Neuer Plan fürs Bussi Baby

Wie berichtet, plant Hotelier Kohler einen Neubau am Hotel „Bussi Baby“ für seine Mitarbeiter. Doch zuletzt im Gemeinderat überwog vor allem die Skepsis“ über die Höhenentwicklung. Der Blick auf die Kirche könnte beeinträchtigt werden. Gestern wurde bei einem Ortstermin eine neue Variante aus dem Hut gezaubert, die fast allen gefiel.

Die geplante Höhe, dargestellt mit einem Schaugerüst, schreckte die Gemeinderäte ab / Quelle: Klaus Wiendl

Mitte Mai konnte Architekt Ralf Gierlinger den Gemeinderat zwar von der Grundidee eines Anbaus am Hotel überzeugen. Er sollte den Altbestand ersetzten, aber 45 Meter lang werden und über dem betonierten Erdgeschoß ohne Tiefgarage noch drei Stockwerke in einer Holzkonstruktion mit Laubengängen bekommen. Damit würde der Neubau mit seinen 43 Wohneinheiten und einer Firsthöhe von 12,90 Metern zwar zwei Meter höher als der Altbestand, er bliebe aber immer noch unter der genehmigten Firsthöhe des Bebauungsplans aus den 90er Jahren mit 13,88 Metern.

Doch die wahre Höhenentwicklung konnte Gierlinger nicht vermitteln. Deshalb wurde vor der Sitzung am Dienstagabend noch ein Ortstermin mit einem Schaugerüst anberaumt. Auf dem Dach des Altbaus spannten Hotelmitarbeiter zwei Bänder mit unterschiedlichen Höhenangaben über den Altbau. Doch auch dies überzeugte die Gemeinderäte noch nicht, da sie ihren Blick auf die Kirche immer noch beeinträchtigt sahen. Aber die „rege Diskussion“, so Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block), habe zu einer Alternative „im Interesse des Ortsbildes“ geführt. Dies verdeutlichte im Ratssaal nochmals Gierlinger.

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Weniger Höhe, mehr Breite

Während der Ortsbesichtigung sei die Idee „geboren“ worden, ein Stockwerk weniger zu planen, die Linie nach Norden zu belassen, dafür aber die Baumasse Richtung Kirchenhang auszudehnen. Der Vorteil dieser Variante wäre der Verzicht auf den Laubengang, der ohnehin wenig Gefallen fand, stattdessen einen Mittelgang im Gebäude. Profitieren würden auch die Mitarbeiter, die „bei Wind und Wetter nicht raus müssen“.

Da man in die Tiefe gehen könne, sei auch das Obergeschoß verzichtbar. Damit würde der Neubau auch nicht höher als das Bestandsgebäude mit 10 Metern Firsthöhe. Zwar müsse er nun umplanen, das „ist nicht schön“, er könne aber die Bedenken vor Ort nachvollziehen, meinte Gierlinger. Zumal der gefundene Kompromiss auch noch „traditioneller“ sei und dem Ortsbild mehr entspreche. Er glaube, so Gierlinger, Bauherrn Kohler von den „neuen Planungen“ überzeugen zu können.

Begrüntes Flachdach verworfen

Höß war sichtlich angetan, mit der Ortsbesichtigung die Kritiker besänftigen zu können. „Da sieht man mal, wie wichtig so etwas ist“. Damit würde sich auch der Denkmalschutz anfreunden können, hoffte Höß. Jupp Brenner (Wiesseer Block) hätte sich ein begrüntes Flachdach vorstellen können, denn vom Kirchenhang würde man dann nur auf Büsche schauen.

Doch seine Idee verfing beim Architekten nicht. Ein Flachdach würde in der Höhe nur etwa 1,50 Meter weniger bringen, dafür „aber den Charakter der ganzen Sache verändern“, gab Bauamtsleiter Helmut Köckeis zu bedenken. Zudem würde es Bezugsfälle ermöglichen. Für Gierlinger sah mit einem Flachdach auch keinen „natürlichen Anschluss“ zum Giebeldach des Altbestands. Dies war schließlich Konsens am Ratstisch, da auch die Qualität der Räume, so Höß, deutlich gewonnen habe, mit einer Ausnahme.

Eine Idee für eine alternative Planung wird geboren / Quelle: Klaus Wiendl

Sie sei nicht nur „entsetzt“, dass aus dem „Kirchenwirt“ ein „Bussi Baby“ wurde, wetterte Ingrid Versen (CSU), was Kohler dem Ort zumute, sei „unfassbar“. Die Wogen würden „heute noch hochgehen“. Sie habe kein Verständnis dafür, dass 43 Zimmer geschaffen, aber nur 20 Mitarbeiter aus dem Hotel dann dort wohnen würden. Dann könnte auch der Neubau „viel kleiner ausfallen“. Nachdem Hotelier Kohler weitere Gastbetriebe im Tal habe, „sehe ich nicht ein, dass Bad Wiessee die Schlafstelle für seine Mitarbeiter wird. Es kann nicht sein, dass Kohler an unserem Denkmal Kirche samt Hügel herumschnibbelt“. Versen prophezeite einen „Volksaufstand“.

Gierlinger erwiderte darauf, dass der Kirchenhügel auch mit seinem „Hang- und Schichtenwasser“ kaum tangiert werde, da dieser sich nach Westen hin öffne. Würde Kohler auf den bestehenden Bebauungsplan beharren, so sein Architekt, dann bestünde das Baurecht „für einen Klotz“. Niemand aber wolle dies.

„Win-Win-Situation“

Von der „interessanten Lösung“ war auch Markus Trinkl (Wiesseer Block) angetan. Er freue sich auf das neue Gebäude, „das passt und ist die beste Lösung für die Bürger des Ortes“. Das sei jetzt doch ein „guter Konsens“, nachdem die Höhe zunächst „jeden erschlagen“ habe, meinte auch Florian Sareiter (CSU). Kohler sei eben ein Hotelier, der sich Gedanken über die Unterbringung seines Personals mache. Zumal sich nun die Höhenlage „gut integrieren“ würde. „Es ist eine Win-Win-Situation“. Brenner appellierte nochmals an Versen, dass Kohlers Mitarbeiter auch Talbürger seien, egal wo sie am Tegernsee arbeiten würden. Wenn jemand in Wiessee wohne aber anderswo im Tal arbeite, sei es ähnlich. „Was soll das“, die Schlafstelle sei doch „kein Argument“.

Bis auf Versen war der Gemeinderat mehrheitlich von der Variante mit der Verringerung der Etagen und der Verbreiterung des Gebäudes einverstanden. Gierlinger machte klar, dass die „Zeit nun drängt“. In einem Jahr sollen die „zeitgemäßen Räume“ mit Bad, Kochzeile und WLAN bereits bezogen werden.

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