Neuer Investor, grantige Nachbarn

Die Seniorenresidenz Wallberg in Rottach-Egern soll erweitert werden. Eigentümer Peter Wisgott hatte hierfür einen Investoren gefunden. Der ist zwar abgesprungen, doch ein neuer Partner wurde gefunden. Währenddessen halten die Nachbarn weiter an ihren Einwänden fest. Bürgermeister Köck ließ es sich nicht nehmen, den Anwohnern den Spiegel vorzuhalten.

Die Seniorenresidenz Wallberg soll erweitert werden. Doch es gibt zahlreiche Einwände. / Quelle: Archiv

Die Seniorenresidenz Wallberg in Rottach-Egern soll erweitert werden. Eigentümer Peter Wisgott will mehr Einzelzimmer und mehr Platz für Bewohner schaffen und die Einrichtung von 103 auf 163 Plätze aufstocken. Unter anderem sind dafür ein vierstöckiger Neubau des Westtrakts und mehrere Personalwohnungen geplant. Vor rund drei Jahren holte er sich für dieses Vorhaben den Mediziner Fred Maleika als Investor ins Boot.

In der vergangenen Rottacher Gemeinderatssitzung wurde allerdings bekannt, dass die Partnerschaft aufgelöst wurde. Wie Bauamtsleiterin Christine Obermüller erklärt, hat Wisgott aber schon einen neuen Investor gefunden – Werner Schilcher und sein Unternehmen Primus Concept. Der lässt die Erweiterungspläne derzeit überarbeiten. Diese sollen voraussichtlich in der September-Sitzung vorgestellt werden.

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Nachbarn befürchten Werteinbußen ihrer Immobilien

In der Sitzung am vergangenen Dienstag musste der Gemeinderat jedoch das Verfahren des früheren Investors zunächst abwickeln. Die Gemeinde hatte das Verfahren nach dem Investoren-Wechsel gestoppt. Nun ist allerdings klar, dass auch der neue Investor das Vorhaben mit Wisgott als Geschäftsführer umsetzen will.

Die Einwände der Anlieger gegen das Projekt bleiben jedoch bestehen. Drei Nachbarn nahmen sich anwaltliche Hilfe, ließen umfangreiche Stellungnahmen gegen die Erweiterung einreichen. Wie berichtet, richten sich ihre Bedenken vor allem gegen die Größe des Westtrakts und eine Belastung durch zusätzlichen Verkehr und erhöhten Lärm. Sie befürchten dadurch deutliche Werteinbußen ihrer Immobilien.

Nachdem Bürgermeister Christian Köck (CSU) rund eine Stunde lang die Stellungnahmen vorlas und abarbeitete, sah er sich zu einer persönlichen Stellungnahme gezwungen. Er richtete seinen Appell vor allem an die drei Grundstückseigentümer, die an ihren zahlreichen Einwänden festhalten.

Seniorenresidenz ist wichtige Einrichtung

In Rottach sei rund ein Drittel der Bevölkerung über 65 Jahre alt. „Das zeigt, dass die Gemeinde im Vergleich zum Bundesdurchschnitt einen erhöhten Bedarf an einer solchen Einrichtung hat.“ Der wichtigste Punkt sei für Köck nach wie vor: „Wir reden hier von einem Bestand, der bereits dieser Nutzung unterworfen ist. Dieser wird erweitert und soll auch künftig wirtschaftlich betrieben werden können.“ Aufgrund der demographischen Entwicklung im gesamten Landkreis, insbesondere in Rottach, sei solch eine Einrichtung wichtig. Sein Appell an die Anlieger:

Vielleicht kommen Sie selbst oder jemand aus ihrer Familie mal in eine Situation, in der sie selbst einer solchen Einrichtung bedürfen. Ich wünsche das keinem, aber diese Einrichtungen sind sehr wertvoll.

Er sei überzeugt, dass es keine ruhigeren Nachbarn als die älteren Menschen in der Seniorenresidenz gebe. In der heutigen Zeit würden ältere Menschen immer mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Umso wichtiger sei es, dass sie würdevolle Unterbringungen haben und „nicht mit irgendwelchen Fremden zusammengesperrt werden, nur weil sie alt sind.“ Die geplante Erweiterung erfolgt, um das Recht auf Selbstbestimmung und einen eigenen Bereich zu gewährleisten. „Dieses Heim wird mit Herzblut geführt“, so Köck deutlich.

“Die denken, sie kaufen sich hier ewige Ruhe”

Die Einrichtung bestehe seit ewigen Zeiten. Teilweise gehe es nun um Einwände von Leuten, die vor noch nicht allzu langer Zeit hergezogen sind. „Das muss man mal ehrlicherweise erwähnen in diesem Zusammenhang. Das haben wir immer öfter: Dass Leute zu uns kommen und für sich reklamieren, dass sie ewige Ruhe kaufen. Aber das ist nun mal nicht der Fall. Bei uns gibt es auch ein Leben und Betriebe – da gehört dieses Seniorenheim dazu. Das muss man akzeptieren.“

Doch das Projekt ist auch im Gemeinderat selbst umstritten. Während Josef Kaiser (CSU) weiter gegen den massiven Baukörper am Rand eines Naturschutzgebietes ist, hält es Thomas Tomaschek (Grüne) für das geringere Übel: „Es ist besser, ein bestehendes Gebäude aufzustocken, als irgendwo auf einer grünen Wiese einen Neubau hinzustellen.“ Letztlich wurden die von Köck vorgelesenen Abwägungen der Gemeinde bezüglich der Einwände mit nur 13 zur sechs Stimmen befürwortet.

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