Es ist die Comeback-Story im Tegernseer Tal: Das Jodschwefelbad, einst ungeliebter und kostspieliger Haushaltsposten, wird zu einem profitablen Wellness-Tempel. Aktuell arbeitet man dort an einem neuen, schweißtreibenden Angebot …
Viele hatten das trutschige Jodschwefelbad in Bad Wiessee schon abgeschrieben. Zu stinkend, zu unmodern, zu defizitär. Ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert. Dann setzte die Gemeinde ihren Geschäftsleiter Hilmar Danzinger auf das Projekt. Und der drehte alles um: Vom Marketing (wir erinnern uns mit Freude an einen badenden Christoph von Preysing, inklusive Gummiente), bis hin zum veränderten Angebot und Öffnungszeiten. Die Gemeinderäte sind happy, zollten sowohl Danzinger als auch dem gesamten Personal des Jodschwefelbads erst kürzlich wieder Anerkennung.
Mehrwert auch für lokale Gastgeber
Der dreht weiter am großen Wellness-Rad: Aktuell wird im Südost-Teil, im JSB nennen sie es Kubus, eine kleine, aber äußerst feine Wellness-Einrichtung eingebaut. Hier auf der Baustelle steht nun der JSB-Geschäftsführer Hilmar Danzinger und erklärt den neuesten Wurf:
“Insgesamt haben wir fünf Kuben, vier davon funktionieren betriebswirtschaftlich und einer davon floppte. Um den Verlust zu begrenzen, haben wir den Betrieb in diesem Kubus bereits vor rund 1,5 Jahren eingestellt. Der Gemeinderat beauftragte uns daher, Vorschläge für eine lukrativere Nutzung zu finden. Wir prüften drei Optionen: die Verpachtung an eine Arztpraxis, ein hochwertiges Fitness-Studio oder eine SPA-Abteilung. Am Ende entschied sich der Rat, zu unserer Freude, für den dritten Vorschlag, weil das healingSPA, somit das SPA im Heilbad, unser Angebot sehr passend ergänzen wird.“
Japanisch schwitzen und deutsch frieren
Diese Idee hat es in sich. Für insgesamt 12 Personen wird ein Schwitz- und Erholungsangebot geschaffen: Kelosauna, Biosauna, Dampfbad, ein Onsen (einer heißen Quelle nachempfundenes Floating-Becken mit ca. 40 Grad heißem Wasser) sowie ein kaltes Tauchbecken. Hinzu kommen eine Schneekabine und ein Ruhebereich. Da die Plätze begrenzt sind, müssen diese vorab gebucht werden, um unangenehme Wartezeiten zu vermeiden.
Kein Handtuchkrieg am Westufer
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist, dass jeder Gast einen festen Liegeplatz bekommt, denn davon gibt es ebenso 12 an der Zahl. Danzinger hierzu: “Das war uns sehr wichtig. Wir werden ein hochwertiges Angebot haben, mit viel „private Flair“. Dem Gast soll bei uns nicht zugemutet werden, dass er nach dem Saunagang seine Siebensachen packen muss und sich einen anderen Liegeplatz zu suchen hat – so er überhaupt einen bekommt. Ein hoher Service am Gast – das liegt uns bereits im Heilbad-Bereich sehr am Herzen und das healingSPA darf hier nicht abfallen.”
Danzinger erklärt die Idee dahinter: “Nur wer vorher einen Platz gebucht hat, darf quasi rein.Von 09 bis 12 Uhr, von 12.30 bis 15.30 Uhr und von 16 bis 19 Uhr liegen die für die Kundschaft zu buchenden Zeiten, sogenannte ‘Slots’. Wir haben somit drei Slots am Tag.”
Ostufer bekommt keine Konkurrenz
Danzinger sieht dieses Angebot nicht als Konkurrenz zum Nachbarn Seesauna auf der Ostseite. “Unsere Preise werden sicher leicht über denen der Seesauna liegen”, vermutet er. Aber man sei noch in der Findungsphase. Knapp 1,2 Millionen Euro lässt sich die Gemeinde dieses Wellness-Angebot kosten. Bereits im ersten Quartal 2025 soll der Bereich eröffnet werden, ist sich Danzinger sicher. “Uns ist durchaus bewusst, dass wir damit nicht die Lücke schließen werden, die der Abriss des Badeparks aufgetan hat. Weder von der Dimension noch von der Zielgruppe her. Allerdings werden wir, dank einer weiteren mutigen Entscheidung des Bad Wiesseer Gemeinderates, ein Angebot schaffen, für das es viel ertragreiche Nachfrage gibt. Es war der Wunsch der Gemeinde, die ehemaligen starken Defizite deutlich zu reduzieren; mit diesem Angebot sind wir dazu mehr und mehr in der Lage.”
Die höheren Preise werden Rentner mit viel Haar auf dem Rücken eher abschrecken. Aber für die bleibt ja die Sauna auf der anderen Seeseite.
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