Gestern begann vor dem Münchner Landgericht der Prozess gegen vier Männer vor dem Münchner Landgericht. Heute folgt nun der Bericht über den zweiten Teil der gestrigen Verhandlung. Der Hintergrund des Überfalls: Der 23-jährige Franz-Josef K. soll Axel H. (46) ein Darlehen über einen sechsstelligen Betrag gegeben, das Geld aber nicht zum vereinbarten Termin zurückbekommen haben. K. suchte nach „einer Lösung des Problems“ und fand diese laut Anklage in der Person des Ingolstädter Karate-Meisters Mario W. (34). Dieser soll drei Rockerfreunde zu Axel H’s Villa in Rottach-Egern geschickt haben.
Doch sie sollen weder, wie von K. angekündigt, größere Bargeldbeträge noch Wertgegenständen vorgefunden haben. Obwohl sie laut Anklage Axel H. mit vorgehaltener Pistole gezwungen hätten, den Tresor zu benennen. Trotz zweier Schlagstockschläge soll sich Axel H. hartnäckig geweigert haben, die Existenz eines Tresors preiszugeben. Einzige Beute des Inkasso-Teams, laut Anklage 80 Euro aus der Handtasche von Axel H’s Ehefrau.
„Wir kommen wieder“
Mit einem Schuss vor der Rottacher Villa, womöglich versehentlich aus der Gaspistole, verabschiedete sich das maskierte Trio. Nicht ohne in Richtung des Geschädigten Axel H. laut Anklage zu rufen: „Wir kommen wieder“. Worauf dieser geantwortet haben soll: „Ihr könnt gerne wiederkommen“. Axel H’s Frau konnte nach Erkenntnissen der Ermittler bei den Nachbarn noch einen Notruf an die Polizei absetzen. Diese war offensichtlich so schnell „mit Blaulicht“ vor Ort, dass das beschuldigte Trio mit Jermaine A. (29), Adar G. (23) und Christian S. (22) nur in unterschiedliche Richtungen fliehen konnte, um sich zwei Stunden zu verstecken, bevor sie davonfuhren.
Auftraggeber Mario W. teilte laut Anklage seinem Inkasso-Trio mit, sie sollten Tatbekleidung und Tatmittel entsorgen, sämtliche Chats löschen. Doch sie fuhren in eine Polizeikontrolle. Dort hätten sie „absprachegemäß“ geäußert, ins Tegernseer Tal gefahren zu sein, „um dort feiern zu gehen”, den Club aber hätten sie “nicht finden können“, so die Anklage.
Danach sei es in den „Folgetagen des Überfalls“ zu einer anonymen SMS an den Unternehmer Axel H. gekommen, von der der Mitangeklagte Kaufmann Franz-Josef K. (23) als Initiator dieser Art der Geldeintreibung bei Axel H. in Rottach Kenntnis gehabt haben soll. Mario W. soll seinen Kumpel Christian S. daher angewiesen haben, mit einer SMS am 28. November 2018 zu drohen.
Zahlst du in den nächsten sieben Tagen nicht dein Geld an Franz (Josef K.), töten wir dich.
Da Axel H. nicht reagierte oder die SMS nicht bekam, folgte laut Anklage gut eine Woche später die nächste Drohung: „Deine Zeit läuft ab. Glaubst du wir machen Spaß. Du Hurensohn zahlst in den nächsten Tagen ohne hinhalten deine Schulden oder wir streichen dein Haus mit deinem roten Blut. Wir werden dich finden“, so die Zitate der Staatsanwaltschaft.
DNA-Spur führte zur Festnahme
Da augenscheinlich alle Drohungen verpufften, wollte nun der mutmaßliche “Teamchef” Mario W. selbst Geld sehen. Er soll den Mitangeklagten Franz-Josef K. aufgefordert haben, die vereinbarten 10.000 Euro den drei „Tatausführenden zu übergeben“. Doch K. soll zunächst nur 2.000 Euro aus „Angst vor Repressalien“ an Mario W. in einer Ingolstädter Bar übergeben haben. Diesen Betrag aber befand Mario W. als „Witz“ und forderte eine Aufbesserung, so die Anklage, sonst bekomme K. „sein Urteil“.
Die restlichen 8.000 Euro an den Karatemeister folgten daraufhin. Die Summe wurde durch die Kripo Miesbach dann am 19. Dezember 2018 im Rahmen der Festnahme bei Mario W. beschlagnahmt, nachdem Anwohner verdächtige Kleidungsstücke gefunden hatten und dies der Polizei meldeten. Denn eine DNA-Spur führte zum Jüngsten des Trios, zu Christian S. aus Ingolstadt. Seine und die Daten seiner mutmaßlichen Mittäter hatte die Kripo noch von der Kontrolle am 13. Oktober.
Gut zwei Monate später, am 19. Dezember, klickten für alle fünf Tatverdächtigen die Handschellen, sie wanderten in Untersuchungshaft. Allein der mit mutmaßlich geschädigte Kreditgeber Franz-Josef K. wurde Tage später aus der U-Haft in Stadelheim entlassen. Ob dies für ihn so bleibt, wird der auf acht Tage angesetzte Prozess zeigen. Dieser wurde gestern ausgesetzt, weil die Verteidiger erst kurz vor dem Verfahren über die Auswahl der Schöffen informiert worden waren. Nächste Woche geht die Verhandlung weiter.
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