Vor allem nach 22 Uhr würde es am Roulettetisch im Wiesseer Casino spannend werden, sagen Croupiers der Süddeutschen Zeitung, die in ihrer jüngsten Ausgabe interne Zahlen aus dem Finanzministerium veröffentlicht. “Gleich kommen sie, die schwarzen Limousinen“. Wenig später sitzen viele arabische Gäste am Roulettetisch und beim Black Jack.
In ganz großen Beträgen liegen eckige statt runde Jetons auf dem Tisch. Das Wiesseer Casino profitiert dabei von der Nähe zu München und ausländischen Touristen: 150.000 Gäste waren es 2017. Der Bruttospielertrag (Einsätze minus Gewinne) lag bei 18,6 Millionen Euro. Abzüglich aller Kosten brachte das Casino am Tegernsee laut Süddeutscher Zeitung einen Überschuss von sechs Millionen Euro.
Millionen-Verlust seit 2016
Wiessees Kämmerer Franz Ströbel bestätigte auf Nachfrage diese Zahlen. Für die Gemeinde brachte dies Einnahmen von 2,8 Millionen Euro. „Wir können glücklich sein, wenn wir immer in etwa gleiche Ergebnisse haben“, so Ströbel. Doch so positiv diese Zahlen auf den ersten Blick sein mögen, sie waren schon mal besser. Denn 2016 lag der Bruttospielertrag für Bayerns Finanzminister aus Wiessee noch bei 19,5 Millionen Euro.
Dieses Minus von knapp einer Million Euro im vergangenen Jahr begründet Bürgermeister Peter Höß (FWG) gegenüber der TS mit dem Amoklauf im Juli 2016 in München. Im Olympia-Einkaufszentrum hatte ein 18-Jähriger zehn Menschen getötet. Dieses Attentat habe sich laut Höß bei einem bestimmten Klientel an Gästen noch bis ins letzte Jahr ausgewirkt. Höß: „Jetzt hat es sich wieder normalisiert“. Einen Erfolg erzielte Höß im November vergangenen Jahres: Die Talgemeinden hatten gemeinsam beschlossen, den seit Jahren bestehenden Rechtsstreit im Kampf um die Spielbankabgabe beizulegen. Die vier anderen Talgemeinden hatten nachgegeben und Bad Wiessee einen Betrag in Höhe von 2,025 Millionen Euro überlassen. Im Gegenzug sicherte man ihnen die Beteiligung an der Spielbankabgabe bis zum Jahr 2050 zu.
Sechs Spielcasinos mit roten Zahlen
Mit Bad Wiessee haben noch zwei weitere Standorte ein Plus erwirtschaftet: In Garmisch-Partenkirchen und Feuchtwangen. Das andere halbe Dutzend habe sogar gut elf Millionen Euro Miese gemacht: Bad Reichenhall, Bad Steben, Bad Füssing, Bad Kissingen, Lindau sowie Schlusslicht mit einem Minus von 2.9 Millionen Euro Bad Kötzting. Die Erklärung dafür seien zum einen die Randlagen Bayerns, in denen meist nur ein Kurpublikum vorhanden sei, das meist nur Zwei-Euro-Jetons einsetze.
Zum anderen sei es die Nähe zu Österreich oder Tschechien, wo Zutritts- und Raucher-Regeln lockerer wären. Insgesamt sei die Zahl der Casinobesucher mit 669.300 rückläufig. Die Verluste seien aber auch schon mal höher gewesen. Als Gründe nennt das Finanzministerium Restrukturierungen. Gesteigert werden soll die Attraktivität quasi auch als Kulturzentrum mit feiner Küche. Im Trend lägen Pokerturniere, sie sollen Jüngere locken.
Gelockt ins Wiesseer Casino wurde im vergangenen Jahr auch ein Zocker aus dem Landkreis Miesbach. Er knackte den Bayern-Jackpot und gewann 528.000 Euro. Beim Bayern-Jackpot sind in den neun Casinos insgesamt 36 Automaten miteinander vernetzt. In den vergangenen 20 Jahren wurde der Jackpot 87 Mal ausgeschüttet. Offenbar genügt dies noch nicht als Anreiz, wieder mehr Besucher an den Spieltisch zu bringen. So wird man in Wiessee wohl weiterhin den Nächten mit den Gästen aus dem Morgenland entgegenfiebern.
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