, sollten in ihrem Ewigkeitsanspruch zumindest stärker auf Augenhöhe mit den Interessen des Landkreises angepasst werden.
Was aber, wenn der Verein und sein Vorstand, besetzt mit einigen Kommunalpolitikern, nicht nur das Wohl der Bauern im Auge hat und aus einem sehr lokal begrenzten Interessenkonflikt einen Oberland-Skandal brauen möchte?
Was, wenn suggeriert wird, dass München, die böse Stadt, den armen Oberlandlern das Wasser entziehen möchte? Wenn von Willkür geredet wird? Was, wenn es nur ein eher läppischer Versuch ist, dem grünen Landrat Heimatverrat anzudrehen?
Ist die Story für schlichte Gemüter gedacht?
Dann wäre das unappetitlich. Spätestens die unsäglichen Auftritte der Schausteller von der „Heimat Wasser“-Kanzlei in Miesbach und ihr putziges Befangenheitskarussell müssen neutrale Beobachter stutzig werden lassen. Ist die Story für schlichte Gemüter gedacht? Hier der grüne Landrat, der die Heimat verrät. Der sich nicht kümmert, lieber seinen alten Arbeitgeber von der Münchner Bußgeldstelle, das Wort redet.
Dort aber die mutigen Bürger, die nur rein zufällig der CSU und den Freien Wähler nahestehen? Es ist ja nicht so, dass es weitaus größere Angriffe auf unser Wasser gibt. Stichwort: Kunstschnee auf der Sutten etc.
Im Januar 2019 wird die Kreidl-Affäre vermutlich juristisch vorerst aufgearbeitet sein. Dann hat man bei den einstigen Alleinherrschern und ihrem Juniorpartner noch vierzehn Monate Zeit, um sich wieder für Miesbach mit einem Kandidaten zu präsentieren. Und danach? Könnte es ruhiger um das Wasser, den Schutz und den Bauern werden.
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