„Scheiße“, sage ich zu meiner Kollegin in der Redaktion, weil mir auffällt, dass ich eigentlich nichts veröffentlichen darf, solange die Ermittlungen laufen. „Aber der Calsow hat eine Spur“, ruft sie zurück und klingt, als hätte sie ihre Rübe in den Ventilator gesteckt. Ich ziehe die Augenbraue hoch. „So, hat er?“
Euphorisches Kopfnicken. Jetzt braucht es natürlich nichts mehr, um mich davon zu überzeugen, dass der Fall an die Öffentlichkeit muss. „Quercher, Quercher“. Ja, jetzt erinnere ich mich wieder. Typ schrulliger Privatermittler, immer am Rande des Wahnsinns. „Die Spur von Calsow führt ins Stielerhaus“, quiekt sie wieder. Dieses Mal hüpfen ihre Haarspitzen vor Begeisterung. „Das musst Du schreiben!“
Eine Frau muss tun, was eine Frau tun muss
Ich überlege. Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal alle Brücken hinter mir abgebrochen? Fast hätte ich bei meinem gedanklichen Intermezzo meine Kollegin ausgeblendet, die mir nun lautstark signalisiert, ich möge doch endlich loslegen. Damit trägt sie nicht gerade dazu bei, dass mein Kummer verfliegt.
Als sie zehn Minuten später wiederkommt, präsentiere ich ihr das Ergebnis meiner Recherche: „Der Quercher und seine frühere Kollegin – wie hieß sie doch gleich? – Arzu, wusstest Du, dass die beiden zufällig gesehen haben, wie das Segelboot von dem Bauunternehmer Rattlberger Alois in Gmund explodiert ist?“
„Jetzt pass oamoi auf“, schnauft sie, während ich ausversehen einen Schluck Kaffee nehme. „Sag bloß, Du hast nicht mitgekriegt, dass der Rattlberger ums Leben gekommen ist?! Die Polizei ist von einem Unfall ausgegangen. Woraufhin Calsow den Quercher angesetzt hat. Zum Ermit-teln. In einem Mooordfall.“
Quercher und andere Verstrickungen
Ich bin immer noch sprachlos, als mir Stunden später der Schaum vom Cappuccino zusammenfällt. „So,so. Mord.“ Ich seufze. Es ist das gleiche Seufzen, das ich vor zwei Jahren, fünf Monaten und zwei Tagen hatte, als ich erfuhr, wer mir die Hölle auf Erden wünscht.
„Quercher hat herausgefunden“, fährt meine Kollegin fort und wischt sich die Zitterhaare nach hinten, „dass der tote Bauunternehmer Verbindungen in die bayerische Staatskanzlei und nach Russland hatte. Er hat versucht, die Verstrickungen zu durchschauen, und auf einmal sind die Gegner größer und mächtiger geworden…“
Der Fall muss an die Öffentlichkeit
Ich schaue mich erschrocken um. Mein Handy liegt griffbereit neben der Tasse mit dem letzten Rest schwarzen Inhalts. „Du mit Deiner Sensationsgier“, pruste ich los, „machst mir so eine Angst, dass ich kaum wage, einen Abstecher zur Kloschüssel zu machen. „Kleim, hör auf zu jammern und schreib‘ endlich“, lacht sie. „Der Fall muss an die Öffentlichkeit“. Ich schaue auf die Tastatur, werfe den Kopf in den Nacken, denke kurz über meine Riesenwut nach und tippe, was sich nicht vermeiden lässt:
„Quercher und das Jammertal“ – Premieren-Lesung von Martin Calsow
Am Mittwoch, den 31. Oktober 2018 findet im Stieler-Haus am Tegernsee eine Dinner & Krimi-Premieren-Lesung mit Drei-Gänge-Gourmet-Menü statt. Und während Sie Ihren Leichenschmaus einnehmen, unterhält sie unser Kolumnist Martin Calsow in gewohnt galanter, humoristischer und charmanter Art und Weise.
„Quercher und das Jammertal“ ist sein sechstes Buch aus der Quercher-Reihe. Max Quercher, mittlerweile als privater Ermittler am Tegernsee tätig, wird wieder mit einem hochaktuellen und brisanten Thema konfrontiert. Wer hat die Macht im Tal? Wie wird Geld und Einfluss genutzt?
Um seinen Roman so authentisch wie möglich zu gestalten, hat Martin Calsow mehrere Monate im rechten Milieu recherchiert, mit Verfassungsschutzexperten und Politologen über die neuen Netzwerke der Rechten gesprochen. Der Abend verspricht spannend zu werden. Seien Sie versichert, dass er Sie über neue Gefahren, alte Seilschaften und zukünftige Koalitionen am See und in unserem Land aufklären wird.
BITTE BEACHTEN: Stehen Sie bitte während der Lesung um Himmels Willen nicht auf, um das Fenster zu öffnen. Nein, Sie wollen nicht wissen, was so ein Klappfenster aus Charme und Galanz machen kann. Frische Luft können Sie atmen, wenn Sie wieder den Heimweg antreten. Auch von Vampirzähnen rät die Redaktion dringendst ab! Es wird schon genug Schweiß und Blut vergossen an diesem Abend.
Ein Zimmer zum Dessert
Da nur ein sehr begrenztes Ticketkontingent besteht, sollten Sie sich beeilen, um einen der begehrten Sitzplätze zu bekommen. Wer stehen will, ist selber schuld. Calsow ist es egal. Hauptsache, die 39 Euro für Lesung und Menü werden bezahlt. Und wem die Barthaare nach der Buchvorstellung in alle Richtungen stehen, der kann sein Haupt im Hotel Westerhof ablegen. Dort gibt’s zehn Prozent Rabatt auf den Zimmerpreis.
Also jammern Sie nicht! Buchen Sie und schlucken, was Calsow Ihnen am 31. Oktober präsentieren wird. Lustig wird’s jedenfalls nicht.
Der Tatort: Westerhof-Café im Stieler-Haus | Seestraße 74 | D-83684 Tegernsee | Tel.: +49 8022 70 40 343 | veranstaltung@stielerhaus.de / Lesung 19:00 Uhr / Einlass ist ab 18:30 Uhr
SOCIAL MEDIA SEITEN