Rottacher Monsterbauten als neue „Heimat“

Während man im Rottacher Rathaus die Abänderungen noch strikt ablehnt, hat der Verkauf von Wohnungen des jahrelang umstrittenen Bauvorhabens in der Werinherstraße 2 bereits begonnen. Eigentümerin ist die W2 Verwaltungs GmbH. Doch wer liegt im ständigen Clinch mit der Gemeinde?

Ein Rückbau des Projekts scheint nicht mehr möglich zu sein / Quelle: Klaus Wiendl

Wie berichtet, schmetterte zuletzt der Ortsplanungsausschuss die Anträge der W2 Verwaltungs GmbH auf nachträgliche Änderungen ab. Die Grünwalder Firma wollte sich unter anderem auch eine veränderte Dachneigung und Erhöhung des Gebäudes auf 9,44 Meter amtlich bestätigen lassen. Doch die „dreisten Planänderungen“ gingen nicht durch. Im Ausschuss wurden auch Stimmen nach einem „Rückbau“ laut. Der Ball liegt nun beim Landratsamt.

Aber der Bauherr hat bereits vollendete Tatsachen geschaffen. Ein Rückbau scheint nicht mehr möglich. Denn beide Mehrfamilien- und Einfamilienhäuser sind eingedeckt, die Verkaufsmaschinerie läuft auf Hochtouren. Namhafte Immobilienagenturen sind in das Geschäft mit den beiden Mehrfamilienhäusern eingestiegen. Die Hochglanzwerbung verheißt das Edelste vom Edlen, auch Matteo Thun wird als „Architekt der Träume“ aufgeführt. Zum Verkauf stehen acht „Appartements“ mit bis über 200 Quadratmetern. Die insgesamt 32 Tiefgaragenplätze werden ebenso von den angeschlossenen Einfamilienhäusern genutzt, die im Privatbesitz bleiben. Das zweistöckige „Basement“ mit Swimmingpool im Tiefgeschoss hat an die 300 Quadratmeter. 6.000 Quadratmeter Ufergrundstück werden damit versiegelt.

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„Heimat“ in Millionärslagen

Doch die Krönung setzt dem Ganzen der Name der Wohnanlage auf: sie wird als „Heimat“ angepriesen. „Home is where you don’t have to explain yourself“. Was so viel heißt wie: „Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss“. Die ganze Werbung ist in Englisch gehalten, „Heimat“ ist der einzig deutsche Begriff. Da ist von „Lake Houses“ die Rede, von Masterplan, von Equipment and Energy Concept. Schöne Fotos aus dem Tal sollen das Gefühl von Heimat vermitteln, „da samma dahoam“. Dem Klientel soll offensichtlich das Gefühl der Zugehörigkeit mit dem Kauf einer Wohnung unmittelbar am See vermittelt werden.

Initiiert wurde das Projekt, das den Gemeinderat über Jahre beschäftigte, von Michael H. Hinderer. Er ist mit Peter Hinderer einer der Geschäftsführer der W2 Verwaltungs GmbH. In der Finanzbranche ist Michael Hinderer kein Unbekannter. Laut der Wirtschaftswoche ist er unter anderem auch an dem „Douglas“ – Parfüm-Unternehmen in Düsseldorf über eine Holding beteiligt. Firmenkonstruktionen führen auch in Schweizer Steuerparadiese. Hinderer soll im Hauptberuf Investmentbanker und wichtiger Akteur in der Private-Equity-Szene sein. Er selbst beschreibt sich als beratender Senior Partner bei „Castik Capital Partners“, ein „europäisches Investmentunternehmen“.

Bei so viel internationalem Business fällt der Blick auf das Kleingedruckte einer Ortplanungssatzung offensichtlich schwer. „Heimat“ ist eben da, wo man sich nicht erklären muss. Hier sind Bilder des Projekts einsehbar.

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