Millionengewinn auf Kosten der Natur?

Ein Tagestourist bringt dem Tegernseer Tal erstmal nichts, erst die Summe sorgt für Einnahmen in Millionenhöhe. Gleichzeitig leiden durch zunehmende Bergtouristen die Natur und die Bewohner. Ist der Konflikt lösbar?

Wie wird diesen Winter mit eventuell steigenden Tagestouristen umgegangen? / Quelle: Redaktion

Gerade mal eine Autostunde vom Tegernseer Tal entfernt liegt die Münchner Großstadt mit weit über einer Million Einwohner. Verständlich, dass viele dem täglichen Großstadtalltag am Wochenende entfliehen wollen und Erholung in der Natur suchen. Doch für die Bewohner im Tal stellt der durch Social Media zunehmende Hype eine Belastung dar. Die Natur leidet und auch die Straßen sind zu bestimmten Uhrzeiten komplett überfüllt.

Obwohl der Landkreis Miesbach mit dem wachsenden Tagestourismus vor einer immer größeren Herausforderung steht, “können und dürfen wir keine Teilgruppe unserer Gäste ausschließen”, sagt Christoph Schempershofe, Interimsleiter Marketing und Kommunikation von der Tegernseer Tal Tourismus GmbH.

Sensibilisieren und Lenken der Tagesgäste

Ein Umgang mit dem Tagestourismus sei das Konzept, Sensibilisieren und Lenken der Tagesgäste, so Schempershofe. Als Beispiel sei hier die am ersten Dezember startende “Gemeinsam. Sicher. Respektvoll.”-Winterkampagne genannt, in der Viktoria Rebensburg gemeinsam mit Caro Machl den sicheren Umgang am Berg in den Fokus stellen.

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“Durch die Profikarriere von Frau Rebensburg und Frau Machls Rolle im Deutschen Alpenverein besteht hier ein Bezug zum Wintersport. Im Fokus steht jedoch der Sicherheitsaspekt und der Hinweis auf unsere Schutzgebiete und deren Einhaltung im Interesse unserer Tier- und Pflanzenwelt”, äußert sich Schempershofe.

Kein Bewerben des Wintersports am Tegernsee

Unter dem Aspekt der Schonung und Erhaltung der Umwelt werden seit längerem keine Angebote mehr unterstützt und kommuniziert, von denen eine zusätzliche Belastung ausgehe. “Zum Beispiel Fackelwanderungen oder Nachtskitouren”, erklärt Schempershofe. Vor Jahren sorgte eine Nachricht für Unruhe, dass Touristen aus München extra mit einem Bus für nächtliche Skitouren an den Hirschberg gefahren werden (wir berichteten). Der Widerstand war so groß, sodass das Angebot nach nur drei Skitouren endete.

Zusätzlich finde laut Schempershofe ein explizites Bewerben des Wintersports am Tegernsee in diesem Jahr nicht statt. Auch der Adventszauber im Tal werde im Großraum München nicht beworben. Vielmehr werde sich auf weiter entfernte Regionen Deutschlands und somit Übernachtungsgäste fokussiert.

Gastronomie profitiert am meisten

Eine Studie des deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr, welche von der Tegernseer Tal Tourismus GmbH in Auftrag gegeben wurde, besagt, dass im Jahr 2019 rund vier Millionen Tagesgäste im Tal waren. Dabei wird als Tagesausflug jedes Verlassen des Wohnumfeldes definiert, mit dem keine Übernachtung verbunden ist und welche nicht als Fahrt zur Berufsausübung, zur Deckung des täglichen Bedarfs oder als regelmäßige Routine gilt.

Das Gastronomiegewerbe profitiert nach Angaben der Studie von den Tagesgästen mit knapp 50 Prozent am meisten. Nachvollziehbar, wenn man durch Beobachtung zu dem Schluss kommt, dass viele nach einem erfolgreichen Bergerlebnis noch in eine Wirtschaft einkehren. Bedenkt man allerdings dabei, dass ein einzelner Tagesgast durchschnittlich lediglich 23,70 Euro ausgibt, lässt sich ableiten, dass ein Gast dem Tal keinen großen Gewinn bringt – es ist die Summe an Tagesgästen, die dem Tegernseer Tal laut der Studie 94,8 Millionen Euro einbringen.

Bustransfer zu den Skigebieten

Seit geraumer Zeit wird aufgrund von überfüllten Straßen und einem Mangel an Parkplätzen daran gearbeitet, dass die Menschen mobil anreisen. Für die kommende Skisaison gibt es daher sogenannte Ski-Kombitickets, welche einen Skipass und die An- und Abreise mit dem öffentlichen Nahverkehr beinhalten.

Wir werden trotz extremen Fahrermangel natürlich alles daran setzen, einen zuverlässigen Bustransfer zum Spitzing und den anderen Skigebieten zu leisten. Soweit möglich, fahren Verstärker-Busse. Andreas Päschel, Niederlassungsleiter vom RVO Tegernsee

Päschel ist allerdings etwas skeptisch, ob es tatsächlich zu einer Steigerung des Tagestourismus kommt, wie von einem Experten auf einer Pressekonferenz vergangene Woche prognostiziert: “Ob es eine Zunahme der Tagestouristen gibt, muss man sehen. Die Leute sparen zurzeit an vielen Dingen”.

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