Ein Kommentar von Martin Calsow:
Geld stinkt nicht. Das ist der Standardsatz, wenn es um Dealen mit grauen Eminenzen geht. Ob Makler oder Touristiker – man vermietet, verkauft jedem alles. Das ist besonders im reichen Tegernseer Tal der Fall. Erinnern wir uns noch an die Zeit des Islamisten-Terrors? Mit großer Geste hatte die CSU ein Kopftuch-Verbot gefordert.
Nur am See war es dazu erstaunlich still. Zu gut fließt das Geld von den versammelten vollverschleierten Damen und ihren Männern von der arabischen Halbinsel. Ein Regime, das steinigen, foltern lässt, gewährt man gern gegen viel Geld das Recht, die Landesflagge vor dem Reha-Zentrum flattern zu lassen. Der gute Muslim ist der, der das Geld im Tal lässt. Der Schlechte kommt als Flüchtling daher und kostet nur. Moral ist hier gern eine Frage des Bankkontos und der Einreiseart.
Russischer Oligarch im “Hauptsache, Du hast Geld“-Tal
Jetzt sind es die Russen. Ein Oligarch wie Alisher Usmanow, Putin-Freund, einer der reichsten Menschen auf dem Erdball (laut Forbes Liste mehr als 13 Milliarden Euro schwer, Platz Sieben der reichsten Russen). Der sympathische Macher aus dem Osten ist unter anderem Generaldirektor eines Gazprom-Tochterunternehmens, Eigentümer des russischen Verlagshauses Kommersant sowie Mitbesitzer beim FC Arsenal London. Und hier im “Herzlich willkommen-egal, wer du bist, Hauptsache, Du hast Geld“-Tal?
Hier soll er sich mit mehreren Villen in Rottach-Egern breitgemacht haben. Das freute vor allem heimische Handwerker, die über Monate in den Villen an der Fischerstraße und Forellenstraße Arbeit gefunden hatten. Wie man hört, ließ sich der Oligarch auch nicht bei der Bezahlung lumpen.
Ein Zeichen ethischer Grundsätze?
Nun ja, und jetzt ist sein Freund Putin in das Nachbarland Ukraine einmarschiert. Hat jemand wie Usmanow damit zu tun? Ach was. Ist nur ein einfacher Bürger Russlands. Oder? Vielleicht nicht ganz. Vielleicht kann man unter einem Machthaber wie Wladimir Putin gar nicht so ein großes Vermögen ansammeln, wenn man nicht bei dessen Großmachtträumen mitmacht? Keiner will Krieg. Klar. Stört die Märkte.
Aber vielleicht kommen zu den neuen Sanktionen gegen die Einmarschierer aus Russland ja auch das Einfrieren von Vermögen regimetreuer Milliardäre dazu. Und ganz, ganz vielleicht könnte man die örtlichen Villen dann ja umnutzen. Stehen eh häufig leer. Wir werden ja nicht nur einen wirtschaftlichen Schaden dank Putins Großmachtträume haben. Auch Tausende von Flüchtlingen könnten kommen.
Hier bieten sich Chalets im Alpenraum als möglicher Aufenthaltsraum ja perfekt an. Spart unserem Staat Geld, macht sich irgendwie auch ganz hübsch und wäre ein duftes Zeichen an Autokraten, dass wir im Westen nicht nur Geld nehmen, sondern auch ethische Grundsätze haben. Aber erst, wenn die Handwerkerrechnungen bezahlt wurden – auf Rechnung, versteht sich.
SOCIAL MEDIA SEITEN