Nachtarbeit in Rottacher Seestraße angekündigt:
Mit Baulärm durch die Nacht: Das Severin’s haut drauf

Monatelang litten Gastgeber unter der Pandemie, jetzt soll es eine Saison wie in alten Zeiten werden. Eine Baustelle wie das Severin’s ist da wenig hilfreich – und sorgt für Ärger.

Jahrelang war es nur eine Brache. Nichts ging voran auf dem Seeperle-Grundstück an der Rottacher Seestraße. Jetzt haben die Bauarbeiten für das neue Fünf-Sterne-Luxushotel Severin’s begonnen. Und das bedeutet vor allem Stress. Denn die Nachbarinnen und Nachbarn müssen Lärm, Dreck und viel Baustellenverkehr ertragen. Das ist für professionelle Gastgeber wie Maier zum Kirschner oder dem Gästehaus “Seerose” eine Zumutung. Aber sie beißen die Zähne zusammen.

Mit Baulärm durch die Nacht

Bis jetzt: Denn die Bauherren um den Investor, Kurt Zech, wollen eine Nachtbaustelle (ausführend die Firma Bauer), vom 24. Juli bis zum 31. August 2023, einrichten. Anfang Juni informieren sie erst das Rottacher Bauamt. Denn die ausführende Firma hat gleich direkt mit dem Landratsamt Kontakt aufgenommen – an der Gemeinde vorbei.

In Rottach-Egern weiß man um die Brisanz und den aufgestauten Ärger der Nachbarn. Man schreibt dem Landratsamt in Miesbach, weist auf die möglichen Konflikte mit angrenzenden Beherbergungsbetrieben und Hotels. Nachtarbeit in der Hauptsaison; das sei unzumutbar.

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Aber Miesbach zuckt mit den Schultern. Das dortige Referat ‘Umweltschutz’ findet den Antrag “ausreichend begründet, die Nachtarbeit sei notwendig.” Man vertraue der Expertise des Bauunternehmers so leise wie möglich zu arbeiten (leiser als 45 Dezibel) und überhaupt: nächtliche Anlieferungen seien ja auch auszuschließen. Und weiter: Rechtlich sei da gar nichts zu machen. Die dürfen das.

Die heimische Hotellerie raucht

Der Rottacher Verwaltung und dem Bürgermeister brennen die Hüte. Die heimische Hotellerie habe bereits unter Pandemie, Personalmangel und Energiekosten zu leiden. Jetzt also noch Lärm oben auf. Bürgermeister Christian Köck wird deutlich: “Die Beschwerden der Nachbarschaft sind vorprogrammiert und absehbar. (Ich) stelle fest, dass LRA MB offenbar zunehmend geneigt ist, gegen die Interessen der Gemeinden zu handeln”, so seine E-Mail an das Landratsamt. Köck fordert, dass solche Entscheidungen des Landratsamtes “nicht vom Schreibtisch aus entschieden werden, sondern vor Ort betrachtet werden. Hier hätte ich mir mehr Fingerspitzengefühl gewünscht.”

Das Landratsamt in Miesbach schreibt süffisant: “Die geäußerten Vorwürfe entsprechen nicht der Realität: Die sogenannte ‘Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm’ regelt die in Deutschland zulässigen Grenzwerte für Baulärm. Die von der Baufirma angegebenen Höchstwerte liegen innerhalb der Grenzen dieser gesetzlichen Vorschrift, sodass ein gesetzlicher Anspruch auf Durchführung der Baumaßnahme besteht – unabhängig davon, um welchen Bauwerber es sich handelt.” Und dann kommt von der Behörde noch der Versuch von Empathie: “Dass Baumaßnahmen regelmäßig zu erheblichen Beeinträchtigungen und persönlich nachvollziehbarem Groll der Anlieger führen, ist ärgerlich, aber leider nicht vermeidbar und auch nicht gesetzlich untersagbar.” 

Franz-Josef Maier, Inhaber des Hotels Maier zum Kirschner kann da nur den Kopf schütteln. Wir erreichen ihn im Auto: “Ich habe hier jeden Tag genervte Gäste an der Rezeption stehen. Stammgäste, die sich über den Lärm beschweren. Wir haben erst vor wenigen Tagen von der Gemeinde erfahren, dass es zu Nachtarbeiten kommen soll. Für mich ist das völlig unverständlich. Wir sehen uns kaum mehr in der Lage, den Betrieb sinnvoll weiterzuführen.”

Die Severin’s Baugrube im Frühjahr 2022.

Mittelmäßiges Management

Klar ist: Das Bauzeit-Management ist eher so mittel – aus Sicht der Nachbarn und Bau-Experten. Muss das unbedingt in der Hauptsaison sein? Und was würde die Zech Group wohl sagen, wenn sie kurz nach ihrer Eröffnung so eine Baustelle nebenan würde ertragen müssen? Der Bauplan der Investoren sei, wie man hört, schon jetzt in Verzug. Man humpele ein halbes Jahr hinterher.

Noch beim Spatenstich für das Hotel ‘Severin’ im Januar 2023 hatte Investor, Kurt Zech, versprochen, den Baulärm so gering wie möglich zu halten. Man wolle versuchen, die Bauphase so kurz und die Belastung für die Nachbarn so gering als möglich zu halten. Laut Zech damals, wäre man mit dem realistisch im Frühjahr 2025 fertig. Schon das halten Baufachleute für weltfremd, gehen eher von einer Fertigstellung im Spätsommer 2025 aus. Für die Nachbarn heißt das noch Baulärm für mindestens zwei weitere Hauptsaisons.

Aber Köcks Interventionen in den letzten 48 Stunden scheinen beim Bauherrn gewirkt zu haben. Wie man hört, wolle der nun eventuell doch auf die Nachtarbeiten verzichten, oder sie in den September schieben. Es ist noch vage. Aber wenigstens wäre dann die Nachtruhe der umliegenden Nachbarn und Gäste sicher.  

Vielleicht wäre im Sinne des nachbarschaftlichen Miteinanders ja auch eine ökonomisch sinnvolle Kompensation des Investors für den Baulärm und den damit verbundenen Verdienstausfall der leidenden Nachbarn möglich? Quasi eine Investition in die Zukunft…

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